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Jedes Jahr immer wieder und doch irgendwie ein neues Erlebnis - Blick vom Turm der Stadtkirche Lauterbach - Foto: Sophie Scheuer

LAUTERBACH Seit Jahrhunderten unverzichtbar...

Christkindwiegen: Tradition und doch jedes Jahr immer wieder neu

26.12.18 - "Das Christkindwiegen gehört zu meinem Heiligabend wie für die meisten der Weihnachtsbaum und die Krippe. Es ist für viele Lauterbacher und für mich eine Konstante in der Weihnachtszeit und im Jahreslauf. Es kehrt jedes Jahr wieder, zur gleichen Zeit, am gleichen Ort, die gleichen Lieder: „Die Himmel rühmen“ und „Lobt Gott, ihr Christen“, auch die Turmbläser - scheinbar unveränderlich. Ich habe es noch nie ausgelassen in all den Jahren und meine Kollegen auch nicht". So beschreibt der Leiter der Lauterbacher Musikschule, Klaus Scheuer, sein Verhältnis zum Christkindwiegen. In diesem Jahr war er zum 39. Mal dabei.

In den beiden größten Städten des Vogelsberges, Lauterbach und Alsfeld, erlebten am Heiligabend vor und nach den Gottesdiensten mehrere hundert Menschen das traditionelle "Christkindwiegen". Für viele Menschen beginnt Weihnachten erst mit diesem historischen Brauch. Einer Überlieferung zufolge legt sich das "Christkind" nach der Bescherung der Kinder im obersten Kirchturmstübchen zum Ausruhen nieder. Damit es gut einschläft, spielen die Musikanten und die Konfirmanten singen. Anderen Erzählungen nach zeigen Lampen und Gesang dem Christkind den Weg zurück in den Himmel.

Eine Tradition, die sich seit Jahrhunderten alljährlich wiederholt - und trotzdem ist es jedes Jahr etwa in Lauterbach neu: Die Konfirmanden sind immer andere, und sie werden immer jünger. Früher waren es nur Jungs, jetzt sind schon lange auch Mädchen dabei, was dem Gesang außerordentlich gut tut, erzählte Klaus Scheuer. Das Wetter verändere sich auch. Früher habe es oft Frost und Schnee am Heiligen Abend gegeben. Die Folge: die Instrumente froren ein. Das hat es in den letzten Jahren nicht mehr gegeben. 

In Lauterbach verkündete die Pfarrerin mit dem diesjährigen Konfirmanden-Jahrgang und der Stadtkapelle die weihnachtliche Botschaft vom 145 Stufen hohen Turm der evangelischen Stadtkirche. Während Choräle und Bläserhymnen von allen vier Ecken des Kirchturms erklangen, wurden petroleumgefüllte Laternen als "Zeichen des in die Welt gekommenen Lichts" geschwenkt. Das "Christkindwiegen" in Lauterbach hat nachweislich eine 360jährige Tradition. Urkundlich erwähnt wurde das Ereignis schon in einer städtischen Rechnung des Jahres 1644.

Vor ein paar Jahren wurden zusätzlich zu den Petroleumlaternen einige mit LED-Licht angeschafft. Irgendwie mag sie keiner, denn ihr Licht ist kalt und leblos. Sie werden wohl eines Tages wieder verschwinden. Das Entzünden der Laternen gehört nämlich auch zum Ritual des Christkindwiegens, der Petroleumduft und die rußgeschwärzten Finger der Bläser sowie der Hinweis an die Konfirmanden, die Laternen gut fest zu halten. Und damit keine der Lampen herunterfällt auf die Menschen auf dem Marktplatz, gab es entsprechende Sicherheitsleinen.

In Alsfeld ist der musikalische Weihnachtsbrauch zwar erstmals vor über 350 Jahren urkundlich erwähnt, wird dort aber wohl schon länger gepflegt. Das Christkindwiegen wurde in Alsfeld 1674 urkundlich erwähnt, als der ,,Conrector" und ,,Director musices" Henrich Leußler mit Sängern und Musikanten auf den Turm der Walpurgiskirche gestiegen war, ,,Auf Weihnachten in der Nacht dem Christkindlein zu ehren". Nach Meinung von Heimathistorikern hängt dieser Brauch mit der Heiligen Dreifaltigkeit und der Legende zusammen, daß in Richtung Norden böse Geister das Musizieren stören. Das Singen beim " Christkindwiegen" hat im Jahre 1849 der Gesangverein "Liederkranz Harmonie" übernommen und ist stolz, dies seit fast 170 Jahren unverändert beibehalten zu haben (ma/ks/red)  +++


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