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Schutzpatron der Wald- und Forstleute auf dem Kreuzberg geehrt
23.01.19 - „Wenn die Wald- und Forstleute ihren Schutzpatron, den Heiligen Sebastian auf dem Kreuzberg ehren, herrscht Ausnahmezustand. Wo findet man an einem Montag um 10:30 Uhr ein Gotteshaus so voll besetzt? Ich bin sprachlos.“ Gotthard Schwender (Gräfendorf), der seit 12 Jahren die Organisation des Sebastianstages übernimmt, freute sich das ungebrochene Interesse und die Begeisterung der Wald- und Forstleute an dieser traditionsreichen Veranstaltung. Es war die 50. Sebastiansmesse, die gefeiert werden konnte.
Anton Räder aus Unterweißenbrunn hatte die Tradition auf dem Kreuzberg einst im Leben gerufen. Doch dass am Sebastianstag Axt und Säge ruhen, um dem Schutzheiligen für ein unfallfreies Jahr zu danken und ihn weiterhin um Schutz zu bitten, stammt aus alter Väter Zeit. Dass die Waldarbeiter und Forstleute, den freien Tag aber nicht nur zum einem Ausflug zum Klosterbier, zu Haxen und Schweinebraten nutzen, bewies die voll besetzte Kirche. Wieder einmal reichten die Sitzplätze nicht aus, viele mussten in den Gängen und im hinteren Bereich der Kirche mit einem Stehplatz vorlieb nehmen.
Als ein Zeichen, dass diese Veranstaltung einen hohen Stellenwert besitze, sei die Anwesenheit vieler Ehrengäste, Bürgermeister, Landräte und Forstbetriebsleiter zu werten, meinte Schwender und dankte allen für ihr Kommen. Ein besonderer Dank ging an die Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforstbetriebe in Bad Brückenau, Bad Königshofen und Heigenbrücken, die es ihren Forstwirtauszubildenden ermöglichten als Ministranten den Dienst am Altar zu übernehmen – natürlich in ihrer leuchtend orange-grünen Dienstkleidung. „Ich bin stolz darauf, dass wir erreicht haben, dass diese Tradition an die Jugend weitergegeben wird“, so Schwender.
In diesem Jahr war das Bläserquintett der Ehemaligen des Heeresmusikorops 12 aus Veitshöchheim zum Kreuzberg gekommen, um den Gottesdienst musikalisch zu umrahmen. Aus der Diözese Würzburg konnte erstmals Weihbischof Ulrich Boom zur Sebastiansmesse auf dem Kreuzberg begrüßt werden. Pater Martin, der Guardian des Klosters sprach von „Bischöflichem Glanz“ anlässlich des Jubiläums. Boom versäumt es nicht, seine Verbundenheit zum Wald zum Ausdruck zu bringen und auch ein wenig Fachwissen brachte er mit, habe er doch seinerzeit als Pfarrer in Partenstein rund 50 Hektar Wald über die Kirchenstiftung verwalten müssen. Gerne sei er mit den Forstleuten einmal im Jahr in den Wald gegangen, um sich über deren Arbeit zu informieren. Auch mit jungen angehenden Theologen sei er stets gerne im Wald unterwegs gewesen, um ihnen anhand der Vielgestaltigkeit des Waldes ein lebendiges Bild von Kirche zu vermitteln. „Der Wald ist mir ein liebes Bild geworden, auch wenn ich die Lichtungen und den weiten Blick bevorzuge“, sagte er, fand aber auch hier gleich wieder eine Verbindung zum Wald, denn dieser ermögliche in seiner Vielfalt Blicke über den Alltag hinaus.
In der Predigt spannte der Weihbischof den Bogen vom Leben und Martyrium des Heiligen Sebastians bis in den Alltag der Menschen heute. An einem Baum gefesselt, mit Pfeilen durchbohrt, so werde der Heilige in der Kunst dargestellt und rege zum Nachdenken darüber an, was jeden Einzelnen im Leben fessele und welche Pfeile durchbohren. Worte können wie Pfeile sein, Worte, die man selbst zu anderen spreche oder die andere sprechen, machte der Weihbischof aufmerksam. Doch der Heilige Sebastian habe an der Hoffnung auf Jesus Christus festhalten, dass dieser auch im Dunkel der Welt da sei, halte, trage und die Verletzungen heile - dieses Vorbild gebe er auch heute noch.
Gotthard Schwender nutzte die Sebastiansmesse um auf das abgelaufene Waldjahr zurück zu blicken. Auf Frühjahrsstürme folgte ein heißer, langer und trockener Sommer mit Ernteausfällen und Wasserknappheit in einigen Regionen. „Im Wald haben vor allem die Fichten gelitten. Mit ihrem flachen Wurzelwerk kommen sie nicht an tieferliegende Wasservorräte. So hatte der Borkenkäfer ein leichtes Spiel.“ Jungbäume, die angepflanzt worden waren hatten keine Chance und sind vertrocknet.
Der finanzielle Schaden, der dadurch entstanden sei, sei hoch. Nun komme, vor allem im Süden Bayerns der starke Schneefall hinzu, was zu einer Gefahr im Wald werde. „Das zurückliegende Jahr hat uns gezeigt, wie wichtig der Beruf Forstwirt ist. Bei keiner Berufsgruppe ab es so große Nachfrage, wie bei den Forstarbeitern“, sagte Schwender und ist sich sicher, dass auch das neue Jahr wieder eine große Herausforderung werde.
Die Natur habe ihren eigenen Willen, die veränderten Wettereinflüsse bringe immer wieder neue und unvorhersehbare Situationen für alle, die im Wald arbeiten mit sich. Die kleinste Unachtsamkeit könne da fatale Folgen haben. Beim Forstberuf handele es sich um einen der gefährlichsten Beruf überhaupt, im vergangenen Jahr haben allein in Bayern acht Menschen ihr Leben im Wald verloren. An sie wurde in der Sebastiansmesse besonders gedacht. „Heiliger Sebastian, bitte, dass uns Gott verschone.“ (me) +++