Marianne Sägebrecht - Star-Gast beim Klassik-Konzert "Romeo und Julia"

24.08.18 - Woody Allen hat sie abgesagt, Harry Potter und Paddington Bear ebenfalls, aber dem Ruf von Intendant Joern Hinkel nach Bad Hersfeld ist Weltstar Marianne Sägebrecht liebend gern gefolgt. Die beiden verbindet eine langjährige Freundschaft und das hat sicher geholfen, die agile 72-Jährige, die ihre Engagements sehr genau auswählt, zu überzeugen. Bei Dreharbeiten für den Film „Ganz unten, ganz oben“, von Matti Geschonnek haben sie sich vor 20 Jahren in München kennengelernt. Joern Hinkel studierte zu der Zeit an der Bayerischen Theaterakademie Opern- und Theaterregie bei August Everding, schnupperte zwischendurch als Praktikant am Filmset und durfte sich nebenbei als Fahrer von  Marianne Sägebrecht beweisen. Tiefgründige Gespräche inklusive. Marianne Sägebrecht und Joern Hinkel blieben immer in Kontakt, doch erst jetzt kam es zur ersten persönlichen Begegnung nach zwei Jahrzehnten. „Joern ist sehr charismatisch, künstlerisch und menschlich eine Persönlichkeit“, ist die berühmte Schauspielerin voll des Lobes.

Nach zwanzig Jahren Freundschaft das erste persönliche Treffen

„Gänsehaut hoch, Gänsehaut runter“ kommentierte die Bayerin, die alles Spirituelle sofort in sich aufsaugt, ihren Gemütszustand angesichts der überwältigenden Kulisse der Stiftsruine, in der sie für einen Abend eine wichtige Rolle übernimmt. Sie ist Star-Gast des Klassik-Konzertes der Bad Hersfelder Festspiele mit dem Hessischen Staatsorchester Wiesbaden am kommenden Samstag, 25. August.

Mit ihrem unvergleichlichen weichen bayerischen Dialekt trägt sie passende Texte von Shakespeare an der Seite von Publikumsliebling Robert Joseph Bartl vor. Texte aus 1000 und 1 Nacht  ergänzen das Programm. Gerade mit Scheherezade, der Geschichtenerzählerin aus den orientalischen Märchen, fühlt sie sich verbunden, denn sie selbst erzählt für ihr Leben gern Geschichten und jede und jeder hört ihr, fasziniert von so viel Lebendigkeit und Lebensklugheit, gern zu.

Obwohl die Nacht kurz war – gemeinsam mit Joern Hinkel hat sie die Auswahl der Texte getroffen, die noch „ein bisschen gekürzt werden müssen“ – sprudeln die Worte nur so aus Marianne Sägebrecht heraus. Ihr original japanischer Fächer hat natürlich eine Geschichte, ihr Leben in dem kleinen Dorf am Starnberger See, in dem sie sich als „Promi-Tussi“ zunächst behaupten musste, schmückt sie mit vielen herzerfrischenden Anekdoten, ihre Rolle vor der Kamera als die wunderbare Beda Andersson in „Pettersson und Findus“ und ihr aktuelles Engagement im Gärtnerplatztheater in München in der Rolle der Frau Reitmayer im Musical „Pumuckl“ liegen ihr sehr am Herzen, denn die kleinen Zuschauer haben sie von Herzen gern und zeigen ihr das auch.  

Marianne Sägebrecht fotografiert die Fotografen

In der kommenden Saison wird sie nicht dabei sein, wenn Pumuckl sein Unwesen treibt, denn für sie erfüllt sich mit ihrer ersten Reise nach Surinam, ihrem „Sehnsuchtsland“ in Südamerika ein Lebenstraum. Im Gespräch mit Osthessen-News benennt sie die Faszination ihrer Traum-Destination: „In nächtlichen Träumen residierte ich damals zusammen mit Menschenkindern aus China, Indien, Afrika und dem westlichen Kontinent in einem fernen Land am Meer mit einem großen Regenwald“. „Ich komm aus Surinam“, habe ich meiner Mutter schon mit fünf Jahren gesagt. Ein Jahr später hat sie Suri, ihren Teddy-Bär, in einem Sanella-Margarine-Karton mit Brotzeit an Bord über das weite Meer vorausgeschickt.

In ihrem Buch „Auf dem Weg nach Surinam“, das im Jahr 2015 erschienen ist, erfahren die Leser neben Biografischem, Kochrezepten, Wissenswertem aus der Urwaldapotheke und astrologischen Exkursen viele Weisheiten wie „Was der Schöpfer plant, muss das Leben halten“, die der Künstlerin im Laufe ihres Lebens weitergeholfen haben. Als ihr „Seelenland“ in diesem Jahr im Mittelpunkt des Weltgebetstages stand, war sie sofort Feuer und Flamme und sammelte mit einer Benefizlesung aus ihrem Buch für Frauenprojekte weltweit.

Marianne Sägebrecht, eine unkonventionelle Frau, die vor Energie strotzt und trotzdem eine wohltuende Ruhe ausstrahlt, macht sich für die Hospizbewegung stark, kennt sich mit Heilkräutern und ganzheitlicher Medizin aus. „Fanatische Ideen“, wenn es um Ernährung oder Lebensphilosophien geht, sind ihr zuwider. Aber: "Ich werte nicht. Das merken die Menschen“, zeigt sie sich nachsichtig.

Hand aufs Herz

Auch der Hessische Rundfunk war vor Ort

Die begnadete Schauspielerin, die ihre Rollen nicht gespielt, sondern geprägt hat, hatte mit dem Film „Out of Rosenheim“ von Percy Adlon ihre Eintrittskarte für Hollywood in der Hand. In der erfolgreichen Komödie „Der Rosenkrieg“ im Jahr 1989 mit den Hollywood-Stars Michael Douglas und Kathleen Turner spielte sie die Haushälterin so eindrucksvoll, dass ihr ein „lukrativer Fünfjahresvertrag für die Studios in Hollywood angeboten wurde“. Den lehnte sie ab, denn sie wollte den Kontakt zu ihrer Familie in Deutschland nicht verlieren und vor allem ihre Enkeltochter Alina aufwachsen sehen. 

Marianne Sägebrecht fühlt sich in der Festspielstadt sehr wohl, freut sich auf das Klassik-Konzert: Romeo und Julia unter ihrer Mitwirkung, nutzt aber auch die verbleibende Zeit, um sich die Produktion „Shakespeare in Love“ und die Premiere von „Der Alte Mann und das Meer“ anzuschauen. (Gudrun Schmidl) ++

Für das Klassik-Konzert "Romeo und Julia" gibt es noch Eintrittskarten. Tickets 06621-640200
Informationen unter www.bad-hersfelder-festspiele.de