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Mit einem Sprung aus der Box konnte dieser Ziegenbock... - Fotos: Eckert

... dem Metzger entkommen. Der Besitzer will dem Schlachttier nun einen natürlichen Tod gewähren.

02.02.09 - Sandberg

Ein Sprung & ein Versprechen: Wie Ziegenbock "Salami" dem Metzger entfloh

Schlau und mutig ist der Ziegenbock von Werner Trolldenier. So schlau und mutig, dass er nicht nur dem Metzger entging, sondern es auch schaffte sich in Sandberg zu verschanzen und einen Freund fand, der ihn mit Heu und trockenen Brötchen versorgte. Nun muss der Ziegenbock, der den Namen Salami trägt, nicht mehr um sein Leben fürchten.

Werner Tolldenier und seine Frau Gisela lachen, wenn sie an die Erlebnisse der vergangenen Woche denken. Das begann am Montagmorgen um 9 Uhr, da brachte Werner Trolldenier den Ziegenbock Salami zur örtlichen Metzgerei, um gleichnamige Wurst aus ihm machen zu lassen. Der Metzger versprach, der Bock werde „gleich dran kommen“ und sperrte ihn in eine Box. Angebunden wurde der Bock nicht, mit 1,50 Meter Höhe der Seitenwände war er sicher eingesperrt, dachten Metzger Söder und Werner Trolldenier. Aus welchen Umständen auch immer, jedenfalls kam der Metzger nicht gleich dazu, sich den Bock vorzunehmen, normalerweise ja auch kein Problem.

Ein Sprung aus der Box

Nicht so im Fall „Salami“ der mag vielleicht geahnt haben, was diese Aktion zu bedeuten habe, jedenfalls nutzte er am nächsten Tag seine Chance. Als die Haselbacher Bäuerin Margot Kaufmann am Dienstag ihrerseits Ziegen nach Sandberg zum Metzger brachte, da setzte ein „riesiger schwarz-weißer Bock“ über die Boxenwand und sie selbst hinweg und wart nicht mehr gesehen. Als er von Margot Kaufmann über den Ausreißer informiert wurde, traute er seinen Ohren nicht. „Er hat seine Chance erkannt und genutzt“, lachte Trolldenier im Nachhinein über diesen gelungenen Streich des Bocks.

Zunächst dachte das Ehepaar Trolldenier, der Bock werde schon wieder zur Herde zurücklaufen. Doch weit gefehlt, der Bock kam nicht, weder am Dienstag noch am Mittwoch. Immer wieder hielten sie Ausschau nach dem Ausreißer, doch nirgendwo war ein schwarz-weißer Ziegenbock auszumachen. So langsam begannen sich Trolldeniers doch zu wundern. Irgendwo muss der Bock doch abgeblieben sein. Werner Trolldenier entschied sich zur Gemeindeverwaltung zu gehen und dort Meldung über den verloren gegangenen Ziegenbock zu machen. „Die Damen in der Verwaltung haben erstmal herzlich gelacht“, berichtete Trolldenier. Über die gemeindliche Sprechanlage haben sie dann aber doch eine Durchsage getätigt. „Achtung, ein ernst gemeinte Durchsage...“ Es

folgte glucksendes Lachen und dann die Information „...ein schwarz-weißer Ziegenbock ist aus der Metzgerei Söder entflohen.“ Und schließlich noch die Bitte der ehrliche Finder möge sich mit Familie Trolldenier in Verbindung setzen.

Werner und Gisela Trolldenier und natürlich auch Metzger Söder warteten, doch sie warteten vergeblich. Niemand schien den Ziegenbock auch nur gesehen zu haben. Am Freitag dann klingelte das Telefon und Margit Arnold informierte Trolldenier, dass sie wohl wüsste, wo sich ein Ziegenbock, auf den die Beschreibung passe, aufhalte. Nachdem Werner Trolldenier versicherte hatte, dass der Bock nichts mehr zu befürchten habe, erfuhr er, dass der Ziegenbock sich auf dem verlassen Grundstück neben Arnolds verschanzt habe. Er steckte in einem engen, geschützten Gang zwischen Scheune und Haus, putzmunter und gar nicht verschüchert, ließ er sich von Trolldenier willig einfangen. Normalerweise ist „Salami“ ein recht scheuer und misstrauischer Zeitgenosse, der sich nicht so einfach am Strick führen ließ. Doch scheinbar vertraute er auf die Aussage von Werner Trolldenier, dass er nun nichts mehr zu befürchten habe und bis an sein seeliges Ende in der Herde bleiben dürfe.

„Ich habe es ihm fest versprochen. Jetzt muss er nicht mehr zum Metzger. So eine Heldentat muss belohnt werden.“ Der Bock kam zurück zur Herde und wurde, wie es sich gehört, mit lauten Gemecker von der Damenwelt in Empfang genommen und auch Kuh Fanny war zufrieden, dass der „Herr im Haus“ wieder da war.

"Heimlicher Finder"

Beim Fototermin, zeigte sich der Ziegenbock jedoch wieder äußerst misstrauisch und war selbst mit Äpfeln kaum zu überreden, sich zum Gruppenbild zu gesellen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Werner Trolldenier dann auch, wie sich der Bock durch die Tage schlug, denn so richtig hungrig war er ja nicht, als er am Freitag zurück zur Herde kam. „Ich habe mich schon gewundert und angenommen, er habe sich auf einer Pferdekoppel versorgt.“ Mirko Arnold konnte Aufklärung geben. Er hatte den Bock nämlich schon gefunden, bevor überhaupt die Ortslautsprecher bekannt gaben, dass ein Ziegenbock gesucht werde. „Ich habe nichts gesagt, weil ich ihn vor dem Metzger retten wollte.“ Mirko beobachtete den Bock, versorgte ihn zwei Tage lang mit frischem Heu und Brötchen und hielt den Mund. „Ich verpflegte ihn und wollte sehen, was die Zeit so bringt.“ Dann hatte er es aber doch der Mutter erzählt und die Sorge um das Wohlergehen des Bocks ließ sie bei Trolldenier anrufen.

Als Mirko Arnold erfuhr, dass er Bock nun nicht mehr geschlachtet wird, war er glücklich. „Jetzt ist ja das erreicht, was ich wollte, er bekommt sein Gnadenbrot.“ Das bestätigte Gisela Trolldenier: „So viel Lebenswille und

Durchsetzungskraft muss honoriert werden.“ Diesen Teil der Geschichte kannte Trolldenier noch nicht, nahm es Mirko Arnold aber nicht übel, sondern lachte. „Ich habe mich schon gewundert, dass er keinen Hunger hatte.“ Seit gut zehn Jahren halten Trolldeniers nun schon Ziegen, im Augenblick sind es 16, doch so einen gewitzten Ziegenbock hatten sie noch nicht. (me) +++


Ziegenbock Salami (links hinten) traute dem Frieden nicht und wollte sich weder von Werner Trolldenier noch seinem Freund Mirko Arnold füttern lassen. ...

... Kuh Fanny dagegen war umso neugieriger.

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