Prozess über Millionen-Betrugsvorwurf an Reha-Klinik in Bad Bocklet geplatzt

27.12.18 - Der spektakuläre Prozess wegen angeblichen banden- und gewerbsmäßigem Betrugs in 74 Fällen und leichtem Betrug in 14 Fällen vor dem Landgericht in Würzburg ist zumindest vorübergehend geplatzt. Der Eigentümer und Ex-Vorstand der Schilling-Privatbank Hubert Ralph S., der im unterfränkischen Bad Brückenau wohnt, steht mit drei weiteren Verdächtigen seit Anfang Oktober vor Gericht. Die mehrköpfige Verteidigung hat nun den Stopp des Prozesses erreicht. Das bestätigte der Frankfurter Staranwalt Hanns W. Feigen gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Eine Stellungnahme des Landgerichts steht trotz der O|N-Anfrage vom Donnerstag noch aus.

Rechtsanwalt Feigen begründete den Antrag damit, dass ein vom Gericht beauftragtes Gutachten nachweislich fehlerhaft gewesen sei und zwar um Millionen zu Lasten der Angeklagten. Der Gutachter sollte für das Gericht prüfen, welchen Wert die Anteile an der Reha-Klinik haben, um die Höhe des Betrugs exakt zu ermitteln. Bei der Berechnung des Unternehmenswertes sei aber netto mit brutto verwechselt worden. Dieser Fehler soll auch dem Richter aufgefallen sein, der darüber zwar den Staatsanwalt informiert, aber weiter keine Konsequenzen gezogen habe.

Dem Befangenheitsantrag wurde nun stattgegeben. Ein neuer Gutachter werde bestellt. Bis dieser seine Arbeiten erledigt hat, werden wohl mehrere Monate vergehen. Der Prozess wird wahrscheinlich im Frühsommer kommenden Jahres von vorn beginnen. Mit dem Befangenheitsantrag gegenüber dem Vorsitzenden Richter Reinhold Emmert kamen die Verteidiger der Angeklagten indes nicht durch. Dieser Antrag wurde abgewiesen. (Hans-Hubertus Braune) +++