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22.01.09 - Bad Neustadt

"Du bist einmalig" - Kinder philosophieren im Kindergarten Mariä Himmelfahrt

Der Kindergarten Mariä Himmelfahrt in Bad Neustadt begleitet und fördert Kinder in allen Lebensbereichen ganzheitlich mit allen Sinnen. Denn jedes Kind wird hier als einzigartig betrachtet. Zudem ist der Kindergarten Modellstandort der Akademie „Kinder philosophieren“, das wissenschaftlich begleitet und vom Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft getragen wird.

An der zweijährigen Fortbildung mit dem Abschluss als staatlich zertifizierte Multiplikatorinnen nehmen derzeit Eva Fiedler (Fortbildungsreferentin im religionspädagogischen Bereich), sowie Ursula Beitzinger (Erzieherin) teil. Das Projekt ist geeignet für Kinder ab etwa vier Jahren. Zusammen mit Kindergartenleiterin Gudrun Hellmuth erläuterten sie den Hintergrund ihrer Bemühungen. Philosophie decke Fragen auf, die hinter dem stehen, was Erwachsene für wahr erachten. Dabei spielen ethische und moralische Dimensionen eine besonders große Rolle. Durch Philosophieren, Nachfragen, Nachdenken, Konzeptbildung und Austausch von Ideen mit anderen werden Kinder zu einer kritisch nachfragenden Gemeinschaft, die nach demokratischen Richtlinien funktioniert. Dafür notwendig sei eine positive Gruppenatmosphäre, in der alle Ideen wertgeschätzt werden und genügend Zeit für intensiven Austausch vorhanden ist. Weiterhin brauche es anregende Materialien, die das Interesse der Kinder wecken und ihr Verständnis erweitern sowie die „Kunst“ der Fachkräfte, die Diskussion durch offene Fragen anzuregen. Diese sollen die Kinder herausfordern, neue Wege oder Erklärungen selbst zu finden.

Der Kindergarten Mariä Himmelfahrt in Bad Neustadt ist Modellstandort der Akademie „Kinder philosophieren“. Kindergartenleiterin Gudrun Hellmuth (links oben) mit der Erzieherin Ursula Beitzinger (links) und Religionspädagogin Eva Fiedler (rechts) stellten das Projekt mit der Vorschulklasse vor. Foto Partl

Der katholische Kindergarten Mariä Himmelfahrt betreut Kinder im Alter zwischen zwei bis neun Jahren in vier Gruppen. So gibt es zwei Gruppen mit Kindern von zwei bis fünf Jahren, eine Gruppe mit fünf- bis sechsjährigen Vorschulkindern sowie eine Gruppe von Schulkindern zwischen sechs bis neun Jahren. Für das Programm „Kinder philosophieren“ können Gesprächsgruppen gebildet werden und der Gruppenalltag ist eine wichtige Plattform für Zeit zum Reden. Weil das Motto der Kindertageseinrichtung „Miteinander spielen, lernen, lachen, leben, glauben“ lautet, versteht er sich als Lebensort für Kinder und Eltern. In der ausdrücklich Familien ergänzenden Einrichtung sollen sich Kinder und Eltern mit ihren unterschiedlichen Lebenssituationen angenommen und wohl fühlen. Dabei präge das christliche und Gottes- und Menschbild sowie die kirchliche Trägerschaft die tägliche Arbeit.

Weil jedes Kind einzigartig ist, durften sich die Kinder der Vorschulgruppe beispielsweise nicht nur eine Geschichte anhören, sondern sie auch teilweise selbst mitgestalten. Die Religionspädagogin Eva Fiedler stellte die Geschichte von Pina und dem Schatz aus Gold vor. Eine kleine Schatzkiste stand mitten in der Runde. Dahinein durften die Kinder endlich auch schauen: doch das Kistchen war leer. Lediglich der Boden war mit einem Spiegel ausgestattet, so dass ein jedes Kind in sein eigenes Antlitz schaute. Die Botschaft: „Du bist der Schatz. Denn du bist einmalig.“ Eine Erfahrung, so Fiedler, die sehr zum Selbstbewusstsein des Kindes beitragen werde.

Kinder werden auf verschiedene Themen angesprochen. Dabei bekommen sie Raum und Zeit zum Nachdenken und um sich eine eigene Meinung bilden zu können. Die Kinder dürfen ihre Meinung kundtun ohne Gefahr zu laufen, dafür ausgelacht zu werden. Auch gibt es feste Regeln, wie beispielsweise andere ausreden zu lassen, zuzuhören und die Meinung anderer zu akzeptieren. Werte, die so manchem erwachsenen Zeitgenossen leider nicht mehr geläufig sind. Die Akademie „Kinder philosophieren“ im Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft war 2007 im Jahr der Geisteswissenschaften Partnerin des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Im Herbst 2007 wurde auch der Kindergarten Mariä Himmelfahrt als Modellstandort auserwählt. Sitz der Akademie ist übrigens Freising.

Sie versteht sich als Bindeglied zwischen pädagogischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung. Sie bietet Fortbildung für pädagogische Fachkräfte an und arbeitet an der Weiterentwicklung und Verankerung des Philosophierens als Bildungs- und Erziehungsprinzip in Kindertageseinrichtungen und Schulen. Dort gibt es auch Infos per Internet unter www.kinder-philosophieren.de. Kinder lernen, dass es nicht auf alle Fragen Antworten gibt. Man könne aber mit Kindern über Themen wie Freundschaft, Freiheit, Pflichten ebenso diskutieren wie über Werte wie Religion, Glaube, Tradition und die Sinnesfragen „Wer bin ich“ oder „Wer bist du“ ansprechen. Miteinander philosophieren biete auch eine gute Möglichkeit, die Konfliktfähigkeit zu schulen. Philosophieren bedeute im übrigen, gemeinsam mit Anderen über Grundfragen des Lebens nachzudenken und zu erkennen, was wesentlich ist und Orientierung für den Alltag bietet. Wer philosophiert, erlebt Bildung als gemeinsames Nachdenken in einem geschützten Raum ohne eine Bewertung von Leistungen.

„Kinder erfahren sich als kompetent und selbstwirksam. Sie vertrauen zunehmend ihrem eigenen Urteil.“ Auf alle Fälle werde die Sprachentwicklung der Kinder entscheidend gefördert, so die Kindergartenleiterin. Oberstes Prinzip aller Bemühungen sei es, möglichst allen Kindern beste Chancen fürs Erwachsenenleben mitzugeben. (ger) +++

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