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Das historische Gebäude in der Friedrichstraße 26 stammt im Original wohl aus dem 14. Jahrhundert und wurde in den folgenden Jahrhunderten vielfach umgebaut - Fotos: Hans-Hubertus Braune

FULDA Gebäude mindestens aus dem 14. Jahrhundert

"Ein Glücksgriff" - mittelalterliches Rathaus in der Friedrichstraße 26?

05.04.19 - Hinter der Fassade der Hausnummer 26 in der Friedrichstraße 26 in Fulda steckt jede Menge Geschichte. Adrian Hehl von der Denkmalschutzbehörde ist glücklich, dass das Gebäude von der Stadt gekauft wurde und so genauer hinter die Mauern geschaut werden konnte. Die beiden Ingenieure Michael Bädje und Rainer Korte vom Inres Altbau- und Denkmalservice haben herausgefunden, dass die "Friedrichstraße 26" offenbar im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Vielleicht ist das Gebäude sogar noch älter, die Untersuchungen sollen deshalb fortgeführt werden.

Diplom-Holzingenieur Michael Bädje, Adrian Hehl (Denkmalschutzbehörde), Torsten ...

"Eine zeitliche Zuordnung des Ursprungsbaues stützt sich zurzeit auf die dendrochronologischen Untersuchungen an den Deckenbalken des Erdgeschosses und des zweiten Obergeschosses, an den Resten des in gotischer Form ausgeführten Fensters an der Straßenfassade, an der Rundbogentür im EG auf der Südseite und der Rundbogentür im Keller. Demzufolge kann vorläufig eine Errichtung für das 14. Jahrhundert angenommen werden", beschreibt das Sachverständigenbüro. Das verwendete Holz deutet darauf hin, dass der Bau auch aus noch früheren Jahren stammen könnte. Dafür gibt es allerdings noch keine weiteren Beweise. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebäude etwa im 16. und 19. Jahrhundert mehrfach umgebaut.

Als was das Haus im 13. Jahrhundert genutzt wurde, ist noch nicht ganz klar. Eventuell befand sich hier das mittelalterliche Rathaus von Fulda. Die Raumaufteilung, unter anderem mit Kellergewölbe, großer Halle im Erdgeschoss und großem Saal im ersten Obergeschoss, sind ein Indiz, vielleicht war dort aber auch eine Kanzlei. "Es ist eine Freude für die Denkmalpflege und ein spektakulärer Fund", sagt Hehl bei einem Presserundgang am Donnerstag vor Ort. Der Steinbau ist der bislang einzige Fund aus jener Zeit, weit vor dem barocken Umbau in der Stadt. Im Auftrag der Stadt untersuchte das Sachverständigenbüro mit Unterstützung von Mitarbeitern des Betriebsamtes das Haus, legten verschiedene Schichten frei, um so genauer herausfinden zu können, um was sich bei dem Gebäude handelt und vor allem, aus welcher Zeit es stammt. Gemeinsam mit Historikern aus unterschiedlichen Bereichen sollen nun weitere Beweise beschafft werden.

Die Stadt hatte das Areal gemeinsam mit der benachbarten Kurfürst-Immobilien im vergangenen Jahr vom Milliardär Dr. Lutz Helmig (unter anderem Aton) gekauft. Was aus dem Gebäude wird, ist noch unklar. Stadtbaurat Daniel Schreiner möchte das historische Haus möglichst für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Zur Historie des Gebäudes Friedrichstraße 26 (Quelle: Inres, Fulda):

Neben den oben aufgeführten baulichen Veränderungen im 1. und 2. Obergeschoss fanden im Laufe der Zeit auch erhebliche Eingriffe im Erdgeschoss statt. Am auffallendsten sind dabei die beiden aufgefundenen der Renaissance zuzuordnenden Säulen mit Würfelkapitel und Kragsteinen. Bemerkenswert dabei ist die konstruktive Ausbildung der Lastableitung. Beide Säulen besitzen teilzerstörte Basen und sind durch Ziegelpfeiler untermauert. Unseres Erachtens stellen sie eine Zweitverwendung aus dem 19. Jh. dar.

Dabei wurde, um einen der Wandflucht folgenden Einbau zu gewährleisten, die innere Mauerschale der zweihäuptigen südlichen Außenwand des Ursprungsbaues abgebrochen, die Säulen eingebaut und die sich ergebenen Nischen flächig neu mit Bruchsteinen und Ziegelbruch aufgemauert. Interessant ist die Tatsache, dass der Verputz des rundbogigen Einganges auf der Südseite einen Bezug zur Säule hat. Also zumindest als Nische noch wahrnehmbar war. In diesen Zeitraum passen auch die Nadelholzstürze vor dem Rundbogeneingang. Im 20. Jh. erfolgte dann abschließend ein vollflächiges Überputzen der Säule und Nischen.

Die bis zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführten Untersuchungen hinsichtlich der konstruktiven Ausbildung der Wände und Decken, der restauratorischen Voruntersuchungen von Fassungsresten an den Innenflächen sowie der Freilegungen im Inneren des Gebäudes und an der Straßenfassade lassen eine deutliche Differenzierung der Baugeschichte des Gebäudes zu. Danach ist der Ursprungsbau als zweigeschossiges unterkellertes Gebäude mit einer das gesamte Erdgeschoss einnehmenden Halle und einem Saal im Obergeschoss (heutiges 1. und 2. Obergeschoss) anzusprechen. Unterstützt wird diese Aussage durch folgende Feststellungen:

Erdgeschoss:

- die verbliebenen historischen Deckenbalken sind von der Nord- zur Südseite durchlaufend, eine für diese Spannweite übliche Unterstützung mittels Unterzug und Stützen konnten bis jetzt nicht nachgewiesen werden - die heutige innere Längswand ist in ihrer Lage verändert und eine Zutat aus dem 19.-20. Jahrhundert.

Obergeschoss:

- das an der Fassade vorgefundene, in gotischer Form ausgeführte Fenster wird heute durch die Decken zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss zerschnitten
- die Datierung der Deckenbalken/Unterzug zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss ergeben je eine Häufung aus der Mitte und aus dem Ende des 16. Jahrhundert. Auch die nur noch auf der Südseite im 1. und 2. Obergeschoss vorhandenen Querwände sind dieser Zeitschiene zuzuordnen
- in der Ebene der Deckenbalkenlage zeigen sich Putzreste, die dem Ursprungsbau zugeschrieben werden
- die im 1. Obergeschoss eingebauten Kragsteine unterscheiden sich deutlich von den im Erdgeschoss vorgefundenen hinsichtlich Form, Größe und Bearbeitungsspuren
- einheitliche Fassungen in Form von Rankenmalerei (16. Jahrhundert) für die straßenseitigen Räume im 1. Obergeschoss
- Häufung von Befunden eines schwarzen anliegenden Begleiters (2. Obergeschoss) auf den Gefachen der Fachwerklängswand, auf den Deckenfeldern und auf den Innenputzflächen der massiven Außenwände
- Fenstersturz eines Doppelfensters (Renaissance), der das gotische Fenstergewände durchschneidet und einen eindeutigen Bezug zur Neugliederung des Gebäudes inklusive Fassade aufweist. (Hans-Hubertus Braune / pm) +++


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