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Zum 30-jährigen Jubiläum: Ausstellung des Kunstvereins im Vonderaumuseum
07.11.18 - Chaos kennt jeder Mann und jede Frau. Doch kann man es künstlerisch darstellen? Kann Chaos in künstlerische Strukturen gebracht werden und wenn ja, wie wirkt es dann auf die Betrachter? Der Fuldaer Kunstverein hat seine diesjährige Querschnittsausstellung diesem Thema gewidmet. Eröffnet wurde die Schau unter dem Titel „Chaos“ im Vonderaumuseum am Sonntagabend vor großem Publikum – mit einer Ansprache des Oberbürgermeisters und Schirmherrn Dr. Heiko Wingenfeld sowie der Vereinsvorsitzenden Anne-Elisabeth Härtel-Geise und der Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter. Die Laudatio sprach die Alsfelder Autorin und Kolumnistin Traudi Schlitt.
Doch zuvor eröffneten Ulrike Schimpf und Anka Hirsch die Veranstaltung musikalisch. Mit anfänglichen Dissonanzen ihrer Instrumente variierten sie den Chaos-Begriff musikalisch. Dazu dienten der Saxophonistin und der Cellisten selbstkomponierte Variationen auf die Jahreszeiten und auf das Nietzsche-Zitat vom tanzenden Stern, der nur durch Chaos geboren werden kann. Virtuos interpretierten die Künstlerinnen ihre Themen und begeisterten das Publikum der Vernissage.
Der Schirmherr zeigte sich erfreut über die große Resonanz in der barocken Kapelle des Museums – eine Kulturstadt wie Fulda könne sich glücklich schätzen, Menschen aus ihrer Mitte zu finden, die sich der Kunst widmeten und zur Lebensqualität der Stadt beitrügen, so der Rathauschef. Er nutzte die Ausstellung, um dem rührigen Verein zum 30-jährigen Jubiläum zu gratulieren und betonte, dass die Stadt diesen sowohl finanziell als auch ideell unterstütze. Dr. Wingenfeld dankte allen an der Organisation und Vorbereitung der Ausstellung Beteiligten und wünschte den Gästen viele neue Impulse, Perspektiven und Inspiration.
Auch Anne-Elisabeth Härtel-Geise nutzte ihre Ansprache, um sich bei allen Beteiligten, den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Sponsoren zu bedanken. Insbesondere würdigte sie Dr. Fechter, die Museumspädagogin Kornelia Wagner und Daniel Bley, der für die praktische Hängung der Bilder verantwortlich war.
Und das waren nicht wenige: 83 Exponate von 46 Künstlerinnen und Künstler gab es zu platzieren, zu befestigen und zu beschriften. Zuvor jedoch hatte eine Jury aus 108 eingereichten Arbeiten diejenigen ausgewählt, die sie dem Thema zuordnen konnten. Härtel-Geise dankte für diese Arbeit den Juroren Gabrielle Sättler-Döppner, Hans Dieter Unger, Annette Hertenberger und Charlotte Schnath. In ihrer Ansprache blickte die Vorsitzende auf ein veränderungsreiches 30. Vereinsjahr zurück: Die Vorstandsarbeit wurde neu strukturiert, es wurden schöne, neue Räume in der Habsburgergasse bezogen und es wurde die Website auf einen neuen, frischen Stand gebracht. Ganz nebenbei kommt der Verein offenbar auch seinem Kerngeschäft nach: Neben der nun eröffneten Ausstellung wird am 18.11. eine weitere Ausstellung des Kunstvereins eröffnet. Sie steht unter dem Motto „Paare“ und wird in der Galerie des Vereins in der Habsburger Straße präsentiert.
In die Ausstellung führte Traudi Schlitt ein. Die Kolumnistin näherte sich in ihrer Ansprache dem Chaosbegriff im Allgemeinen und im Besonderen. Chaosbezüge wie Alltag, Beziehung, Naturkatastrophen, Krieg, Traumata oder inneres Chaos schuf die Autorin sowohl inhaltlich als auch mit einem Blick auf die ausgestellten Werke, die all diese Facetten aufgreifen und auf vielfältige Weisen umsetzen. Schlitt stellte die Fragen nach der Definition von Chaos und nahm die Besucherinnen und Besucher im Museum mit auf eine Reise durch völliges Durcheinander bis hin zur göttlichen Ordnung – dem Nichts. Gespickt mit kleinen, sehr einprägsamen und unterhaltsamen Anekdoten, war der Vortrag dazu geeignet, neugierig auf die Ausstellung zu machen und zu entdecken, in welchen Teilen des dargestellten Chaos man sich wohl selbst verorten kann.
Sichtlich erfreut über die große Resonanz und das schöne Rahmenprogramm der Vernissage eröffnete Dr. Sabine Fechter die Ausstellung, die sogleich mit einer Performance weiterging. Unter dem Namen „Prompte Rührung“ arbeiten die Künstler Hannah Wölfel und Hanswerner Kruse schon viele Jahre zusammen. Zur Ausstellung hatten sie eine Performance mit dem vielsagenden Titel „Beziehungschaos“ geplant, die sie im Ausstellungsraum nicht nur in Beziehung zu sich selbst als Paar setzten, sondern auch zum Raum und zu den anderen Exponaten. Danach nutzten die Gäste die Abendstunde für einen ersten Rundgang. Wie die Laudatorin jedoch in ihrer Rede gesagt hatte, empfiehlt sich bei der Fülle und Tiefe der Exponate der eine oder andere zusätzliche Besuch – in Ruhe und mit Muße. Wer mehr zu den Exponaten erfahren möchte, der hat am 25.11. um 15 Uhr Gelegenheit dazu. Bei einem geführten Rundgang werden die Mitglieder des Kunstvereins zu Gesprächen zur Verfügung stehen. (Traudi Schlitt) +++