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Am Sonntag, 26. Mai, findet die Europawahl statt. - Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)

FULDA Kommentar von Carla Ihle-Becker

Können Wahlplakate überzeugen? - Europa-Wahlkampf läuft schleppend

23.05.19 - Wahlen zum Europaparlament haben es vergleichsweise schwer, die Aufmerksamkeit der potenziellen Wähler zu ergattern. Zwar wird für den 26. Mai eine höhere Wahlbeteiligung prognostiziert als 2014, als sie in Deutschland nur bei 43,09 Prozent lag, doch wie viele Menschen dann tatsächlich wählen gehen, lässt sich erst hinterher mit Sicherheit sagen. Bei der ersten Europawahl 1979 war das Interesse noch deutlich größer, damals hatten immerhin 61,99 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Dass am kommenden Sonntag gewählt wird, sollte sich mittlerweile doch herumgesprochen haben.

Eine Betrachtung zum Wahlkampf von unserer Redakteurin Carla Ihle-Becker:

Nicola Beer von der FDP.

Schriften statt Köpfe bei den Grünen.

Annalena Baerbock von den Grünen.

Immerhin säumen die großformatigen Wahlplakate derzeit unsere Straßen und Plätze und auch im Fernsehen werben Abend für Abend eigens gestaltete Spots für die jeweiligen Parteien und deren Kandidaten. Und Sie haben wieder die Qual der Wahl: insgesamt treten 41 politische Vereinigungen zur Europawahl an. Mit Ausnahme der CDU (alle Länder außer Bayern) und der CSU (nur in Bayern) treten alle Vereinigungen bundesweit an und kandidieren jeweils mit einer Bundesliste. Zum Glück werben aber nicht alle der 41 antretenden Parteien und Vereinigungen auch mit Plakaten für sich, sonst wäre die Flut wirklich unübersichtlich. Oder haben Sie schon mal was von der "Partei für Gesundheitsforschung" oder "Menschliche Welt" oder dem "Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit" gehört? Ganz zu schweigen von "Die Violetten - für spirituelle Politik" oder "Die sozialistische Gleichheitspartei - Vierte Internationale" oder "Aktion Partei für Tierschutz – das Original".

Köpfe ohne Namen bei Die Linke.

Die SPD setzte auf Personen.

Weit hoch aufgehangen: Die NPD

Zweifellos am auffälligsten schieben sich die Plakate der FDP in das Bewusstsein des Wahlvolkes: ihre grellen Farben "schreien" in pink, knallgelb und himmelblau förmlich von den Plakatwänden - dazu trägt die neckisch-vornübergebeugte liberale Spitzenkandidatin Nicola Beer auch noch eine grashüpfergrüne Jacke - "ganz schön bunt hier!" müsste sie eigentlich in einer Sprechblase ausrufen! So farbig die Gestaltung, so blass sind aber die politischen Willensbekundungen: "Wie soll Europa vorankommen, wenn Deutschland stehenbleibt?", heißt es da zum Beispiel. Oder: "Überlassen wir die Digitalisierung nicht dem Rest der Welt".

Die Partei

SPD

Die Grünen.

Mit wesentlich konkreteren Forderungen, dafür aber gleich der Maximalvariante warten die Plakate der Linken auf: "Steuern schon abgeliefert?" steht auf einem Amazon-Paket - darunter: "Konzerne zur Kasse". Oder: "Flucht hat Ursachen" prangt auf einer Handgranate - darunter: "Waffenexporte stoppen!" Da ist doch durchaus eine programmatische Debatte intendiert. Staatstragend blickt dagegen der Gemeinschaftskandidat von CDU/CSU, Manfred Weber auf die Wähler herab. Der ihm in den Mund gelegten Aussage: "Weil unsere Heimat eine starke Stimme in Europa braucht", wird wohl kaum jemand widersprechen. Mehr Programm ließ sich offenbar nicht auf dem großen Plakat unterbringen.

Die AfD Fotos: (2) AfD

Statements bei der AfD

und Die Linke

Die Grünen haben sich - vielleicht im euphorischen Gefühl, sich allseits im Aufwind zu befinden - auf ähnlich austauschbare Floskel kapriziert: "Perfekt ist Europa nicht", weiß Spitzenkandidat Robert Habeck. "Aber ein verdammt guter Anfang!", versucht er zu überzeugen. Dabei blickt der lebensgroß Abgebildete eher mitleidig auf sein nochmal klimperklein erscheinendes Abbild unten links in der Ecke. Warum aber zweimal? Auch die grüne Spitzenfrau Annalena Bärbock muss so auf sich selbst herabblicken - was uns Wahlvolk das bloß sagen soll?

Als strahlende Frontfrau im topmodischen euroblauen Hoodie schaut uns dagegen Genossin Katarina Barley entgegen, während sie in der ersten SPD-Plakatserie noch in knallrotem Kleid von hübschen Geschlechtgenossinen umringt für Frauensolidarität warb. Gesichter sollen anscheinend mehr als jeder Slogan überzeugen. Ob das funktioniert?

Aus der Abteilung Absurdistan stammen wohl die Aussagen der AfD, denn der konstruierte Gegensatz "Freiheit statt Brüssel" bedarf keiner Erläuterung. Der streng nach rechts blickende Jörg Meuthen muss als Argument genügen. Warum jemandem seine kostbare Stimme für ein Parlament anvertrauen, was der für obsolet betrachtet?

Gänzlich unsäglich sind die Parolen der Nationaldemokraten, die in ihrer geistigen Schlichheit keines Kommentars bedürfen. Wohlweislich hängen sie generell in rund drei Metern Höhe. Sonst wären sie sicher schon abgerissen worden. Bedauerlicherweise hat sich mir noch niemals irgendein Wähler dahingehend geoutet, dass er durch ein Wahlplakat beim Kreuzchenmachen hat beeinflussen lassen. Wie sinnvoll diese teure Plakatierung dann eigentlich ist, sollten sich die Parteien fragen. Bleibt die Bitte: Geben Sie am Sonntag, den 26. Mai Ihre Stimme ab. (Carla Ihle-Becker) +++


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