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Stellvertretende Gesichter des Festivals: Materia - Fotos: Hans-Hubertus Braune

ESCHWEGE Marteria dreht Musikvideo am Flair

Open Flair 2018: Ein Festival für die Geschichtsbücher - Abriss am Samstag

14.08.18 - Das Open Flair 2018 in Eschwege ist Geschichte - und dürfte als großes Spektakel in die Festivalhistorie eingehen. 20.000 feierten fünf Tage lang bei bestem Wetter - die extreme Hitze verabschiedete sich am Donnerstagabend nach einem kurzen heftigen Regenschauer und machte Platz für traumhaftes Festivalwetter. Unzählige Bands gaben auf den diversen Bühnen einmal mehr ihr Bestes. Ob blutjunge Livestarter oder die großen Headliner - sie alle hatten Bock. Kraftklub etwa sorgte am Freitagabend für völlige Eskalation. Oder Trailerpark am Donnerstag auf der Seebühne - um nur zwei der vielen Tops zu erwähnen.

...und Feine Sahne Fischfilet.

Ebenso umjubelt: Der Auftritt von Monsters of Liedermaching

20.000 Fans - das Open Flair einmal mehr ausverkauft

Wanda

Der Samstag toppte das Ganze nochmals. Aus der Sicht eines Fotografen lässt sich dieser Festivalsamstag wie folgt beschreiben: Die Anreise aus Osthessen erfolgt über die B 27 und mit einem kleinen Umweg wegen der A 44-Baustellen problemlos. Pünktlich zum Auftritt der Monsters of Liedermaching im Bühnegraben sein - das erste Ziel ist erreicht. Die Monsters lieben das Flair - und das Flair die Monsters. Auf diese einfache Formel lässt das bringen, was am Nachmittag auf und vor der Hauptbühne abgeht. Die sechs Liedermacher brauchen einfach nur ihre Instrumente, ihre Stimmen und ein paar Bierbänke. Kein Schnickschnack. Die Fans auf dem bestens gefüllten Platz skandieren "Headliner", singen, tanzen und schunkeln bei den Liedern der Monsters. Das ist wahre Liebe zwischen Band und Publikum. Wikipedia beschreibt, dass zwischen den Monsters und dem Open Flair eine enge Verbindung besteht. Seit 2004 kommen sie jedes Jahr - abgesehen von einer zwischenzeitlichen Bandpause. Zum Fotografieren sind sie nicht ideal - sie sitzen fast nur auf der Bühne - und die Bühnenkante ist recht hoch. Egal - die Jungs machen einfach nur gute Laune.

Und Lust auf das, was an diesem Samstag noch so alles auf dem Programm steht. Faber zum Beispiel. Der 23-jährige Schweizer spielt auf der Freibühne und lässt vor allem die Herzen des weiblichen Publikums in Ekstase schlagen. Mit seinen mitunter leisen Tönen sorgt er für den Kontrast. Auch das schöne Bühnenbild mit vielen Details fällt auf - und ist für uns Fotografen nett.

Auf der Radio Bob-Bühne macht sich derweil der Co-Headliner des Tages bereit. Aus Wien angereist ist die fünfköpfige österreichische Rock-Band Wanda. Deren Frontmann Marco Michael Wanda zündet sich erstmal genüsslich eine Kippe an und präsentiert nahezu pausenlos ein mitreißendes Programm. Ohne große Worte, ohne großen Heckmeck überzeugt Wanda. Im Bühnengraben hat übrigens eine nette Schwäbin aus der Nähe von Ravensburg das Kommando über uns Fotografen. "Ich freue mich übrigens über Geschenke", sagt sie. Eine Kippe ist da schon mal nett. Und: "ich liebe Lilien". Wo sollen wir die bis zum nächsten Auftritt auf der Hauptbühne herbekommen?

Zwischendurch geht der Blick auf DeWolff. Die drei Jungs aus den Niederlanden reihen sich ein in die Auftritte voller Spielfreude - und bieten auch den Fotografen einiges an Motiven. Ein Fest für Psychedelic- und Blues-Rock-Fans. Es ist späterer Samstagabend, die Sonne ist langsam untergegangen und der Platz füllt sich. Bei Marteria ist es dann rappelvoll. Im Bühnengraben versammeln sich die Fotografen. Eine Kollegin hat die Idee. Sie präsentiert der netten "Chefin" im Graben ein Lilien-Bild - mal eben schnell gegoogelt. Das Zusammenspiel ist eben perfekt. Auch bei Marteria gilt: Die ersten drei Lieder dürft ihr. "Aber wartet, bis er auf der Bühne ist" - kein Problem.

An dieser Stelle ein Wort zum Sicherheitsdienst: 180 Männer und Frauen sorgen dafür, dass das Open Flair so friedlich ist, wie es ist. Sie verbreiten beste Stimmung und sind zu jeder Sekunde zur Stelle - es ist die perfekte Mischung zwischen Spaß und notwendigem Durchgreifen, wenn es nötig ist. Bei Marteria sind sie besonders auf der Hut und wissen, hier geht mächtig die Post ab. Der Deutsch-Rapper zeigt eine perfekte Show. Als dann auch noch Casper - die beiden produzieren ein Album namens "1982" - mit auf der Bühne steht, gibt es bei den Fans kein Halten. "Leute, wir drehen heute das Video zu Adrealin hier auf dem Open Flair", ruft Marten den ausgeflippten Fans zu. Dazu hat sich auch Kumpel Monchi von Feine Sahne Fischfilet eingefunden - später tauchen Marteria und Casper dann bei deren Zugabe mitten in der Nacht zu Sonntag auf der Seebühne auf.

Diese Kombination kann auf einem Festival nur eines bedeuten: Der totale Abriss. Feine Sahne Fischfilet um 0:30 Uhr auf der Seebühne und das nach Materia - die Security verstärkt seine Präsenz vor der Seebühne auf 30 Mann - und hat alles im Griff. Feine Sahne Fischfilet steht nicht gerade für feinsten musikalischen Hochgenuss - es sind mehr ihre Texte und klaren Ansagen gegen die rechte Szene. Den Song "Angst frisst Seele auf" haben sie der Linken-Politikerin Katharina König-Preuss gewidmet. Die Thüringerin ist Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss. In dieser Nacht tanzt und singt sie mit Monchi - dem Frontmann der Band - den Song. Übrigens: Die Doku "Wildes Herz" von und über Feine Sahne Fischfilet sorgt für Furore, Jan "Monchi" Gorkow ist nicht nur wegen seiner Körperfülle präsent. Er motzt sein Publikum auch mal an, nach dem Motto "Skandiert nicht nur auf Festivals eure Parolen, sondern zeigt euch auf den Straßen gegen Rechts". Er zeigt den Fans auch mal seinen nackten Allerwertesten und steht mit freiem Oberkörper auf der Bühne. So manches sollte fototechnisch einfach auf dem Flair bleiben.

Zehn Stunden Open Flair aus Sicht eines Fotografen - das Festival bietet die ganze Bandbreite angesagter feiner Live-Musik und Kunst samt emotionaler und schräger abgefahrener Momente. Es ist ein Festival für Generationen. Und es scheint, als ob die Menschen dem hektischen und von Unruhen geprägtem Alltag einfach mal entfliehen wollen. Hier auf dem Festival ist die Welt für einige Tage unter Gleichgesinnten einfach in Ordnung. Gemessen an den 20.000 Festivalbesuchern fällt auch die Bilanz der Polizei positiv aus. Über Twitter hat sie die Besucher aktuell informiert und war präsent, ohne ins Auge zu stechen. Nach dem Flair ist bekanntlich vor dem Flair. Und die Veranstalter um Alex Feiertag versprechen schon jetzt, dass sie einige Eisen für das Open Flair 2019 im Feuer haben. Der Vorverkauf hat schon begonnen. Das Open Flair schreibt seine Geschichten - definitiv. (Hans-Hubertus Braune) +++


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