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Wolfgang Schumacher mit D-Mark - Fotos: Marius Auth

EICHENZELL 70 Jahre "Währungskind"

Wirtschaftswunder bis Waigel: Wolfgang Schumacher ist so alt wie die D-Mark

23.06.18 - Am 20. Juni 1948 wurde die D-Mark eingeführt, jahrzehntelang Symbol für Wertbeständigkeit und wirtschaftliche Größe. Am selben Tag wurde Friseurmeister Wolfgang Schumacher in Eichenzell geboren, dessen Lebensgeschichte seitdem untrennbar mit der "harten Mark" verbunden ist. Zum 70. Geburtstag schaut Schumacher zurück auf 54 Jahre am Friseurstuhl - und glorreiche D-Mark-Zeiten von Wirtschaftswunder bis Waigel.

Der kleine Friseursalon im Eichenzeller Elternhaus ist nur noch für Familie und Bekannte geöffnet, vor zwei Jahren hat Schumacher die Schere aus der Hand gelegt. Angefangen hat alles im Jahr 1962 am Luckenberg bei Friseurmeister Albert Wenig: "Ich war gerade dreizehn Jahre alt, der Salon von Wenig war eine Top-Adresse: Hier gaben sich auch Politiker wie Cuno Raabe und später Alfred Dregger die Klinke in die Hand. Man war stolz, dort sein Geld zu verdienen." Beim Schneiden, Legen und Ondulieren hat Schumacher das Handwerk von der Pieke auf gelernt und konnte nach seiner Lehre 1972 das Traditionsgeschäft seines Meisters übernehmen. Von 1977 ab frisierte Schumacher am Gemüsemarkt, schräg gegenüber vom ehemaligen Bistro "Marktlücke", bis Mitte der Neunzigerjahre.

Schumacher wurde am 20. Juni 1948 geboren - genau wie die D-Mark

Beim Treffen vor 20 Jahren mit dem damaligen Finanzminister Theo Waigel (auf dem Foto ...

Im Elternhaus ist noch ein kleiner Salon für den Eigenbedarf eingerichtet ...


"Der Beruf und die Arbeitsweise haben sich grundlegend verändert. Früher hat der Friseur Haare gemacht, heute ist er Stylist. Aber eins war immer gleich, bis zur Einführung des Euro im Jahr 2002: Man konnte sich auf die 'harte Mark' verlassen, es waren gute Zeiten. Die D-Mark war unser Stolz, der Euro dagegen hat keinen Glanz mehr." Von Kindesbeinen an war Schumacher die Gnade des besonderen Geburtstages bewusst: "Zur Einführung der D-Mark gab es 1948 für jeden Bürger ein Kopfgeld von 40 Mark - das habe ich als Baby gleich mitgenommen. Und in der Schule war ich das D-Mark-Kind, die Lehrer haben gesagt: 'Hoffentlich bleibst du uns erhalten, wie die Währung' - nur halb im Scherz."

Als der inzwischen 49-jährige Schumacher dann 1998 die "Tagesthemen" schaut, tritt die große Politik in sein Leben: 50 Geburtstagskinder, D-Mark-Kinder, würden gesucht, tönt es offiziös aus dem Fernseher. "Ich habe schnell eine Kopie meines Personalausweises ans Finanzministerium geschickt. Als dann der Bescheid kam, wurden wir in der Bundeshauptstadt Bonn hofiert wie Stars: Neben Finanzminister Theo Waigel waren Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer und EZB-Präsident Wim Duisenberg anwesend. 50 Jahre D-Mark wurden gefeiert - und wir."

Mit der Einführung des Euros ging auch für Schumacher eine Ära zu Ende: "Ich hatte bereits 1995 das Geschäft am Gemüsemarkt an eine Mitarbeiterin abgegeben und im Elternhaus in Eichenzell einen Friseursalon aufgemacht, in kleinerem Rahmen als zuvor. Der Bezug zur Währung ist heute nicht mehr da, die Welt hat sich verändert. Aber die Euro-Kinder werden es in ein paar Jahrzehnten ähnlich sehen", lacht Schumacher. (Marius Auth) +++


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