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Bischof Gerber feiert die Karfreitagsliturgie im vollbesetzten Fuldaer Dom
19.04.19 -
Zu Beginn seiner Predigt hatte der Oberhirte betont, dass nicht nur Jesu Leidensgeschichte, sondern auch die unzähliger Menschen sich im Kreuz Christi spiegele. Bei der Feier der Liturgie könne man besonders die mit ins Gebet nehmen, die heute an einem Kreuz litten. Als Sturmius und seine Gefährten in Fulda das Kreuz aufrichteten, habe sie die Überzeugung geleitet, dass da, sich im Leben eine neue Baustelle eröffne, der gegenwärtig sei, für den das Kreuz stehe. Eine Parallele zum Kreuz auf der Baustelle sah der Bischof in dem Balkengerüst, an dem das Lot für die Bauleute befestigt war, eine Schnur mit einem schweren Stein daran, die die Richtung von unten nach oben anzeigte und somit den Arbeitern Orientierung bot.
Am Kreuzbalken habe indes keine Schnur, sondern ein Mensch gehangen, ausgerichtet zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Erde, so Gerber weiter. „Mit seinem Leben wie mit seinem Sterben steht er für die Verbindung zwischen Himmel und Erde.“ Das Gewicht, das ihm angehängt werde, sei nicht einfach nur ein Stein, sondern die Verbrechen, die ihm ungerechterweise zur Last gelegt werden, zögen ihn an den Ort äußerster Erniedrigung, Demütigung und Verlassenheit. „Da hängt einer – ausgestreckt zwischen Himmel und Erde – belastet mit all dem, was sich Menschen an Belastbarem ausdenken können. Oben und Unten sind vertauscht: Der Mörder wird freigelassen und der Unschuldige gefoltert und schließlich getötet. Orientierungslos folgt die Masse ihren Einflüsterern.“ Das Kreuz an jenem Nachmittag in Golgotha sei von den Schergen fest in die Erde gerammt worden. Damit scheine die
Bewegung, die Jesus einst ausgelöst hatte, endgültig zum Stillstand gebracht zu sein. Seine Anhänger seien längst geflüchtet, und doch seien da zwei Personen unter dem Kreuz, Maria und Johannes, die sich gegenseitig unter dem Kreuz aufgerichtet hätten. (pm) +++