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Gab am Dienstag seinen Rücktritt als DFB-Präsident bekannt: Reinhard Grindel. - Foto: picture alliance / Foto Huebner

FRANKFURT/M. Kommentar von Tobias Herrling

Zum Rücktritt von DFB-Boss Grindel: überfällig, unvermeidlich, folgerichtig

03.04.19 - Die Zeit des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel (57) ist abgelaufen: Nachdem diverse Medien am Dienstagmittag Grindels Rücktritt verkündeten, zog der Deutsche Fußball-Bund am Nachmittag nach und veröffentlichte eine persönliche Erklärung Grindels, in der er seinen Rückzug bekannt gab. Ein längst überfälliger und unvermeidlicher Schritt, meint ON|Sport-Redakteur Tobias Herrling.

Am Ende soll Reinhard Grindel über eine Uhr gestolpert sein. Vor anderthalb Jahren soll der ehemalige DFB-Präsident diese vom ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis (69) als Geschenk erhalten haben. Ihr Wert: 6.000 Euro. "Ich kannte die Marke der Uhr nicht und hatte keine Vorstellung von ihrem Wert. Es war ein schweres Versäumnis, diesen Wert nicht sofort zu ermitteln", sagte Grindel in seiner Erklärung und weiter: "Ich bin davon ausgegangen, dass ich die Uhr als Privatgeschenk annehmen darf. Die Uhr wird so schnell wie möglich zurückgegeben." Eine Gegenleistung habe Surkis nicht bekommen.

Die Luxus-Uhr dürfte aber nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, gewesen sein. Denn seit der katastrophalen Weltmeisterschaft 2018 in Russland steht der Sportfunktionär massiv in der Kritik. Da wäre die völlig unnötig und überhastete Vertragsverlängerung mit Joachim Löw im Vorfeld des Turniers zu nennen. Nach dem WM-Desaster gewährte Grindel Löw freie Hand bezüglich dessen beruflichen Zukunft und ermöglichte dem Bundestrainer und Teammanager Oliver Bierhoff eine Fülle an Macht.

Grindels Rücktritt ist längst überfällig, meint ON|Sport-Redakteur Tobias ...Foto: Hendrik Urbin

Ein desaströses Bild gab Grindel auch in der Causa Mesut Özil und dessen Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ab. Nach der WM trat Özil per Social-Media-Rundumschlag aus der Nationalmannschaft zurück und übte dabei auch harsche Kritik am Präsidenten. Dieser gab später zu: "Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen."

Auch bei der DFB-Ausbootung der Bayern-Profis Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels agierte Grindel unglücklich, monierte den Umgang von Löw mit den ausgemusterten Weltmeistern - und musste schnell zurückrudern. Den Job als DFB-Präsidenten kosteten Grindel aber die jüngsten Enthüllungen des "Spiegel" und der "Bild", die Nebeneinkünfte Grindels offenlegten. Am Freitag berichtete der "Spiegel", dass der 57-Jährige 78.000 Euro als Aufsichtsrats-Chef einer DFB-Tochterfirma kassiert. Am Montagabend legte die "Bild" mit Berichten zur Luxus-Uhr nach.

Dass Grindel nun zurücktritt, ist folgerichtig und hätte schon längst passieren müssen. Denn als oberster Chef deutscher Fußballer sowie den haupt- und ehrenamtlich Tätigen war Grindel, der übrigens auch Compliance-Beauftragter der UEFA ist, schon lange untragbar. Nach Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach (Verdacht auf Steuerhinterziehung) ist mit Reinhard Grindel (Korruptionsvorwürfe) nun der nächste DFB-Boss in einen Skandal verwickelt. Ob das den schwerreichen und schwer angeschlagenen DFB zum Umdenken bewegt, darf zumindest bezweifelt werden ... (Tobias Herrling) +++


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