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Ganz machtlos sind die Machtloser nicht: sie alle warten auf guten Empfang und weniger Probleme mit der Telekom - Fotos: Tobias Stübing

RONSHAUSEN Tal der "Empfangslosen"

Kein Netz und keine Leitung: Machtloser Bürger sind genervt vom Dauerzustand

09.05.19 - Aktuell „wackelt“ das Telekomnetz gerade sehr stark im osthessischen Bereich. Immer wieder werden wichtige Handyverbindungen unterbrochen. Besonders hart hat es den Ortsteil Machtlos der Gemeinde Ronshausen getroffen. In dem knapp 200 Einwohner-Dorf herrscht so gut wie gar kein Empfang – weder beim Handy-Netz, noch übers Internet. „Der Fortschritt ist hier fünf Schritte im Rückschritt", erklärt ein aufgebrachter Anwohner im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Der Ortsvorsteher von Machtlos, Udo Berle, sagt im Gespräch, dass es im kleinen Örtchen noch nie Empfang gegeben hat: „Netz haben wir schon immer nicht. Noch nie. Es ist generell tot. Nur an ein paar Stellen, wie am Sportplatz oder am Friedhof, gibt es etwas mehr Empfang als mitten im Ort." Der Grund dafür scheint klar: Sportplatz und Friedhof sind hoch genug gelegen, so dass die Sendeleistung der Masten dort ankommt. Der Empfang geht über den Ort drüber weg. 

Der kleine Ort befindet sich mitten im Tal

Deutlich verschärft wird es noch dadurch, dass vielen Kunden der Telekom ihre Festnetzverträge gekündigt wurden. Die Telekom möchte die technische Art der Telefonanbindung umstellen - von analog zur IP-basierten Telefonie. Jetzt hoffen alle auf eine Kulanzlösung, um die bestehenden Verträge noch weiterlaufen zu lassen. „Aus Angst, plötzlich ohne einen Telefonanschluss dazustehen, schließen viele einen neuen Vertrag ab.“ Viele haben die Umstellung auf die IP-Telefonie hingenommen und einen neuen Vertrag abgeschlossen, um noch erreichbar zu sein. Dieser neue Vertrag hat dann aber wieder eine Laufzeit von zwei Jahren und bringt nicht die erhoffte Leistung. Jetzt hofft der gesamte Ort darauf, dass sich die Telekom auf eine Kulanzlösung einlässt und die alten Verträge bis zum Herbst bestehen lässt. Problematisch sei aber auch, dass die Leitungen nicht für IP-Telefonie ausreichen würden. Udo Berle benötigt eigentlich mehr als nur einen Anschluss. "Da wurde mir mitgeteilt, dass das nicht geht. Die Bandbreite würde nur für einen Anschluss reichen." Was jetzt noch fehlt ist die Anbindung des Glasfasernetzes an das bestehende Ortsnetz. 

Astrid Vogel leidet sehr unter der fehlenden Verbindung zum Internet und somit auch zur Außenwelt: „Ich stehe morgens um 5 Uhr auf, um eine Rechnung mit Onlinebanking zu bezahlen.“ Dafür benötige sie dann rund eine Stunde, da immer wieder das Internet abstürze oder die Seite nur zum Teil lade. „Ältere Leute sind auf sich selbst gestellt oder brauchen Hilfe von anderen, um da noch durchzusteigen“, erklärt sie. 

Beliebter Treffpunkt mit Empfang

Im Hang gelegen: das Feriendorf von Machtlos

Vieles haben die Machtloser schon versucht. Auch ein Telekom-Manager war vor Ort und hat in einer Informationsveranstaltung über die Möglichkeiten berichtet – mit keinem zufriedenstellenden Ergebnis. „Es ist äußerst schwierig, da kein direkter Ansprechpartner vor Ort ist. Uns bleibt nur jedes Mal die Möglichkeit, das Callcenter anzurufen.“ Allerdings scheine auch hier niemand wirklich Ahnung zu haben, denn die Informationen, die den Betroffenen gesagt werden, seien bei jedem anders. „Wir wollen eine Kulanzlösung, mit der wir leben können.“ Auch aufgesetzte Schreiben an Politiker hätten keinen Erfolg gebracht.

Mal eben schnell eine Telefonnummer googeln, einen Arzt anrufen oder Hausaufgaben machen – all das scheint eine fast unlösbare Aufgabe in Machtlos zu sein. „Wir müssen hier alle zusammenhalten, sonst funktioniert es nicht“, sagt Werner Knoth. So kann es auch schon mal sein, dass Freunde und Bekannte aushelfen müssen, wenn beispielsweise ein PC ein Update benötigt. „Dann wird eben in den anderen Ort gefahren.“

Nicht so gut sieht es auch für das Feriendorf aus. Die Anlage hat knapp 170 Häuser - nur 20 davon sind mit einem Anschluss ausgestattet. Hier ist man fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten: kein Handyempfang, kein Internet und keine Notrufe. Dieser kann nur über eine Notrufsäule abgesetzt werden. „Viele Gäste können am Anfang nicht begreifen, dass hier kein Signal ankommt“, berichtet Astrid Vogel. Dennis Schade nimmt es gelassener: „Feriengäste können ja eine schöne Wanderung auf die umliegenden Berge machen und von dort ihre SMS versenden.“ (Tobias Stübing) +++


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