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Eine schwere Stahltür am Eingang des Bunkers - Fotos: Moritz Pappert

KÜNZELL Relikte aus dem Kalten Krieg (1)

Zivilschutzbunker: die Rettung vor dem Tod im Falle des Krieges

Relikte des Kalten KriegesAuch wenn der Kalte Krieg schon rund 35 Jahre vorbei ist, gibt es in Osthessen noch immer zahlreiche Relikte, die auf die Zeiten voller Angst und Ungewissheit hinweisen. Zusammen mit Matthias Schweimer, der den Kalten Krieg in Osthessen wissenschaftlich erforscht, begibt sich Osthessen|News auf eine Reise in die Vergangenheit. +++

11.07.18 - Es ist 1962. Die Sowjetunion stationiert Mittelstreckenrake-ten auf Kuba. Das Ziel: Die USA. Die Kuba-Krise ist der Höhepunkt des Kalten Krieges. Im Mittelpunkt steht Fulda. Das „Fulda Gap“ war das zentrale Einfallstor der Warschauer Paktes im Falle eines Angriffs auf die NATO. In Deutschland laufen ein paar Jahre später die Bauarbeiten der Zivilschutzbunker. Die Welt hält den Atem an.

Auch in Osthessen werden im Zuge des Kalten Krieges zahlreiche Anlagen zum Schutz der Bevölkerung errichtet. Und viele davon sind heute noch gut erhalten. Einige von ihnen wurden sogar für einen Katastrophenfall noch bis vor wenigen Jahren regelmäßig gewartet.

v.l.: Joachim Schneider, Matthias Schweimer (Heimatforscher), Dr. Markus Vonderau,Timo ...

Unter dem Gemeindezentrum Künzell befindet sich der Bunker

Auch eine eigene Stromversorgung war verbaut

Im Notfall wären die Turbinen per Muskelkraft angetrieben worden

Eine, gut erhaltene, aber längst stillgelegte Zivilschutzanlage befindet sich in Künzell, eineinhalb Meter unter dem heutigen Gemeindezentrum. Dieser unterliegt, neben zwei weiteren in Osthessen noch der Zivilschutzbindung und darf somit baulich nicht verändert werden. Eine unscheinbare Tür führt in den Vorraum des Bunkers. Hinter ihr befindet sich eine weitere, rund 50 Zentimeter dicke Stahltür. Um sie schließen zu können, mussten erst die Bodenelemente herausgenommen werden, da diese noch cirka 50 Zentimeter in den Boden hinein geht. Im Inneren des Bunkers findet man neben dem großen Mehrzweckraum auch Waschräume, Technikräume und zwei Schleusen für den Fall einer Luftverunreinigung von außen vor. Gebaut wurde die Anlage erst 1989 bis 1991, somit dürfte diese eine der letzten sein, die im Zuge des Kalten Krieges entstanden ist. Bis zu 500 Menschen hätten im großen Saal im Ernstfall Platz gefunden. Hier konnte man die Holzvertäfelungen abnehmen und Liegen sowie Sitze befestigen. Im Technikraum befinden sich sechs Luftansaugungsanlagen, die im Notfall auch per Kurbeln betätigt werden konnte. Im Krisenfall konnten Aktivkohlefilter zugeschaltet werden.

Heute befindet sich dort eine Schießanlage

Schutzraumkonzept wurde 2007 aufgegeben

Im Waschraum befindet sich eine Pumpe zum Abpumpen der Fäkalien per Hand. Außerdem lagern hier noch immer Campingtoiletten, Decken und Abfallbehälter. „Die Toilettenanlage wird heute noch für Feste und Veranstaltungen am Gemeindezentrum genutzt“, so Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf, der OSTHESSEN|NEWS zusammen mit dem Heimatforscher Matthias Schweimer, Dr. Markus Vonderau, Joachim Schneider und Martin Görnert von der Gemeinde Künzell bei der Besichtigung begleitete.  „Gewartet wurde der Bunker noch bis zum Jahr 2010. Heute wird er zum größten Teil vom Schützenverein genutzt“, so Martin Görnert.

In Osthessen gab es neben dem Zivilschutzbunker in Künzell noch elf weitere Schutzräume, beispielsweise:

– unter der Feuerwache in Fulda, dieser wurde 1972 gebaut und bestand aus acht einzelnen Schutzräumen mit je 25 Plätzen
– unter dem Uniplatz, dieser wurde 1964 gebaut und bestand aus zwei Schutzräumen mit je 50 Schutzplätzen, er wurde jedoch 2009 beim Bau der Karstadt- Tiefgarage abgerissen
– in der Tiefgarage unter dem Arbeitsamt in Fulda, dieser wurde 1990 gebaut und hatte 552 Schutzplätze
– und unter dem Telekom Gebäude in der Petersberger Straße

 

Das Schutzraumkonzept wurde im Jahr 2007 vom Bund aufgegeben. Seitdem sind die Schutzräume in kommunaler und privater Hand. Seit 1990 werden keine neuen Schutzräume mehr gebaut. Die meisten werden nun für rund 3.500 Euro pro Schutzraum zurückgebaut. Es bleibt also zu hoffen, dass Schutzräume nie verwendet werden müssen. (Moritz Pappert)+++


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