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Auch fast 40 Jahre nach seinem Tod füllt Heinz Erhardt Hallen - Fotos: Miriam Rommel

FULDA Heinz-Erhardt-Revue

„Siehste wohl, du liebst mich nicht“ - Und doch! Publikum feiert Thorsten Hamer

24.12.18 - Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, als Heinz-Erhardt-Double Thorsten Hamer die Bühne in der Orangerie am Sonntagabend betritt: Sofort fühlt man sich in die Zeit des Wirtschaftswunders zurückversetzt, in die Epoche, als noch das klassische Rollenbild als schick galt und Konrad Adenauer gerade Bundeskanzler war.

Heinz Erhardt (alias Thorsten Hamer) fesselt das Publikum von der ersten Sekunde an und schafft etwas, das kaum einem anderen Künstler gelingt: Selbst knapp 40 Jahre nach seinem Tod füllt der Jahrhundertkomiker Hallen in der gesamten Bundesrepublik. Auch in Fulda sind es nur wenige Plätze, die an diesem Abend leer bleiben.

„Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn“, - mit einem der wohl bekanntesten Liedern Erhardts eröffnet Hamer die Vorstellung. Die Leute klatschen, fangen an zu schunkeln. Heute hier dabei zu sein: die spürbare Freude des Publikums liegt in der Luft. Und es ist - gerade am Anfang des rund zweistündigen Programms - fast so, als stünde Heinz Erhardt selbst auf der Bühne. Gestik und Mimik von Hamer stimmen, selbst wenn er spricht – Hamer achtet genau auf die „richtigen“ Betonungen - hört sich fast so an, als spräche der Schelm Erhardt selbst. „Ich habe mich in letzter Zeit etwas vermehrt – nur meine Haare nicht“, stellt er sich dem Publikum vor und streicht sich dabei – mit altbekannter Bewegung - fahrig über das Haupt. Für die Bildung, wie er sagt, hat er „König Erl“ mit im Gepäck und generell brilliert Hamer besonders bei den Gedichten. Mit an Perfektionismus grenzendem Spiel überzeugt er seine Zuhörer, die immer wieder lauten Beifall spenden.

Ganz wie das Allroundtalent Erhardt zeigt Hamer auch sein musikalisches Können, etwa, als er ein Lied aus „Drei Mann in einem Boot“ zum Besten gibt und dabei herrlich komisch tanzt. Noch besser allerdings - diesmal mit weiblicher Unterstützung - präsentiert er „Siehste wohl, du liebst mich nicht“. Bei einem Filmtitel aus „Ach Egon“ bezieht er das Publikum mit ein: „Jedes Mal wenn ich nun das Jackett lüfte und meine Schulter zeige, wäre es schön, Sie jauchzten.“ Natürlich gehen die Menschen begeistert mit. „Darauf freue ich mich jeden Abend“, sagt er und grinst spitzbübisch, den Kopf leicht Richtung Schulter geneigt.

„Es hat keinen Sinn, den Brunnen zuzuschütten, wenn das Kind verbrannt ist“, mit fast der gleichen Leichtigkeit wie sein Vorbild spielt Hamer mit Redensarten, Floskeln und Wörtern. Auch das Thema Ehe, mit dem sich Erhardt oft befasste, kommt nicht zu kurz: „Frauen sind die Juwelen der Schöpfung. Man muss sie mit Fassung tragen“, erklärt er und gibt den verheirateten Männern im Saal sofort den Rat, nun zu ihrer Angetrauten zu sehen und entrüstet mit dem Kopf zu schütteln.  

Es ist dieser herausragende, feine Humor und ein Hauch von Nostalgie, der das Phänomen Heinz Erhardt ausmacht. Bis heute hat der selbsternannte Schelm nichts an seiner Brillanz eingebüßt. Thorsten Hamer gelingt es tatsächlich, das Genie für ein paar Stunden des Abends wieder lebendig werden zu lassen. (Miriam Rommel) +++


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