Ökumenischer Gottesdienst zwischen Kälbern und Biogasanlage

03.09.18 - Standen Sie schon einmal neben kleinen Kälbchen mit zum Gebet gefalteten Händen? Haben Sie bereits über Gottes Wort nachgedacht, während Sie in der Nähe einer Biogasanlage standen? Oder haben Sie einmal ein stilles Gebet im Kuhstall gehalten? Hierzu bot das ökumenische Netzwerk „Kirche für Natur und Schöpfung“ eine einmalige Möglichkeit: bei einem Gottesdienst auf dem Bauernhof von antonius Netzwerk Mensch in Fulda-Haimbach.

Zahlreich waren diejenigen erschienen, die sich diese ungewöhnliche Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten. Dick in Jacken eingepackt und mit Regenschirmen bewaffnet, machte sich die gläubige Schar nach einem Begrüßungswort von Hofleiter Peter Linz und einem gemeinsamen Lied auf den Weg zu den Stallungen. Passend zum Ort wählte Bruder Pascal vom Franziskanerkloster Frauenberg eine Bibelstelle über das goldene Kalb, als er zu seinen Zuhörern sprach: „Es gibt zahlreiche Beispiele für Verfehlungen, auch in der heutigen Zeit. Etwa in der Landwirtschaft." 

"Hier auf dem Antoniushof geht es den Tieren gut, andere Betreiber errichten aber Industriebetriebe. Das Wohlergehen der Vierbeiner ist ihnen nicht wichtig, es geht nur um den Profit.“ Ein weiteres Beispiel könne man in der Politik finden. „Wenn die Person eines Politikers höher gehoben wird als seine Arbeit, für die er eigentlich gewählt wurde, dann läuft da etwas gehörig falsch.“ Auch die Kirche, so meinte er, sei nicht vor Irrwegen gefeit. „Etwa, wenn die Verwaltung wichtiger ist als die Seelsorge.“ Wer bemerke, dass etwas falsch sei, solle nicht die Augen davor verschließen.

Auf den weiteren Stationen des Gottesdienstes sprachen Pfarrerin Anke Mölleken von der Lutherkirche sowie Stadtpfarrer Stefan Buß von der Innenstadtpfarrei.

Der ökumenische Gottesdienst fand während der Fuldaer Tage der Nachhaltigkeit statt, die von der Arbeitsgemeinschaft anerkannter Naturschutzverbände und dem Umweltzentrum Fulda veranstaltet wurden. Der Antoniushof bot in diesem Rahmen Besichtigungen von 10 bis 16 Uhr sowie einen Infomarkt. - Für das leibliche Wohl war selbstverständlich gesorgt. (mr/pm) +++