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Bescheiden, humorvoll, kompetent: so kannte man Dr. Werner Kirchhoff - Fotos: Martin Engel

FULDA Wandelndes Lexikon der Stadtgeschichte

Trauer um kompetenten Kulturamtsleiter a. D. Dr. Werner Kirchhoff (73)

04.05.19 - Die Stadtgeschichte ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Dr. Werner Kirchhoff. Über 35 Jahre leitete der gebürtige Fuldaer das Kulturamt der Stadt und kannte buchstäblich jeden Stein und jeden historischen Zusammenhang in der Barockstadt. Jetzt ist Werner Kirchhoff im Alter von 73 Jahren verstorben. „Wir verlieren einen großen Gelehrten, eine authentische Persönlichkeit und einen liebenswürdigen Menschen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld.

Der frühere Kulturamtschef Dr. Werner Kirchhoff bei der Ausstellungseröffnung ...

Dr. Werner Kirchhoff wurde am 26. Mai 1945 als Sohn des Rechtsanwalts Theodor Kirchhoff und dessen Ehefrau Liselotte in Fulda geboren. Er besuchte das Fuldaer Domgymnasium sowie das Bischöfliche Progymnasium in Amöneburg und legte sein Abitur 1964 am Domgymnasium ab. Anschließend studierte er Archäologie und Kunstgeschichte in Marburg und übernahm nach seiner Promotion 1976 das Kulturamt in seiner Heimatstadt, dem er schnell seinen persönlichen Stempel aufprägte. Ob Volkshochschule, Musikschule, Schlosstheater oder Stadtarchiv: Kirchhoff brachte alle kulturellen Einrichtungen der Stadt voran. Vor allem die Neukonzeption und der Aufbau des Vonderau Museums in seiner heutigen Form sei für Kirchhoff ein geradezu „idealtypisches Aufgabenfeld“ gewesen, erinnert sich sein langjähriger Vorgesetzter, Alt-Oberbürgermeister Gerhard Möller.

Als Dr. Kirchhoff sein Amt 1976 antrat, hatte die Entwicklung Fuldas zur Kulturstadt gerade begonnen. In dem jungen Wissenschaftler, der sich der Kultur und Geschichte seiner Heimatstadt Fulda verschrieben hatte, fand der damalige Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger einen kongenialen Partner zur Umsetzung seiner Pläne. In nur wenigen Jahren wurden die kulturellen Institutionen der Stadt auf eine neue Grundlage gestellt. Dr. Kirchhoffs glänzende Kenntnisse auf dem Gebiet der Denkmalpflege und der Architekturgeschichte führten dazu, dass für die neu begründeten Kultureinrichtungen passende Gebäude gefunden wurden, die wesentlich zum weiteren Erfolg des Kulturlebens beitrugen. Das Stadtarchiv fand sein Domizil im Palais Buttlar, das Schlosstheater in der fürstlichen Winterreitbahn, die Musikschule im umgebauten Landkrankenhaus und das Vonderau Museum in der alten Stadtschule. An allen baulichen und inhaltlichen Konzeptionen war Dr. Kirchhoff maßgeblich beteiligt.

Ein Herzensanliegen war ihm auch der Neubau der Hochschul- und Landesbibliothek am Heinrich-von-Bibra-Platz, den er noch nach seiner Pensionierung aktiv begleitete. An die „besonderen Arbeitszeiten“ Kirchhoffs, der praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit ansprechbar war und im Stadtschloss aus- und einging, hätten sich alle gewöhnt. Nie habe er mit dem Blick auf die Stechuhr gearbeitet. Die in seiner Funktion geforderte Originalität sowie das notwendige Improvisationstalent könne man nicht lernen, „sondern das funktioniert nur, wenn man mit dem Herzen dabei ist“. Jede noch so komplizierte Frage aus der Stadtgeschichte konnte Kirchhoff kompetent beantworten, nicht ohne eine Fülle von Zusatzinformationen zu ergänzen. Wer ihm auf seinen tagtäglichen Rundgängen durch Fulda begegnete, konnte ad hoc ein kleines Seminar in Stadtgeschichte absolvieren. 

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld betont: „Dr. Kirchhoff war als Kenner aller Bereiche der Fuldaer Stadtgeschichte eine Instanz. Sein unerschöpfliches Wissen und seine Kenntnisse in allen Bereichen der regionalen Historie machten ihn zu einem viel gefragten Ratgeber, der mit seinem trockenen Humor, seiner Bescheidenheit, aber auch mit seinem anregenden Intellekt viele, die ihn näher kannten, faszinierte.“ Als Leiter des städtischen Kulturamts hat er zwischen 1976 und 2011 Maßstäbe gesetzt und Bleibendes hinterlassen. „Sein Ansatz bei allen Betrachtungen war nie provinziell. Stets blickte er über den Tellerrand hinaus und war aufgrund seines umfassenden Allgemeinwissens in der Lage, Lösungen von bleibendem Wert zu finden“, betont Wingenfeld.

Sprichwörtlich war Kirchhoffs Bescheidenheit: niemals drängte er sich in den Vordergrund, lehnte Ehrungen und Lobreden auf seine Person strikt ab. Streitbar war er, wenn es um den Erhalt historischer Gebäude in Fulda ging, so kämpfte er ausdauernd und schließlich erfolgreich für Bestand und Sanierung der "Harmonie", dem ehemaligen Sitz der Fuldaer Zeitung.

Sein Nachfolger als Kulturamtsleiter, Dr. Thomas Heiler, schätzte Kirchhoffs fundiertes Fachwissen und hatte auch nach dessen Ausscheiden aus dem Amt noch nahezu täglich Kontakt zu ihm. "Er hat sich nie in den Vordergrund gedrängt, war aber intellektuell so wach und präsent wie kaum jemand sonst", würdigte Heiler seinen Vorgänger. (pm/Carla Ihle-Becker) +++


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