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Blick unter die Fichtenrinde; Borkenkäfer mit Larven - Fotos: Jürgen Dickert

REGION Wälder gelangen an ihre Grenzen

Erst Trockenheit und hohe Temperaturen, dann der Borkenkäfer

25.08.18 - Die hohen Niederschlagsmengen aus vergangenem Herbst und Winter, aber auch der ein oder andere örtliche Schauer im Jahresverlauf haben den Bäumen in unserer Region lange geholfen. Langsam aber sicher geht ihnen nun die Kraft aus. Nach Sturm Friederike, ausgiebiger Trockenheit und sehr hohen Temperaturen, haben viele Bäume derzeit auch noch mit Borkenkäfern zu kämpfen.

Bei einem Blick auf den Wald herrscht vielerorts bereits Herbststimmung. Blätter sind braun und fallen zu Boden, von grünem Gras und Kräutern ist kaum etwas zu sehen. Was dem Waldbesucher aber auffällt, ist die fehlende Farbenbracht. Auch von jenem Herbstgeruch in unseren Wäldern, den jeder für sich anders empfindet, aber ganz eng mit dieser Jahreszeit verknüpft, ist weit und breit nichts zu spüren.

Borkenkäfer sind begeistert

Flächig abfallende Rinde nach Borkenkäferbefall an Fichte

Trockenheit und hohe Temperaturen über Wochen haben am Wald ihre Spuren hinterlassen und bringen die Bäume an den Rand ihrer Kräfte. Besonders für Fichte, aber auch für Lärche, kommt es derzeit noch härter. Was ihnen geschadet hat, finden Borkenkäfer einfach nur klasse.

Mit einer schon erhöhten Populationsdichte aus dem Winter gestartet, fanden sie durch den Sturm Friederike im Frühjahr immer wieder Brutmaterial zur Vermehrung. Auch die zügige Aufarbeitung des Windwurfholzes durch die Waldbesitzer konnte sie nur bedingt bremsen; waren doch auch Bäume, die dem Wind getrotzt hatten, durch Wurzelabrisse in ihrer Wasseraufnahme eingeschränkt und geschwächt. So konnten sich die Käfer in kurzer Zeit vermehren und stoßen aktuell bei einem Befall der Bäume kaum noch auf Gegenwehr.

Durch ihr ausgeklügeltes Lock- und Duftstoffsystem finden sich in kurzer Zeit tausende Borkenkäfer in einem Bereich zusammen und bohren sich in die Rinde der Bäume ein. Durch die anschließende Entwicklung der Larven werden u.a. die Leitungsbahnen der Bäume unterbrochen und sie sterben ab.

Regelmäßige Kontrollen sind wichtig

Borkenkäfer unter der Rinde; verschiedene Entwicklungsstadien

„Es ist derzeit sehr wichtig“, so Norbert Kircher, Leiter der Revierförsterei Dammersbach, „besonders die Fichten- und Lärchenbestände regelmäßig auf einen Befall durch Borkenkäfer zu kontrollieren.“ Erkennen lässt sich ein Befall oftmals schon aus der Ferne, wenn rote Fichtenspitzen aus den Waldungen hervorstechen. Durch den Witterungsverlauf kann es sich zwar auch um reine Trocknisschäden handeln, i.d.R. sind jedoch auch Borkenkäfer wie Buchdrucker oder Kupferstecher mit am Werk. Da der Specht die Käferlarven als Nahrung sucht, weist er durch abgeschlagene Rindenstücke zusätzlich auf Borkenkäferbefall hin. Oft sind dann die Kronen der Fichten noch grün, die Bäume aber mehr oder weniger ohne Rinde. „Hier gilt es zusätzlich alle benachbarten Bäume auf einen Befall zu untersuchen“, so der erfahrene Forstmann Norbert Kircher weiter. „Dabei muss man an den Stammfüßen oder hinter Rindenschuppen auf braunes Bohrmehl achten, welches durch die Aktivität der Käfer am Baum herunterrieselt.“

In allen beschriebenen Fällen ist ein zügiges Handeln geboten. Die Bäume müssen so schnell als möglich eingeschlagen und aus dem Wald entfernt werden. Alternativ können sie, wenn die Käferlarven noch „weiß“, sind auch vor Ort entrindet werden. So vertrocknen sie und anderen Borkenkäfern wird der Brutraum entzogen.

Wertverluste durch zu spätes Handeln

Braunes Bohrmehl am Stammfuß und auf Rindenschuppen der Fichte; ein sicheres Indiz ...

„Alleine schon aus Eigeninteresse sollten alle Waldbesitzer/innen derzeit besonders nach ihren Fichten- und Lärchenwaldungen schauen und handeln. Bedeutet doch ein Befall je nach Entwicklungsstadium der Käfer Verkaufseinbußen von zehn bis 35 Euro/fm“, so Kircher. Er weist aber auch auf die Verantwortung für die Waldnachbarn hin, deren Bestände durch nicht aufgearbeitetes Käferholz gefährdet werden.

Flächig abfallende Rinde nach Borkenkäferbefall an Fichte

„Durch das Überangebot aus den Sturmholzmengen ist ein kurzfristiger Absatz von mit Käfer befallenen Fichten und Lärchen derzeit eine Herausforderung. Besonders Kleinmengen lassen sich kaum am Markt platzieren. Trotzdem darf ein Einschlag aus den o.a. Gründen nicht unterbleiben“, so Sebastian Keidel, Leiter des Forstamtes Burghaun. (pm)+++


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