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Premiere mit neuem Stück "Es geschah auf hoher See"
28.04.19 - Die Theatergruppe „Stoark Stoeck“ begann damals, im Jahre 1999, als Abteilung des Verkehrs- und Heimatvereins Jossa. Dieses Jahr feiert die Gruppe ihr 20-jähriges Bestehen. Vereinsvorsitzender Günter Walther gratuliert in der eigens editierten Jubiläumsbroschüre den Verantwortlichen und Mitwirkenden. Die Idee zur Gründung von „Stoark Stoeck“ kam durch den Wettbewerb „Unser Dorf“. Wie sich Günter Walther erinnert, habe Klaus Ziegler, seine Frau Anna Zeis-Ziegler und er als Jossaer Ortsvorsteher in dem Arbeitskreis mitgewirkt, der Geschichtliches des Sinntaler Ortsteils zusammentrug: die Entstehung, den Bahnbau von 1869 bis 1872, den Kirchenstreik 1893/1894, den Bau der Kirche und der Schulen, die Sprengung und den Neubau der Eisenbahnbrücke, den Bau der ICE-Strecke Fulda-Würzburg und die Diskussion über die Spessart-Variante der Schnellbahnstrecke Hanau-Fulda.
Und bei Letzterem war Klaus Ziegler in seinem Element: warum nicht ein Theaterstück aufführen, in dem die Problematik behandelt wird? Mit 17 interessierten Bürgern begann die Laienspielgruppe im Clubraum der Sportgemeinschaft Jossa. Klaus Ziegler schrieb den Schwank „Zug um Zug“ auf die Jossaer Gegebenheiten um. Nach eifrigem Üben führten die Laienschauspieler ihr Protest-Werk in der Mehrzweckhalle auf. Mit sehr großem Erfolg, denn alle sechs Vorstellungstermine waren ausverkauft. Zwanzig Jahre später ist „Stoark Stoeck“ eine feste Einrichtung im kulturellen Leben des Dorfes, das auch ein beliebtes Reiseziel als staatlich anerkannter Erholungsort ist.
Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich gehört auch zur Fan-Gemeinde von Stoark Stoeck. Der jährliche Besuch einer Vorstellung ist ein fester Termin. Einmal wurde der Rathauschef sogar zu einem Gastauftritt verpflichtet, als es darum ging, was ein Bürgermeister macht – reduziert auf Glückwünsche älteren Bürgern zu überbringen. Einen überregional anerkannten Namen und einen hervorragenden Ruf habe sich das Ensemble erarbeitet, so Ullrich. Stoark Stoeck stehe für anspruchsvoll inszeniertes Theater unter Einbeziehung aktueller gesellschaftlicher Themen. Regisseur Klaus Ziegler verstehe es, den Darstellern individuelle Rollen auf den Leib zu schreiben. Im Namen des Gemeindevorstandes Sinntal gratuliert Carsten Ullrich. Wie Ortsvorsteher Stefan Walther schreibt, gebe es nicht nur in Städten Theater. Seit zwanzig Jahren nämlich auch in Jossa. Von Kriminalkomödie bis Lustspiel würden die Akteure um Regisseur Klaus Ziegler zeigen. Stoark Stoeck sei eine Bereicherung des Dorflebens und der Ortsvorsteher wünscht sich noch viele Bühnenstücke.
Dass die Gruppe nach ihrer Gründung einen Namen suchte, erzählt Regisseur Klaus Ziegler. Norbert Schäfer habe damals „Stoark Stoeck“ vorgeschlagen. Anna Zeis-Ziegler entwickelte ein Logo und dieses Markenzeichen habe sich bis heute beim Publikum eingeprägt. Mit der ersten Inszenierung, bei der es um die „Mottgers-Spange“ ging, sei ein Paukenschlag gewesen. Die Frankfurter Rundschau schrieb: „Der Schwank „Zug um Zug“ hat für die Menschen in der Gemeinde Sinntal politische Brisanz. Der Laienspielgruppe gelingt die Gratwanderung zwischen Wirklichkeit und Übertreibung“. Komödien liebt die Theatergruppe, volkstümliche, humorvolle und gerne auch kritische Lebensnähe sind der Stoff der Stücke. Selbstironie, das Lachen über sich selbst, gehört immer wieder dazu, so Klaus Ziegler.
Die satirische Komödie „Es geschah auf hoher See“, natürlich wieder geschrieben von Klaus Ziegler, hatte am Freitagabend in der Mehrzweckhalle Jossa Premiere. Dass das Publikum begeistert war, ist irgendwie klar. Im aktuellen Stück geht es um die große Weltpolitik (Mittelmeer, Waffenexporte…). Eine Seefahrt, die ist lustig, suggeriert ein altes Volkslied. Das muss aber nicht immer so sein. Der eine will auf seiner Reise viel erleben, die andere will entspannen. Manche suchen Sensationen und manche die Stille. Aber auf einer Kreuzfahrt sitzen alle in einem Boot. Also ist bei den Touristen Toleranz gefragt. Die kommt schnell an ihre Grenzen, wenn der Urlaub bei manchen Passagieren nur ein Alibi ist. Autor Klaus Ziegler macht mit Fragen, „was Frau Dr. Kleiber wirklich möchte“, oder „ob der Kapitän echt ist“ neugierig. Und wieso kommt ein Scheich an Bord? Mister Mystery treibt zudem ein mysteriöses Spiel, sodass man nicht weiß, was auf dem Traumschiff „Ocean Peace“ wirklich gespielt wird. Zum Glück gönnt sich Inspektor Bruno einige Urlaubstage auf hoher See und beginnt deshalb mit verblüffenden Methoden zu ermitteln. (Walter Dörr) +++