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Olivia Lask und Uta Dörr sind die Retterinnen von Ausbildungen in der Krise
08.08.18 - Schlechte Noten, Unterforderung, Stress mit Vorgesetzten oder persönliche Sorgen: Die Gründe, warum eine begonnene Ausbildung in eine Krise geraten kann, sind vielfältig. Für ausbildende Betriebe, die zunehmend Schwierigkeiten haben, Auszubildende zu finden, ist das ebenso frustrierend wie für die betroffenen Nachwuchskräfte. Frühzeitig Unterstützung anzubieten, um den Fortgang der Ausbildung zu sichern, ist das Ziel des Landesprogramms QuABB, für das an den Berufsschulen im Landkreis Fulda zwei engagierte Ausbildungsbegleiterinnen im Einsatz sind.
QuABB steht für „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule“ und hat sich nach einer ersten Erprobungsphase (2009-2015) als zuverlässiges Programm für akute und präventive Unterstützung bei Ausbildungskrisen in der Region bewährt. Seit 2015 ist es in der Trägerschaft des Landkreises und beim Kommunalen Kreisjobcenter im Bereich Arbeitskräftesicherung angesiedelt.
Vor Ort in den vier Berufsschulen (Ferdinand-Braun-Schule, Konrad-Zuse-Schule, Richard-Müller-Schule und Eduard-Stieler-Schule) und der Lehrbauhalle bieten die Pädagoginnen Uta Dörr (48) und Olivia Lask (32) – beide von Anfang bei QuABB dabei – kostenlose Sprechstunden nicht nur für die Azubis während der Berufsschultage, sondern auch für Betriebe und Lehrkräfte an. Ihr Anspruch dabei ist, bei Ausbildungskrisen möglichst alle Seiten anzuhören und für alle Beteiligten eine gute Lösung zu finden. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto. Dementsprechend ist die Unterstützung durch Uta Dörr und Olivia Lask von Fall zu Fall ganz individuell. Ausgehend von sechs Eskalationsstufen, die mit einer sich anbahnenden Krise beginnen und im schlimmsten Fall mit dem Abbruch der Ausbildung enden, reichen ihre Maßnahmen von der Präventivbegleitung bis hin zur Unterstützung beim Finden eines neuen Ausbildungsbetriebs.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, stehen den methodisch geschulten Ausbildungsbegleiterinnen im Vorfeld viele Möglichkeiten zur Verfügung, die in 81 Prozent aller Fälle zum Erfolg führen. „Bei 292 Auszubildenden, die in knapp drei Jahren QuABB in Anspruch genommen haben, eine gute Quote“, findet Florian Hütsch, der das Projekt beim Landkreis koordiniert.
Zu den häufigsten Problemlagen, die zu Krisen in der Ausbildung führen und alle Berufe betreffen, zählen bei der Mehrheit der Programmteilnehmer (43 Prozent) schulische Probleme, darunter schlechte Noten, Sprachdefizite oder hohe Fehlzeiten. Etwas über ein Drittel (36 Prozent) hat Probleme im Betrieb wie beispielsweise Stress mit Vorgesetzten, Kollegen oder Ausbildern oder Konflikte, weil die Leistung nicht stimmt. Bei 21 Prozent sind es Probleme im privaten Bereich wie Konflikte mit Bezugspersonen, gesundheitliche oder finanzielle Sorgen. Häufig liegt aber auch eine Kombination aus mehreren Problemlagen vor. „Wir bekommen die komplette Bandbreite an Problemen mit, die man als Mensch so haben kann“, berichtet Olivia Lask.
Probleme lösen: beraten, vermitteln, coachen, schlichten
Mal kann es dann helfen, mit einem Azubi, der chronisch unpünktlich in seinem Betrieb erscheint, ein klärendes Gespräch zu führen, mal geht eine „Ausbildungsretterin“ in die Klasse, die schon seit Monaten einen Schüler mobbt, der deshalb auch an der Arbeit Frust schiebt, und hält einen Vortrag über das Thema, um die Mobber zum Umdenken zu bewegen. In anderen Fällen hilft es, einem Azubi, der in seinem aktuellen Betrieb unterfordert ist, bei der Suche nach einem anderen Unternehmen zu unterstützen, das ihn besser ausbildet. „Bei privaten Problemen vermitteln wir auch schon mal Therapiemöglichkeiten, helfen bei der Wohnungssuche oder führen Gespräche mit den Eltern“, erzählt Uta Dörr. Vertraulichkeit hat dabei stets oberste Priorität.
Bei ihrer anspruchsvollen Arbeit, die viel Einfühlungsvermögen und psychologisches Geschick erfordert, erhalten Olivia Lask und Uta Dörr ihrerseits fachliche Unterstützung in Form von Fortbildungen beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik („Inbas“) in Offenbach, das das Programm während der Modellphase in Fulda umgesetzt hat. Auch finden für die 26 hessischen QuABB-Regionen regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch statt. „In Zeiten, in denen Betriebe immer mehr die Nachwuchskräfte ausgehen, wird es für sie in Zukunft noch wichtiger werden, Auszubildende zum Abschluss zu bringen. Mit Unterstützung der Schulen und Kammern wird QuABB daher künftig eine noch größere Rolle spielen“, prognostiziert Florian Hütsch. (pm) +++