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Eveline Leiter-Bublitz, ihr Team und alle Kita-Kinder verabschieden sich von ihrem Pfarrer - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Festgottesdienst 50 Jahre junge Martinskirche

Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes verabschiedet - immer wieder "schräg" gedacht

04.12.18 - 50 Jahre Martinskirche klingt jung, modern und neu, vor allem, wenn man zwei Jahrtausende Kirchengeschichte gegenüberstellt. Muss man das bei einem Kirchengebäude schon feiern? „Ja, und ob“, bekräftigt Landesbischof Prof. Dr. Martin Hein in seinem Vorwort in der Festschrift und weiter: „Fünfzig Jahre: Das ist nicht viel für einen Kirchenbau. Und doch ist es eine ganze Epoche, die sich in diesem Gebäude spiegelt“. Im Mittelpunkt des Festgottesdienstes am 1. Advent stand jedoch nicht nur das Kirchengebäude, sondern vor allem ein Mensch, der das Gotteshaus 22 Jahre lang mit Leben erfüllt und geprägt hat. Was bei der Planung des Festgottesdienstes niemand ahnen konnte, war die zeitgleiche Verabschiedung von Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen.

Pfarrer Barthelmes freut sich sehr über die Geschenke und die persönlichen Worte ...

Pfarrer i.R. Hannes Georg (links) übernimmt die Vakanzvertretung. Rechts Pfarrer ...

Vorab wurde in einem informativen Film mit längst vergessenen Bildern und gelungener Vertonung auf fünfzig Jahre Martinskirche zurückgeblickt. „Die Martinskirche in Bad Hersfeld gehört zu einer Generation von Kirchenbauten, die neue Wege gingen, neue Materialien benutzten und auch neue Techniken des Bauens verwendeten. Doch das ist es nicht, was sie zu etwas Besonderem und wegweisend Modernem macht. Dahinter steht ein – damals jedenfalls – neues Verständnis von Gemeinde“, betont Dr. Martin Hein ergänzend in der Festschrift.

Am Donnerstag, 21. September 1967, wurde der Grundstein durch Dekan Hermann Käberich für die Kirche gelegt. In dem Jahr war das Pfarrhaus schon bezugsfertig. In Verbindung mit der Kirche wurden entsprechend den Erfordernissen für die seelsorgerliche Betreuung der zugezogenen Menschen in das neue Wohngebiet am Frauenberg und in der Laxsiedlung mehrere Gemeinderäume vorgesehen. Die Kirche und die drei Glocken, denen eine vierte folgte, wurden am 1. Advent 1968 geweiht. Im Bereich der evangelischen Kirchengemeinden erhielt die Martinskirche ihren Platz neben der alten Stadtkirche und den nach dem zweiten Weltkrieg neu errichteten Eichhofkirche, Auferstehungskirche und Matthäuskirche. 1977 wurde die Johanneskirche geweiht.

Pfarrer i.R. Karl-Heinz Barthelmes wurde von seiner Familie begleitet

Architekt G. Gundermann hat den Kirchenneubau geplant. Mit einem freistehenden Kirchturm, der an einen Bleistift erinnert, ist die komplett aus Beton gebaute Martinskirche ein ästhetisches Bauwerk zwischen der Kindertagesstätte der Martinskirche und gepflegten Einfamilienhäusern. Das Gotteshaus mit dem asymmetrische Kirchenschiff, in das das Licht durch die farbigen „Betondickglasfenster“ dringt, wurde in der Amtszeit von Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes zu dem, was sie heute ist: Eine Kulturkirche!

Vielfach schmückte moderne Kunst die grauen Wände, es gab Themengottesdienste mit Schauspielern und Intendanten der Festspiele zu den Stücken „Der Name der Rose“, „Der Zauberberg“, „Wilhelm Tell“ und vielen weiteren. Einer der bedeutendsten Momente in der Kulturkirche waren 23 ausverkaufte Aufführungen des Theaterstücks „Das Tagebuch der Anne Frank“ in Kooperation mit dem damaligen Intendanten Holk Freytag. Bejubelte Konzerte von Heinz Rudolf Kunze und Helen Schneider standen ebenfalls auf dem Programm. Karl-Heinz Barthelmes, der auch langjähriger Vorsitzender des örtlichen Kulturbundes war, ging es nie darum, Einnahmen zu generieren. Er wollte Begegnungen schaffen. Denn: Kulturarbeit ist Begegnungsarbeit.

Ein Rucksack mit Wegzehrung - passend mit Schweizer Enblem

Zahlreiche Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden von Bad Hersfeld nahmen an dem Festgottesdienst teil und damit auch an der Entpflichtung ihres langjährigen Kollegen durch Dekan Dr. Frank Hofmann. Nach beruflichen Stationen in Neukirchen im Knüll und Lichtenau wurde Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes ab Oktober 1996 von der Landeskirche mit der Wahrnehmung der Vakanz beauftragt. Anfang Dezember bewarb er sich um die erste Pfarrstelle der Martinskirche. Er wurde am 2. Februar 1997 in sein Amt eingeführt. Die zweite Pfarrstelle Bad Hersfeld-Martinskirche wurde am 1. Mai 1999 mit Beschluss des Bischofs aufgehoben. Nach 22 Jahren wurde Pfarrer Barthelmes am 1. Oktober 2018 in den Ruhestand versetzt.

Landesbischof Prof. Dr. Martin Hein hielt die Festpredit

Dekan Dr. Frank Hofmann würdigte den scheidenden Gemeindepfarrer, der all seine Gaben, Kräfte, Freude und Liebe in die Martinsgemeinde investiert hat. „Neben der alltäglichen Arbeit im Pfarramt hat er sein Amt genutzt, bespielt und immer wieder experimentiert, was zu einer großen Öffentlichkeitswirkung führte“. Nach Hofmanns Worten ist es Pfarrer Barthelmes gelungen, allzu Vertrautes beiseite zu schieben und schräg zu denken. „Das ist eine Würdigung in vielerlei Hinsicht. Das brauchen wir in unserer Kirche“, bekräftigt Hofmann. Kirchenvorstand Werner Helmut bedankte sich mit sehr persönlichen Worten, erinnerte an lange Telefongespräche am Abend, gab aber auch zu, dass er dem Kunstverstand des Pfarrers manchmal nicht folgen konnte, aber die Begeisterung für die Simpsons sie immer verband. Auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich persönlich verabschiedet.

Thekla Eick hatte als Zeitzeugin viel zu erzählen. Sie war bei der Segnung der Kirche ...

Barthelmes, dessen „Steckenpferd“ die Seelsorge ist und der all die Jahre die Arbeit der Kindertagesstätte intensiv begleitet hat, bedankte sich für die Abschiedsworte, ohne zu ahnen, was die „Kleinsten“ mit ihren „Kindergärtnerinnen“ und der Leiterin Eveline Leiter-Bublitz vorbereitet hatten. Wohl bedachte Geschenke und vor allem ein auf Barthelmes` Abschied getextetes Lied nach der Melodie von Kunzes Hit  „Dein ist mein ganzes Herz“ ging tatsächlich ans Herz.

Die Entpflichtung von Pfarrer i.R. Karl-Heinz Barthelmes nahm Dekan Frank Hofmann ...

Für Pfarrer Karl-Heinz Barthelmes, im Festgottesdienst getragen von einr Welle des Respekts, Anerkennung und Dankbarkeit, beginnt ein neuer Lebensabschnitt fern der Martinskirche, die im Jahre des 450-jährigen Reformationsjubiläums den Namen in Erinnerung an Dr. Martin Luther und an Martin von Tours erhalten hat. Dr. Martin Hein ging in seiner Predigt dann auch auf die Geschichte von Sankt Martin ein, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte und appellierte dabei an Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Sanftmütigkeit. Nach dem Festgottesdienst wurde zu einem genussreichen und geselligen Kirchenkaffee in einer lebendigen Kirchengemeinde eingeladen. (Gudrun Schmidl +++)


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