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"Sterbebegleitung ist bereichernd, nicht schrecklich", sagen die Malteser Hospizbegleiter - Foto. Malteser Hilfsdienst

FULDA Hobby mit Sterbenden?

"Der Tod gehört zum Leben" - Malteser Hospizdienst hilft seit 25 Jahren

08.03.19 - "Menschen sollten da sterben, wo sie gelebt haben", wünscht sich Wilfried Wanjek, Leiter des Malteser Hospizzentrums und thematisiert die eigentlich banale Tatsache, dass der Tod zum Leben dazugehört und nicht abgeschirmt hinter Krankenhausmauern versteckt werden sollte. Doch die zuerst mühsame Entwicklung der Hospizbewegung zeigt, dass wir alle das Sterben, den Tod, die Endlichkeit des Lebens gerne ausblenden und verdrängen.  Für den Malteser Hilfsdienst gehört nicht nur die Versorgung von Kranken, sondern auch die ambulante Hospizarbeit mittlerweile zu den Kerndiensten. Mit dem Erwachsenenhospizdienst, dem ambulanten Kinderhospizdienst und der Trauerbegleitung umfasst das Angebot entscheidende Unterstützung für betroffene Menschen und Familien. In Fulda unterstützen vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 71 ehrenamtliche Hospizhelferinnen und Hospizhelfer Menschen am Ende ihres Lebens.

Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter des Malteser Hospizdienstes: Malteser-Geschäftsführer ...Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)

Wilfried Wanjek, Leiter des Malteser Hospizzentrums

Gründungsmitglied Marion Atzert

Zu den Gründungsmitgliedern des Hospizdienstes in Fulda gehört Marion Atzert, die sich bei der Pressekonferenz am Freitag anlässlich des 25-jährigen Jubiläums an die Anfänge ihres so wichtigen Engagements erinnert: Impuls für die Gründung der Malteser Hospizarbeit in Fulda war der Vortrag des Malteser-Hospizexperten und Internisten Dr. Paul Becker zum Thema "Sterbehilfe nein - Sterbebegleitung ja" im Jahre 1993. "Guten Tag, liebe Sterbende", habe Dr. Becker damals sein Auditorium begrüßt und damit große Verwunderung ausgelöst. In einer Zeit, in der Sterben und Tod noch wesentlich strenger tabuisiert worden seien, habe er die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass das Leben endlich ist, forciert und wichtige Weichen gestellt. "Leben braucht Liebe - Sterben aber auch", sei sein Credo gewesen. Sie habe sich nach diesem Anstoß zur Hospizbegleiterin ausbilden lassen und das nie bereut. Dabei seien sie und ihresgleichen zunächst als "Exoten" höchst skeptisch beäugt worden: "Die haben ein Hobby mit Sterbenden", hieß das verquere Urteil über sie.

Malteser-Geschäftsführer Thomas Pfeffermann

Ute Sander, Leiterin des ambulanten Malteser Kinderhospizdienstes

Diözesanoberin Amelie von Brandenstein-Zeppelin

Zur Hospizarbeit und Palliativmedizin gehört seit dem Jahr 1996 auch die Trauerbegleitung. Sie stellt ein unterstützendes Angebot für die Angehörigen dar, um nach dem Verlust eines Menschen zu einer Neuorientierung im Leben des Alltags zu kommen. Die Mitarbeitenden werden vorbereitet, begleitet und fortgebildet. Im Bereich der Trauer gibt es neben Einzelgesprächen auch Trauergesprächskreise, Begleitung nach besonders schweren Verlusten (Suizid, mehrfach Verluste), Trauerstammtisch für Männer, Meditationsangebote und vieles mehr.

2013 gründeten die Malteser in der Diözese Fulda einen ambulanten Kinderhospizdienst im Main-Kinzig-Kreis, um kranken Kindern und deren Familien zur Seite zu stehen. Immer mehr Anfragen von Familien aus dem Raum Fulda erreichten die Malteser, so dass der Dienst seit Juni 2013 auch im Raum Fulda angeboten wird. Derzeit engagieren sich 28 ehrenamtliche Hospizbegleiter für den ambulanten Kinderhospizdienst Main-Kinzig-Fulda. 18 Kinder und ihre Familien wurden seit 2018 begleitet.

"Wir erleben ein ständiges Abschiednehmen"

Gaby Stanke, ehrenamtliche Hospizbegleiterin

Margarethe Rohnke, ehrenamtliche Trauerbegleiterin

Silvia Hillenbrandt, 2. Vorsitzende des Hospizfördervereins und ehrenamtliche ...

Seit der Gründung der ersten Hospizgruppe im Jahr 1994 habe sich der Dienst kontinuierlich weiterentwickelt und sei stetig gewachsen.  Bereits im Jahr 2000 betreuten 25 ehrenamtliche Hospizbegleiter sowohl Sterbende als auch trauernde Menschen in Fulda und leisteten jährlich 2.500 ehrenamtliche Stunden. „Hospizarbeit gründet auf der Idee, durch ganzheitliche Zuwendung einen vertrauten Raum zu schaffen, in dem der Mensch bis zuletzt in Würde leben darf, ohne Angst, dass sein Leben künstlich verlängert oder verkürzt wird. Dies schließt die Hoffnung auf Gesundung ebenso ein wie die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod", erklärt Wilfried Wanjek den Anspruch des Hospizzentrums in Fulda. Tatsächlich sei  das eigene Zuhause der beste Sterbeort, doch es gebe Situationen, in denen die Angehörigen das nicht leisten könnten. Silvia Hillenbrandt ist seit zehn Jahren als ehrenamtliche Hospizbegleiterin Teil eines Palliativ-Care-Teams und empfindet ihre Arbeit als eine Art Seelsorge. Die Aufgabe sei nicht leicht: "Wir erleben ein ständiges Abschiednehmen und müssen uns immer wieder auf neue Menschen einlassen." Dabei helfe Empathie ("Wir unterscheiden zwischen Mitleid und Mitgefühl"), die gute fundierte Ausbildung und die Möglichkeit zur Supervision.

Pressesprecherin Stefanie Bode

Kinder-Trauergruppe Foto: Nina Geske

Hillenbrandt ist als Vizevorsitzende des Fördervereins auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und wirbt um Unterstützer. "Die Ehrenamtler sind Zeitspender, aber wir brauchen natürlich auch Spendengelder", sagt Hillenbrandt und propagiert, bei runden Geburtstagen lieber Geld für diesen guten Zweck statt Geschenke zu erbitten. "Das ist doch sinnvoller, als die zigste Blumenvase zu bekommen", resümiert sie. Zum 25-jährigen Jubiläum findet am 15. März um 17.30 Uhr eine öffentliche Festveranstaltung des Malteser Hospizdienstes im Propsteihaus in Petersberg statt. Festredner wird der frühere Vize-Kanzler, Minister und SPD-Chef Franz Müntefering mit dem Vortrag "Sterben in dieser Zeit" sein. Blumenvasen werden zu diesem Geburtstag sicher nicht gebraucht - Spenden schon. (Carla Ihle-Becker)+++


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