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- Fotos: Julius Böhm

HÜNFELD "Ich will hier bleiben"

Hosan Derki betreibt einen syrischen Supermarkt

28.09.18 - "Freekeh" heißt eine syrische Spezialität, die man im Supermarkt von Hosan Derki in der Hünfelder Innenstadt kaufen kann. "Es ist wie Reis, nur anders", sagt der 37-Jährige, lacht und packt einer Kundin eine große Melone in die Tüte. Er hat sich mit Spezialitäten aus seiner Heimat Syrien, der Türkei und dem Persischen selbstständig gemacht. Vor fünf Jahren wurde er noch als Assad-Gegner von der Polizei verfolgt.

Er hatte Flugblätter gegen den syrischen Präsidenten Baschar al Assad verteilt. Die Polizei wollte ihn festnehmen. Nach vier Tagen im Freien floh er mit seiner Familie. Die Flucht dauerte mehr als ein Jahr. Von Syrien in die Türkei, weiter mit dem Schlauchboot nach Griechenland, zurück in die Türkei, dort für drei Monate mit Frau und Kindern im Gefängnis, 2013 dann endlich mit dem Flugzeug nach Düsseldorf. 30.000 Euro gingen an die Schleuser.

"Warum habe ich nicht schon vor zwei Jahren angefangen mit dem Laden?" fragt Derki, der auch schon in seiner Heimatstadt Damaskus einen Supermarkt, deutlich größer als der in der Haunestadt, betrieb. Im Mai eröffnete er das kleine Geschäft. Inzwischen gibt es einige Stammkunden, vor allem Deutsche. "Viele wollen unsere Küche ausprobieren. Vor allem die Gewürze laufen gut", sagt er. Einige kämen sogar mit ganzen Listen und wollen Rezeptvorschläge von ihm.

1.000 Artikel auf 160 Quadratmetern

160 Quadratmeter mit 1.000 Artikeln sind sein Reich. Auch seine Frau Hevin (32) und sein Vater helfen mit. Die Kinder, ein Mädchen (12) und ein Junge (7) gehen in Hünfeld zur Schule. Der Kleinste (3), der in Deutschland geboren wurden, geht in den Kindergarten. Hosan Derki ist Muslim: "Aber nur auf dem Papier."

Zweimal in der Woche fährt nach Frankfurt, um frische Produkte einzukaufen. Zweimal im Monat geht es gar nach Berlin, um von der Sonnenallee - sie wird auch Arabische Straße genannt - Spezialitäten mitzubringen. Derki plant schon, den Laden zu erweitern und ab dem kommenden Jahr frisches Fleisch anzubieten.

"Will hier nicht mehr weg"

Er selbst sagt, er sei glücklich: "Wir leben hier in einem demokratischen Land, uns geht es gut. Ich will arbeiten und meine Familie ernähren. Eigentlich will ich hier nicht mehr weg." Der Start in ein neues Land sei zwar schwer, man sei wie neu geboren. "Du musst die Sprache lernen, dich an die Gepflogenheiten der Menschen gewöhnen und integrieren. Das ist nicht leicht", ist er ehrlich.

In Damaskus lebte er mit seiner Familie in einer eigenen Wohnung, "wir hatten ein gutes Leben, bis der Krieg begann." Als er in Deutschland angekommen war, machte er zuerst einen sechsmonatigen Sprachkurs. "Das ist das Wichtigste", sagt er. Nach dreieinhalb Jahren als Lagerist hat er es nun geschafft: Er ist sein eigener Chef; und das Geschäft läuft. (Julius Böhm) +++


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