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Ausbau ICE-Bahnstrecke: Die Region sagt "Nein" zur möglichen Trasse VII
11.06.18 - Mit einer Aktion protestierten über 1.200 Menschen am selben Tag an vielen Orten gegen die mögliche Variante VII der Neubaustrecke der Bahn zwischen Gelnhausen und Fulda. Von Gelnhausen-Haitz über Wächtersbach, Brachttal, Katholisch-Willenroth, Sarrod, Uerzell, Hintersteinau, Wallroth bis zum Fliedener Ortsteil Höf und Haid gingen die Menschen auf die Straße um die Pläne der DB Netz AG zurückzuweisen und für ihren Lebensraum einzutreten.
Zudem stellten sie damit die Streckenführung der Trasse VII dar. Besonders empört hatte es die Bewohner vieler Orte, als sie sich auf einer Karte der Bahn, die nur oberirdische Anteile der Strecke zeigt, gar nicht als Betroffene wiederfanden. Denn mögliche Baustellen, Transportrouten und ähnliches zu den Tunneleingängen, Rampen, Brückenbauten usw. sind dort gar nicht eingezeichnet.
Langjährige Beeinträchtigungen während der Bauzeit aber auch die anschließende Belastung durch Bahnlärm in bisher unberührter Natur soll damit offenbar ausgeblendet werden. Von kleiner Mahnwache über Demonstration, Menschenkette bis zur Kundgebung mit Live-Musik waren die Menschen zusammengekommen, um persönlich Ihre Ablehnung zu zeigen.
So ist den Fliedenern im Ortsteil Höf und Haid erst seit kurzem klar, was hier auf sie zukommen könnte. Schließlich hatte die DB Netz AG erst im April bekanntgegeben die Variante VII zu ändern und bereits südwestlich von Flieden ins Tal zu schwenken. Weit mehr als ein Drittel der 350 Bewohner machte sich auf den Weg, um Ihrem Ärger Luft zu machen. Der Ort musste bereits in den vergangenen Jahren durch große Baumaßnahmen (u.a. A66 und B40) erhebliche Einschnitte in die Lebensbedingungen der Bewohner verkraften. So lehnen sie die Variante VII als unzumutbar ab und sagen „In Höf und Haid sind wir es leid!“.
Ebenso rückte der Schlüchterner Ortsteil Wallroth erst im April in den Fokus der Bahn. Kurz vor Ende des Entscheidungsverfahrens. Über 120 Wallröther zeigten Ihren Unmut und demonstrierten gegen die negativen Auswirkungen der Variante VII auf die Umwelt und die Ihre Lebensqualität. Jahrelanger Bauverkehr durch die Grundstrasse zur A66 sowie über Jahrzehnte Lärm durch ICE und vor allem nächtlichen Güterverkehr wollen die Wallröther Bürger den nächsten Generationen nicht zumuten. Die neu gegründete BI Bergwinkel hat sich bereits weitergehende Gedanken gemacht: Die Variante IV (die sich ebenfalls noch im Entscheidungsverfahren befindet und zumeist im Kinzigtal verläuft) biete im Gegensatz zur VII ihrer Ansicht nach die Chance, einen zeitweilig anzufahrenden Fernverkehrshalt zu schaffen, wie zum Beispiel in Montabaur, Limburg oder Heppenheim, um den Berufspendlern eine bessere Anbindung zu ermöglichen.
In Steinau waren gleich in mehreren Stadtteilen Bewohner aktiv auf der Straße
In den Ortsteilen Uerzell und Neustall bildeten etwa 140 Bürger eine Menschenkette im Bereich der geplanten „Monsterbrücke“. Die Trasse VII würde Ihre Heimat insbesondere durch Überquerung des Uerzeller Wassers südöstlich der Ortschaft unmittelbar betreffen und hätte starke Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität der hier lebenden Menschen. Die Brücke wäre nur 200 m entfernt, ca. 350 m lang und nach derzeitiger Planung ca. 50 m hoch. Die Bürgerinitiative Pro Lebensraum am Rande des Vogelsbergs veranstaltete in Hintersteinau eine Menschenkette mit abschließender Kundgebung. 250 Bürger zeigten am Standort der geplanten Brücke im Naherholungsgebiet Siebenmühlental ihren Widerstand gegen die Variante VII. Mit einer Mahnwache forderte die Dorfgemeinschaft Sarrod dazu auf, die Zerstörung des Salztals durch die Variante VII zu verhindern.
Auf der Trasse des Protests nach Süden fahrend, wurde es in Bad Soden-Salmünsters Stadtteil Katholisch-Willenroth besonders laut. Mit Trillerpfeifen und Trommeln wurde auch dort gegen die Lärm und Baustellenverkehr bringende Trasse protestiert. Vor allem für die Kinder würden die vielen tausend LKWs und der Umleitungsverkehr eine unbeschwerte und gesunde Kindheit auf dem Land gefährden. Auch die bereits auf Plänen sichtbare riesige Baustelle bei Schönhof würde die Lebensqualität der Anwohner des zukünftigen „Durchfahrtsortes“ massiv beeinträchtigen.
Bei Live-Musik kamen im Brachttal noch einmal knapp 400 Menschen zusammen, um den Blick in die Auen der Bracht zu genießen. Diese würden beim Bau der Trasse VII von zwei ca. 45m hohen und 1,2 Kilometer langen Brücken, eine für jede Fahrspur, überspannt werden. Als besonders problematisch sieht die Bürgerinitiative Pro BrachtTal, neben der Verschandelung der Natur und bisher nicht vorhandenem Bahnlärm, aber die lange Bauzeit an, die ihrer Meinung nach die Entwicklung der Stadt Wächtersbach sowie der Gemeinden Brachttal und Birstein auf Jahrzehnte behindern würde. In Wächtersbach wurde am Lindenplatz noch einmal informiert und demonstriert und sogar in Gelnhausen-Haitz/Kaltenborn fand sich eine Mahnwache ein um zu zeigen: Hier geht die Beton-Rampe in den Berg. (pm) +++