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Dr. Michael Imhof ist Preisträger der Obermayer German Jewish History Awards
11.12.18 - Für ihr Engagement zur Bewahrung jüdischer Geschichte und ihren Beitrag zum jüdisch-deutschen Austausch in der Gegenwart werden am Montag, den 21. Januar 2019 im Berliner Abgeordnetenhaus Bürger aus Deutschland mit den Obermayer German Jewish History Awards ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Internationalen Holocaust-Gedenktags statt.
„Juden haben im historischen Kontext eine wichtige Rolle für die Entwicklung der deutschen Kultur gespielt. Die Preisträgerinnen und Preisträger der Obermayer Awards führen diesen Beitrag ganz konkret vor Augen und lassen Geschichte für zukünftige Generationen lebendig werden“, sagt Judith Obermayer, Präsidentin der Obermayer Foundation. „Gleichzeitig setzen sie ein dringend nötiges Zeichen gegen die wachsende Gefahr von Intoleranz und Rassismus.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger der Obermayer German Jewish History Awards 2019 sind:
Michael Imhof (Hessen): Der pensionierte Lehrer hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten dafür engagiert, jungen Menschen ebenso wie Erwachsenen das reiche jüdische Vermächtnis seiner Region zu vermitteln. Er hat Führungen durch das jüdische Fulda geleitet, zahllose Workshops in Schulen und Gemeinden veranstaltet, eine Gedenktafel für im Holocaust ermordete jüdische Schüler initiiert und ein erfolgreiches Schulaustauschprogramm zwischen Fulda und Städten in Israel aufgebaut. Darüber hinaus hat er zwei monumentale Werke über die jüdische Lokalgeschichte geschrieben. Auf Basis von 400 Jahre Juden in der Rhön wurde später eine Wanderausstellung erarbeitet.
Hilde Schramm und die Stiftung ZURÜCKGEBEN für die Förderung jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft (Berlin): 1994 gründete Hilde Schramm gemeinsam mit politisch engagierten Freundinnen die Stiftung ZURÜCKGEBEN, um in Deutschland lebende jüdische Frauen in Kunst und Wissenschaft zu fördern. Das Grundkapital stammte aus dem Verkauf dreier Gemälde, die Schramm geerbt hatte und von denen sie vermutete, dass sie während der Zeit des Nationalsozialismus jüdischen Familien geraubt worden waren. Erworben hatte sie ursprünglich ihr Vater, Albert Speer, Hitlers Chefarchitekt und Rüstungsminister. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung mehr als 150 jüdische Frauen gefördert. Die Bandbreite der Projekte reicht von der Wiederentdeckung jüdischer Künstlerinnen und Künstler über Kindertheater und die Erforschung der Familiengeschichte bis hin zu Ausstellungen, Tanzshows, Büchern und Filmen. Schramm war Ende der 1980er Jahre Abgeordnete der Grünen (damals Alternative Liste) im Berliner Abgeordnetenhaus.
Egon Krüger (Mecklenburg-Vorpommern): Der pensionierte Lehrer und Wissenschaftler hat sich über mehrere Jahrzehnte hinweg der akribischen Dokumentation des Lebens ehemaliger jüdischer Bürger von Pasewalk gewidmet. Zu dem Thema hat er zwei Bücher geschrieben, darunter Zur Geschichte der jüdischen Bürger in Pasewalk, das m Jahr 2017 erschien. Neben Vorträgen hat er jüdische Familientreffen als Gastgeber begleitet und zahlreiche Führungen durch das jüdische Pasewalk geleitet. Auf seine Initiative gehen eine Gedenktafel und ein Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge der Stadt ebenso zurück wie die Stolpersteine in den Straßen von Pasewalk.
Gabriele Hannah sowie Hans-Dieter und Martina Graf (Rheinland-Pfalz): Mit einer Kombination aus kreativem Talent zum Geschichtenerzählen und umfassenden Recherchen ist es den Autoren des Buches Die Juden vom Altrhein gelungen, die jüdische Geschichte in ihrer Region wieder lebendig werden zu lassen. Neben dem im Mai 2018 erschienenen, 556 Seiten starken Werk haben sie zahlreiche Artikel und Monographien sowie ein Kinderbuch verfasst: Moppi und Peter erzählt die wahre Geschichte zweier Hunde und ihrer jüdischen Eigentümer während der NS-Zeit. Aktuell engagieren sie sich für den Erhalt der Synagoge von Eich, die 1891 erbaut wurde und derzeit zu verfallen droht.
Elisabeth Böhrer (Unterfranken, Bayern): Mit ihren sorgfältigen Archivrecherchen und ihrem enormen Engagement für den persönlichen Kontakt zu den Nachfahren von aus ihrer Region stammenden Juden hat sie das Gedenken an die einst florierenden jüdischen Gemeinden von Schweinfurt, Bad Kissingen und anderen unterfränkischen Städten bewahrt. Unter anderem hat sie ein Buch über den jüdischen Friedhof von Schweinfurt geschrieben, nachdem sie mehr als 300 Grabsteine entziffert und zu den dort begrabenen Familien recherchiert hatte. Darüber hinaus sind ihren Recherchen bislang unbekannte Informationen zu den Familien namhafter Juden aus der Region zu verdanken. Dazu zählen auch Joseph Sachs, dessen Sohn Samuel zum neuen Namensgeber der Firma Goldman Sachs wurde, und Ludwig Steinberger, dessen Sohn Jack Steinberger 1988 den Nobelpreis für Physik erhielt.
Eine zusätzliche Auszeichnung für herausragende Leistungen wird in diesem Jahr verliehen an:
Benigna Schönhagen (Bayern): Als Direktorin des Jüdischen Kulturmuseums AugsburgSchwaben initiierte Schönhagen im Jahr 2001 eine Dauerausstellung zur Geschichte der Juden von Augsburg vom frühen 13. Jahrhundert bis heute. Auch das Programm Lebenslinien, in dessen Rahmen ehemalige jüdische Bürger von Augsburg alljährlich anlässlich der Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht eingeladen wurden, geht auf ihre Initiative zurück. Weitere Beispiele für ihr Engagement sind die Erinnerungsbänder an den Häusern, wo früher Juden gelebt hatten, und ein Nachfahrentreffen, zu dem jüdische Überlebende und vier Generationen von Nachfahren nach Augsburg kamen.
Die German Jewish History Awards wurden im Jahr 2000 von Dr. Arthur S. Obermayer (1931-2016), dem amerikanischen Unternehmer und vielfältig engagierten Philanthropen, und seiner Frau Dr. Judith H. Obermayer ins Leben gerufen. Träger der Awards ist die Obermayer Foundation. Die Preisverleihung in Berlin wird durch das Berliner Abgeordnetenhaus finanziell und organisatorisch unterstützt. Co-Sponsoren sind das Leo Baeck Institut (New York) und GerSIG (Forum für deutsch-jüdische Genealogie, Teil der weltweiten Plattform JewishGen.org). Weitere Informationen zu den Preisträgerinnen und Preisträgern 2019 und aus den Vorjahren finden Sie unter http://www.obermayer.us/award.(pm)+++