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Joseph Vonderau fiel nur sechs Wochen nach Kriegsausbruch. Echoes of Wartime thematisiert auch die Geschichte seiner Familie. - Fotos: Stadtarchiv Fulda

FULDA/CREDITON Einzigartiges Theaterprojekt

Schicksal der kleinen Leute: Echoes of Wartime – Nachklang der Geschichte(n)

11.10.18 - Joseph Vonderau junior aus Fulda zieht - als 22-jähriger Student - direkt nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 an die Front und stirbt dort keine sechs Wochen später als "Held". Seiner Mutter Josefine bricht es das Herz: sie hat schon zwei ihrer Söhne verloren, kränkelt und muss oft ins Sanatorium. Sie stirbt im November desselben Jahres. Joseph Vonderau senior, erst Lehrer an der Domschule, später Direktor des Vonderau Museums, lebt bis zu seinem Tod 1951 im eigenen Haus An der Waides 15. Nach dem Krieg versucht er, Hinweise zu dessen Tod in Frankreich zu finden. Er errichtet ihm einen Grabstein im eigenen Garten. Robert Vonderau heroisiert seinen Bruder Joseph und geht im August 1914 freiwillig zum Militär. Er wird an die Front nach Russland geschickt, ist sehr stolz auf seine Uniform und darauf, seinem Vaterland dienen zu können. Er überlebt den Krieg, leidet aber an einer zeitlebens an einer Kriegsverletzung am Bein.

Kostümprobe am Dienstag in Crediton - Intensive Arbeit kurz vor der Premiere und Uraufführung ...Foto: privat

Feldpostkarte

Gut katholisch und kaisertreu: Beerdigung der konvertierten Landgräfin Anna kurz ...Fotos: Stadt-Archiv Fulda

Mobilmachung 1914 - der Fuldaer Bahnhof

Empfang des 47. Artillerieregiments, Ende 1918

Die Fuldaer Kaserne - heute Hochschule

Das ist in Kürze das Schicksal einer Fuldaer Familie, die unter den Kriegsfolgen leiden musste - wie so viele, viele andere Kriegsopfer in ganz Europa. In diesem Jahr jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Das hat ein gemischtes Ensemble aus England und Deutschland bewogen, sich dieses traurigen Kapitels anzunehmen und über die "kleinen Leute", die in allen Ländern gleich unter den Kriegsfolgen zu leiden hatten, ein Theaterstück zu erarbeiten. So entstand das länderübergreifende "Echoes of Wartime", das zuerst am 11. Oktober in Crediton und am 19. und 20. Oktober in Fulda uraufgeführt wird. Das Stück zeigt komprimierte Szenen, die aus Geschichten, Erinnerungen, Tagebucheintragungen und Feldpostbriefen gefiltert und dramatisiert wurden - unterstützt von Musik und Tanzelementen. Beleuchtet werden vor allem die Auswirkungen an der "Heimatfront" in Fulda und Crediton, die ganz privaten Schicksale.

„Was schicken wir unseren Soldaten?“. Ein alter Kriegsteilnehmer des Feldzuges ...

Jessica Stukenberg, Freies Theater Fulda, und Barbara Gottwald, Theater Mittendrin, sind seit zehn Tagen in der Partnerstadt Crediton, gerade mitten in den Intensivproben und schwärmen von der wunderbaren Zusammenarbeit mit den englischen Ensemblemitgliedern und dem kompletten anglo-deutschen Team aus rund 80 Engagierten. Trotz der Zweisprachigkeit sei die Verständigung dank der großen Empathie untereinander kein Problem. "Wir waren ganz platt, wie die gesammelten Geschichten aus Fulda und Crediton einander ähnelten, wie austauschbar sie waren, obwohl diesen Menschen ja eingeredet worden war, sich gegenseitig als Feinde zu sehen", sagt Jessica Stukenberg.

Reichsfahnen für die Requisite im Internet gesucht - und bei rechten Aufmärschen wiederentdeckt

Mobil mit Ziegengespann

Lazarett im Stadtsaal, wo jetzt das Stück Echoes of wartime uraufgeführt wird ...

Patienten bei einer musikalischen Aufführung im Stadtsaal

Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten

Postkarten des 2. Kurhessische Feldartillerieregiment Nr. 47

Als ungemein befriedigend empfindet Barbara Gottwald, die mit Mann und Sohn in Devon ist, die seit drei Jahren laufende gemeinsame Produktion und das konstruktive und harmonische Miteinander der Truppe. "Erschreckend sind die Parallelen des Stücks zu unguten Entwicklungen heute", sind sie sich einig. "Dieser fundamentale Irrglaube, nur das eigene Volk, die eigene Nationalität und den eigenen Gott gelten zu lassen und durch gezielte Fehlinformationen auf Konfrontation zu setzen und verhärtete Fronten zu schaffen - das alles gibt es heute wieder!" Als Beispiel nennt Jessica Stukenberg die Tatsache, dass sie bei den Vorbereitungen im Internet nach deutschen Reichsfahnen suchte, weil die zur Ausstattung des Stücks gebraucht wurden. "Ich wunderte mich, dass die über all für 5,99 Euro angeboten wurden - und dann habe ich viele davon bei den aktuellen Fernsehbildern rechter Aufmärsche wiederentdecken müssen."

Obwohl naheliegend verzichten die Theatermacher explizit auf den erhobenen Zeigefinger, die 'Moral von der Geschichte', denn ihre Schlüsse können die Zuschauer hier wie dort selbst ziehen. Auf das Ergebnis der intensiven Vorarbeit und aufwendigen Proben kann Fulda gespannt sein. Hier verstärken das Ensemble Schüler der Kurse Darstellendes Spiel vom Marianum, der Winfriedschule und der Freiherr-vom-Stein-Schule. Schon seit 2015 hat das Kulturamt Fulda das Vorhaben grundlegend vorbereitet, dessen Umsetzung ermöglicht und mit der Jubiläumsstiftung der Sparkasse finanziell gefördert. Das Stück mit anglo-deutscher Besetzung, wird vom 11. bis 13. Oktober 2018 in der Crediton Congregational Church und vom 19. bis 20. Oktober 2018 in der Orangerie in Fulda uraufgeführt. (Carla Ihle-Becker)+++


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