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BAD HERSFELD Botschaft: Nie mehr Krieg!

Fünfte Premiere: "Hair - das Musical" - Quietschbunte Hippie-Nummernrevue

04.08.18 - Der Schlusseffekt war gleichsam genial wie verblüffend: Als die vorzügliche Band unter der Leitung von Christoph Wohlleben zur zweiten und letzten Zugabe noch einmal die Hippie-Hymne „Let the sunshine in“ anstimmte, schwärmte das Ensemble aus und holte einen Zuschauer nach dem anderen auf die Bühne, wo gemeinsam getanzt und gesungen wurde. Und während immer mehr Publikum hinzuströmte, verkrümelten sich die Darsteller nach und nach in die Katakomben der Stiftsruine, so dass am Ende nur noch die Zuschauer ausgelassen auf der Bühne feierten. Soviel Lebensfreude gab es bei den Bad Hersfelder Festspielen bestimmt schon lange nicht mehr.

Power to the people: Claude (Christof Messner) inmitten seiner Freunde Alle Bilder: Martin Engel

Sex und Drugs und Rock 'n' Roll.

Einfühlsam und sexy: Sheila (Bettina Mönch)

The Supremes

Gina Marie Hudson als Dionne

Der Zerisssene: Claude

Mit dem Musical „Hair“ und seinen noch heute unglaublich starken Songs wurde am Freitagabend die fünfte Premiere der diesjährigen Spielsaison gefeiert. Als das Stück vor 50 Jahren am Broadway uraufgeführt wurde, war das eine Revolution. Mitten im Vietnamkrieg wurden pazifistische Hippies in den Fokus gestellt, was das damalige Establishment als eine „Ungeheuerlichkeit“ empfand.

Victor Hugo Barreto als Hud

Mit enormer Präsenz: Riccardo Greco als Berger

Kiffen für den Frieden

Der Plot ist schnell erzählt: Der aus einer erzkonservativen Familie stammende Claude (zerissen gespielt von Christof Messner) schließt sich in New York einer Hippie-Gruppe an und es entwickelt sich eine - bei der Hersfelder Inszenierung allerhöchstens angedeutete - Dreiecksbeziehung zwischen ihm und Berger (energiegeladen: Riccardo Greco) und Sheila (einfühlsam und sexy: Bettina Mönch). Dann bekommt Claude den Einberufungsbefehl, den seine Eltern begrüßen. Er zweifelt, begibt sich aber dann doch in sein Schicksal, wird Soldat und fällt. Freunde und Eltern trauern wegen dem unsinnigen Verlust.

Regisseur Gil Mehmert, der in Bad Hersfeld bereits „Sunset Boulevard“ (2011) und „Carbaret“ (2016) inszenierte, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er die Möglichkeiten der Bühne einmal mehr nicht auszunutzen wusste. Die Apsis ist versteckt, das komplette Geschehen spielt auf der Vorderbühne. Dort schafft er freilich viele schöne Bilder, wie etwa der bekifft wahrgenommene Ritt von Sheila auf dem Schimmel durch die Hanf-Plantage (übrigens entlehnt von Milos Formans Kinoadaption von 1979).

Der Tanz des Ku-Klux-Klan

Mehmert kann sich glücklich schätzen ein solch energiegeladenes Ensemble zur Verfügung zu haben und es wäre ungerecht, einen davon herauszuheben. Klar, dass die drei Hauptprotagonisten den meisten Beifall hatten, aber jeder machte seine Sache top. Nicht alle hinter der Bühne können hier genannt werden. Die Choreografien von Melissa King im geschickten Überall-Bühnenbild von Jens Kilian waren atemberaubend, und die Kostüme von Dagmar Morell passten voll ins Bild.

Jimi Hendrix

Regisseur Mehmert verzichtet – und das nicht zum Nachteil – darauf, aktuelle Themen abarbeiten zu wollen (obwohl sich ein Seitenhieb auf Donald Trumps Haarpracht durchaus angeboten hätte). Allenfalls als die verballhornte Version von Jimi Hendrix´ US-amerikanischer Nationalhymne eingespielt wird, denkt man: Aha, da ist zurzeit was faul in den USA! Lieber macht Mehmert das Stück zu einer Nummern-Revue, die den „Summer of Love“ noch einmal zurückholt wie in einer Zeitreise. Es geht um Love & Peace, Sex und Drugs und Rock 'n' Roll.

Jackie Kennedy / Carolin Schönemann

Unkle Sam will DICH

Bis kurz vor Schluss: Als die Hippies NACKT gegen Vietnam protestieren und von der Polizei zurückgeschlagen werden (eine Szene, die unser Fotograf bei der Generalprobe leider nicht aufnehmen durfte) und beim Tod von Claude kommen dem Zuschauer fast die Tränen. Schon deshalb war die Idee mit der versöhnenden Zugabe von „Let the sunshine in“ Gold wert. (Matthias Witzel) +++

Abschied: Sheila und Claude

Nach Vietnam

Auf dem Trip und auf dem Schimmel

Claudes Vater (Thorsten Krohn)

Napalm-Girl: Marides Lazo

Tot!!!


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