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"Wer ist der Neue?" - Künftiger Bischof Dr. Michael Gerber (48) stellt sich vor
21.12.18 - Wie ist der wohl, der „Neue“? Zahlreich waren am Donnerstagmittag die Gläubigen im Fuldaer Dom erschienen, um einen ersten Blick auf Dr. Michael Gerber, den künftigen Bischof von Fulda, zu werfen. Domdechant Werner Kathrein gab einen ersten Hinweis: „Ein weiser Bruder sagte die Tage zu mir, jetzt können wir uns selbst auf die Schulter klopfen. Und wirklich, mit Dr. Gerber erhalten wir einen jungen und dynamischen Bischof, den wir heute ganz herzlich willkommen heißen.“ Der heilige Bonifatius, erklärte Kathrein, habe bereits geraten, dass man immer die Augen offenhalten soll, ob man einen Engel geschickt bekäme. In unserem Fall ist es sogar ein Erzengel“, spaßte der Domdechant gut gelaunt. „Nämlich Erzengel Michael.“
Auch Weihbischof Dr. Karlheinz Diez betonte, wie sehr man sich über den Neuzugang freue. „Du wirst der 97. Bischof in Fulda nach Sturmius sein. Wir sind glücklich darüber, dass du da bist und werden immer auf deiner Seite stehen.“
„Es bewegt mich unheimlich zu sehen, wie zahlreich Sie heute in den Dom gekommen sind“, sagte Dr. Gerber sichtlich gerührt zu den anwesenden Gläubigen. Natürlich, so resümierte er, sei da auch das große Interesse, wie der „Neue“ so wäre. Viele Zeichen der Solidarität hätten ihn jedoch bereits in den vergangenen Tagen, auch aus dem Bistum Fulda, erreicht. „Die Menschen bringen damit zum Ausdruck, dass sie meinen Weg mitgehen wollen.“ Als der Anruf aus Fulda gekommen sei, ob er das Amt des neuen Bischofs begleiten wolle, hätte es ihn zuerst einmal kalt erwischt.
„Von der Wahl hatte ich nichts geahnt. In Freiburg stehe ich in vielen Prozessen. Mit denen, für die ich verantwortlich bin, hatten ich Ziele, die wir in der kommenden Zeit ansteuern wollten. Mir wurde schnell bewusst, dass eine Entscheidung für Fulda auch weitreichende Folgen für viele Menschen in Freiburg hätte.“ Bereits vorher hätte er sich aber intensiv mit der Apostelgeschichte beschäftigt, in der steht, dass die Christen der ersten Generation viele Dinge haben loslassen müssen, die ihnen lieb geworden wären. „Sehr unvorbereitet mussten sie sich auf eine neue Wirklichkeit einlassen. Bei Begegnungen mit den Dekanatskonferenzen der Erzdiözese Freiburg im vergangenen Herbst oder im Rahmen meiner Verantwortung für den Ständigen Diakonat bin ich mit den Mitbrüdern und den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder dieser Frage nachgegangen: Welche Haltung, welche Mentalität braucht es, um mit solchen Umbrüchen schöpferisch umgehen zu können?
Was können wir hier von den ersten Christen lernen? In meinen Augen ist das eine der zentralen Zukunftsfragen sowohl für unsere Kirche als auch für unsere Gesellschaft. Es ist eine der Fragen, denen ich auch mit Ihnen hier zusammen in der kommenden Zeit gern nachgehen möchte.“
Weiter sagte Dr. Gerber:„Jetzt hat es Dich selbst eingeholt, was Du immer wieder in Vorträgen dargestellt hast. – Das war mein vorherrschender Gedanke nach dem Telefonat. Im Blick auf die Apostelgeschichte, auf die gewissermaßen apostolische Zeit der Kirche fragte ich mich: „Ist jetzt, wo der Ruf zum Grab und Wirkungsort des ‚Apostels der Deutschen‘ ergangen ist, für Dich selbst und zusammen mit den Menschen im Bistum Fulda in ganz neuer Weise so eine ‚Apostelzeit‘ gekommen?“
Als in meinem Beten in der Zeit nach dem Telefonat dieser Gedanke zentral blieb, konnte ich schließlich mein „Jawort“ geben zu der großen Aufgabe. Ich danke unserem Heiligen Vater und dem Domkapitel zu Fulda von ganzem Herzen für das Vertrauen, das sie mir als einem relativ jungen Mitbruder schenken. Mein Dank gilt in dieser Stunde besonders auch Bischof Heinz-Josef Algermissen, der über viele Jahre in großer Treue dieses Bistum geleitet hat. Auf vieles, was Du, lieber Heinz-Josef, gewirkt hast, werde ich aufbauen dürfen. Mein Dank gilt zugleich dem Diözesanadministrator, Weihbischof Karlheinz Diez. Lieber Karlheinz, Du bist jetzt in diesen Monaten sehr gefordert und ich habe einen großen Respekt davor, wie Du diese Aufgabe wahrnimmst.“
Über Weihnachten sagte er: „Zusammen mit den Christen aller Konfessionen sind wir in diesen Tagen unterwegs zum Herrn in der Krippe. Das verbindet uns mit den Kirchen des Ostens, die oft in sehr leidvollen Situationen leben. Das verbindet uns aber auch mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern. Fulda ist ja auch der Sitz der Geschäftsstelle des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Wenn der dritte ökumenische Kirchentag 2021 in Frankfurt ausgerichtet wird, dann findet er damit bekanntlich auch im Bistum Fulda statt, zu dem ja einige Frankfurter Stadtteile gehören. Ich verstehe dies als ein Zeichen der Ermutigung, als Christen gemeinsam nach dem Weg des Herrn zu suchen.“
Nach der Ansprache erteilte der künftige Bischof den heiligen Segen. Für persönliche Gespräche mit den Kirchenbesuchern nahm er sich viel Zeit und erntete, nicht nur dafür, Lob und Applaus von der Gemeinde. (mr) +++