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Dr. Steffen Lancee. - Foto: Sabine Galle-Schäfer

ALSFELD Mit neuester Technik gegen Hernien

Chefarzt Dr. Steffen Lancee stellt OP-Methoden am Kreiskrankenhaus vor

22.08.18 - „Pass auf, dass du dir keinen Bruch hebst!“ Diese Warnung hat wohl jeder in der Kindheit schon einmal gehört. Dass der „klassische“ Leistenbruch auch andere Ursachen und eben nicht nur das schwere Heben haben kann, darüber informierte Chefarzt Dr. Steffen Lancee beim jüngsten Vortragsabend des Krankenhaus-Fördervereins. Dabei stellte er gleich zu Beginn fest: „Bruch" ist eigentlich der falsche Begriff, der Mediziner spricht stattdessen von „Hernie".

Seit 2014 ist Lancee in Alsfeld tätig, rund 700 Hernien hat das Team der Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie seitdem operiert – mit neuester Technik, nach neuesten Erkenntnissen und in vielen Fällen laparoskopisch: Der große Schnitt wie bei einer offenen OP entfällt, lediglich zwei, drei kleine Schnitte sind nötig, um das OP-Besteck in den Bauchraum eiinzuführen. Längst wird das Gewebe des Bruchs nicht mehr nur vernäht, der Alsfelder Chefarzt legt ein Netz ein. „Wir verwenden Netze, die sich an die Leiste anpassen, sie verrutschen nicht und sind in wenigen Tagen fest eingewachsen. Das bedeutet: Eine Woche nach der OP können sich die Patienten wieder problemlos bewegen, selbst Sport können sie nach so kurzer Zeit wieder treiben", erklärte der Chefarzt, der eine überaus erfolgreiche Quote aufweisen kann: Nur 0,5 Prozent seiner Patienten müssen noch einmal an einer Hernie an der gleicher Stelle operiert werden.

Das war in den Anfängen der Medizin – erste Aufzeichnungen stammen aus der Zeit um 1700 vor Christus – noch anders. Insbesondere das Mittelalter „war eine schwere Zeit in der Hernienbehandlung", da die Kirche die medizinischen Forschungen sehr stark einschränkte. Behandelt wurden die Kranken damals von Bruchschneidern, den Vorgängern der heutigen Chirurgen. „Das ging in der damaligen Zeit extrem schief", so Lancee. Mehr als die Hälfte der Kranken überlebten den Eingriff nicht. Trotz der hohen Risiken – Narkosen beispielsweise gab es damals noch gar nicht – legten sich die Menschen unter´s Messer. „Männer, die einen Bruch hatten, konnten praktisch nicht mehr arbeiten. Da ging es ums Überleben der Familie", schilderte Dr. Lancee.

Edoardo Bassini (1844 – 1924) war es dann, der im Grunde das „Lehrbuch" für Hernienchirurgie verfasst hat. „Meine erste OP war auch  ein Bassini", erinnerte sich der Alsfelder Chefarzt. Anschließend stellt er noch einmal die verschiedensten Brüche und deren mögliche Ursachen – von der Bindegewebsschwäche bis zur Verletzung der Bauchwand durch eine OP oder einen Unfall – vor. Durch die sogenannte Bruchpforte kann dann Gewebe in den Bruchsack gelangen. Gefährlich wird es, wenn es sich dabei nicht nur um Fettgewebe, sondern auch um Darm handelt. Wenn der eingeklemmt wird, ist die Durchblutung gestört und der Darm kann absterben, warnte Dr. Lancee. Dann müsse rasch operiert werden, um eine Bauchfellentzündung zu verhindern, die immer noch sehr gefährlich sei.

„Wenn Sie einen Bruch haben und entsprechende Symptome, also wenn die Vorwölbung Schmerzen verursacht, dann gehen Sie zum Arzt", riet Dr. Lancee. Er habe Verständnis für die Menschen, die Angst vor einer OP hätten, aber „wir hatten viele Patienten hier gehabt, wo man sich schon gefragt hat, warum sie  nicht früher gekommen sind." (pm) +++


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