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Basketballeuropameister Harnisch: Förderung von Sport in Schulen essentiell
26.09.18 - Zu einem Duell auf der Kegelbahn im Bürgerhaus Herfa kam es am frühen Freitagabend. Basketball-Europameister Henning Harnisch aus Marburg will auf seiner Tour durch Hessen verschiedene Sportarten ausprobieren. Harnisch ist der Mann, der den Sport im Team von SPD-Landeschef Thorsten Schäfer Gümbel zur Landtagswahl repräsentiert.
Unter Anleitung des Herfaer Trainers Oliver Ehling absolvierte Harnisch seine Probewürfe. Dabei prophezeite Ehling dem Basketball-Europameister Muskelkater im Oberschenkelbereich. Die beiden Kinder von Trainer Ehling, Justin (Kegelweltmeister) und Joel (Deutsche Kegelmeisterin) komplettierten mit dem heimischen Kegler und Bürgermeister Daniel Iliev das Duell. Zwei Mannschaften traten dann gegeneinander an. Justin Ehling und Henning Harnisch gegen Joel Ehling und Daniel Iliev. Am Ende des Kegelspiels lagen Joel Ehling und Daniel Iliev vorn, hatte doch Henning Harnisch sich einige wenige Pudel erlaubt.
Im anschließenden Gespräch schilderte Harnisch seine Idee vom Sport, der nicht ausschließlich vom Elternhaus oder gar Zufällen abhängen dürfe. So habe er noch in seiner Kindheit wie selbstverständlich Sport auf der Straße gemacht. Da wurde mit einfachen Mitteln Tennis, Hockey oder Fußball gespielt. In der Schule kam dann der Sport, der seine Karriere ausgemacht hat, dazu: Basketball. Da aber der Zugang zum Sport zu häufig von Zufällen abhinge, müsste ein überzeugendes Sportkonzept her. Im Basketball-Bundesliga-Verein Alba Berlin gebe es ein solches. Vor zwölf Jahren habe es dort nur eine Jugendmannschaft gegeben, bei einem der führenden Basketballvereine Deutschlands. Mittlerweile stellt Alba in allen Jugendaltersklassen die Deutschen Meister. Gut 120, davon die Hälfte hauptamtlich, seien im Einsatz und erreichten gut 10.000 Kinder und Jugendliche. Rund 2.000 davon seien Vereinsmitglieder, etwa 2.000 in Partnerschulen und weitere 6.000 würden mit Angeboten erreicht. Ausdrückliches Ziel sei es nicht in erster Linie Bundesliga-Niveau zu erreichen. Vielmehr ginge es um die Freude am Sport, in der Mannschaft, in der Gemeinschaft für die Jugendlichen. Es sollten schließlich alle Kinder erreicht werden.
Am Beispiel der Republik Island veranschaulichte Harnisch den sich daraus auch ergebenden Erfolg auf der Ebene des Spitzensportes. Mit 350.000 Einwohnern gerade einmal etwas mehr Einwohner als die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Aber vielumjubelter Teilnehmer von Fußballwelt- und -europameisterschaften, eigentlich im Amateurstatus – Fußball als die schönste Nebensache der Welt. Dabei hat gewirkt, 600 Trainer auf die höchste Qualifikationsstufe zu bringen, die sich um den isländischen Jugendfußball kümmern. Zudem sei Island im Hallenhandball schon seit Jahrzehnten eine der herausragenden europäischen Mannschaften, deren beste Spieler auch in europäischen Spitzenmannschaften als Profis spielen. „Zwei Mannschaftssportarten auf höchstem Niveau. Das hat seine Ursache im Bereich des Kinder- und Jugendsports. Und die Freude am Sport führt auch dort nur für wenige in den Spitzensport. Es überwiegt somit der Sport als sozial Verbindendes“, setzt Harnisch auf kluge Konzepte und spitzt zu: „Mich interessieren von 1.000 Jugendlichen die früh mit dem Sport anfangen nicht der eine Weltmeister, sondern die 999, die Freude am Sport haben“.
So könnte sich Harnisch auch für eine Region des Kegelsportes eine enge Vernetzung mit den Schulen vorstellen. So ein Verein, wie der SKV Blau-Weiß Herfa, könnte in den Schulsport eingebunden werden. Damit könnten Kinder das Kegeln kennenlernen.
Bürgermeister Iliev verwies auf die Schwierigkeiten der Kommunen, ihre Sportanlagen zu unterhalten: „Im Bereich der Großstädte gibt es Vereine, die eigene Großsportstätten unterhalten. Das ist für die meisten Sportarten im ländlichen Raum nicht möglich. Da muss, bei allem ehrenamtlichen Engagement, auch das Land den Kommunen genügend Mittel zum Zweck der Pflege und Unterhaltung zur Verfügung stellen“. Dringend müsse sich auch beim Schulsport etwas tun, ergänzte der SPD-Landtagsabgeordnete Torsten Warnecke. So fällt in Hessen mindestens jede vierte Sportstunde aus. „Das ist keine Perspektive gegen Bewegungsmangel und für Freude am Sport“, spitzte Warnecke zu.
Am folgenden Tag traf Warnecke den Basketballeuropameister in Südhessen beim SPD-Landesparteirat. Harnisch zeigte sich begeistert, was der Kegelverein auf die Beine stellt und wie er die jungen Sportlerinnen und Sportler fördert. Allerdings musste Harnisch einräumen, dass die Prognose von Trainer Ehling ob des ungewohnten Bewegungsablaufes eingetroffen war: Muskelkater. (pm) +++