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Irrlichter führten die Menschen ins Verhängnis - Foto: pixabay

REGION Serie: Faszination Mythen und Sagen

Die Irrlichter von Ronshausen verbreiteten Angst und Schrecken

HINTERGRUNDMythen und Sagen haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Fast alle Völker der Erde haben ihre eigenen Geschichten, in denen sich die Struktur und die Werte der damaligen Zeit widerspiegeln. Naturgewalten oder Ereignisse, die für die Menschen aus früheren Zeiten unheimlich und unerklärbar waren, wurden so in eine nachvollziehbare Form gegossen und von Generation zu Generation mündlich weitergegeben. Das Wissen über diese Sagen verbleibt bis heute meistens in dem Ort, in dem sie entstanden. Gerade die dunklen Wintermonate eignen sich hervorragend, um sich ein wenig zu gruseln und in die Welt der regionalen Mythen einzutauchen. Mit einer neuen Serie möchte OSTHESSEN|NEWS die schönsten Sagen Osthessens vorstellen.

23.05.18 - Katharina Osan geborene Führer wurde in Ronshausen geboren und  kannte die Geschichte von den Irrlichtern wiederum von ihrer Großmutter. Sie wurde von Generation zu Generation weiter erzählt und so erfuhr auch ihre Tochter Irmgard davon. Irmgard Schmidt aus dem Ludwigsauer Ortsteil Friedlos, die eine gefragte Expertin für hessisches Brauchtum ist, hat diese und viele weitere Sagen und Mythen aus der Region aufgeschrieben und bewahrt.  

Es wird überliefert, dass sich im schönen Wiesental, den Rohrwiesen, gelegen zwischen dem westlichen Ortsrand von Ronshausen und Weiterode, Unheimliches zugetragen haben soll. Es handelt sich um ein Feuchtwiesengebiet mit einem Bach, vielen Sumpfpflanzen und Schilfrohr. Die Bauern haben in früheren Jahren versucht, die Wiesen „trocken zu legen“, um Gras und Heu zu ernten. Doch es gelang ihnen nicht, der Boden blieb feucht.

Fotos: Gudrun Schmidl

Bis ins 19. Jahrhundert reichten die Moorwiesen bis an die Straße, die von Ronshausen nach Weiterode und weiter nach Bebra führte. Es waren holprige, unbeleuchtete Wege, auf denen die Menschen zu Fuß zur Arbeit gingen. Oft kamen sie nach getanem Tagwerk erst spät in der Nacht wieder heim. Es war nicht einfach, in der Dunkelheit den richtigen Weg zu finden, schon gar nicht, wenn man ein paar Schnäpse zu viel getrunken hatte. Manche kamen gar nicht mehr nach Hause.

Waren es die Irrlichter, die besonders bei Vollmond blitzten, die die Menschen auf ihrem Weg ins Verderben geführt haben? Bis ins 19. Jahrhundert hinein sollen sie in den Rohrwiesen präsent gewesen sein, verbreiteten Angst und Schrecken. Als Irrlicht wird eine bestimmte Leuchterscheinung bezeichnet, die vorgeblich hin und wieder in Sümpfen, Mooren oder in besonders dichten, dunkeln Wäldern gesichtet wird. Sie werden als kleine Flämmchen, bläulich, grünlich oder rötlich in der Farbe, wild flackernd oder regungslos wahrgenommen.  Irrlichter wurden den Menschen zum Verhängnis, die sich gefährlich nah an das Moor heran gewagt haben und von dem Irrlicht noch tiefer hinein gelockt wurden, bis sie im Schlamm versunken sind und in ihrem feuchten Grab keine Ruhe fanden.  Manche Sagen interpretieren Irrlichter als die traurigen Seelen im Moor ertrunkener Unglücksopfer.

Die Rohrwiesen stehen heute unter Naturschutz.

Wahrscheinlich gibt es eine einfache, logische, nachvollziehbare Erklärung für die Leuchterscheinung. In den feuchten Wiesen waren viele Tümpel, auch Mooraugen genannt. In Vollmondnächten spiegelte sich das Mondlicht in ihnen. Die Menschen in ihrer Angst vor dem für sie Unbegreiflichen sahen darin Irrlichter. Selbst Irmgard Schmidt hat sich als Kind immer sehr gefürchtet, wenn sie an den Rohrwiesen vorbeikam. Heute stehen die Rohrwiesen als Brut- und Nahrungsgebiet für viele Vögel unter Naturschutz.(gs) +++       

 


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