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Syrien in Flammen: Staatsminister Roth sieht keine Zukunft mit Assad
12.06.19 - Brennpunkt Syrien: Seit 2011 richtet sich der Blick der breiten Öffentlichkeit auf den Staat in Vorderasien. Was als Revolution gegen das Assad-Regime begann, ist längst in einen offenen Bürgerkrieg gemündet. Professor Martin Hein, Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Staatsminister Michael Roth (SPD), der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad sowie HR-Moderator Hermann Diel haben sich in einer Talk-Runde in der „Feuerkirche“ mit den Kriegswirren auseinandergesetzt.
Hunderttausende Menschen flohen aus Syrien, Hunderttausende starben, 45 Prozent der Bevölkerung wurde vertrieben – viele Städte sind zerstört. „Die Menschen werden unabhängig von ihrer Religion verfolgt“, berichtet Aeham Ahmad, der internationale Bekanntheit erlangte, als er 2014/2015 als „Pianist in den Trümmern“ im Flüchtlingslager Jarmuk öffentlich auftrat. „Mein Bruder ist verschwunden; ein kleines Mädchen wurde vor meinen Augen erschossen.“
Bischof Martin Hein schätzt die Lage der Kirche und die Situation der Christen in Syrien folgendermaßen ein: „Christen fliehen aus Syrien – die eine Hälfte will bleiben, die andere Hälfte sieht keine Zukunft mehr in ihrem Heimatland.“ Die Lösung liege nur in der politischen und nicht in der militärischen Intervention. Auf Dauer müsse mit Baschar al Assad verhandelt werden.
„Ich bin kein Diplomat, sondern Politiker“, sagt Staatsminister Michael Roth. „Diplomatie bedeutet, sich mit Arschlöchern an einen Tisch zu setzen.“ Assad sei ein „lupenreiner Diktator“. Eine Zukunft für Syrien mit Assad sieht der Sozialdemokrat nicht. „Wir fordern einen Verfassungsprozess. Wir haben viel zu lange Politik betrieben à la der Feind meines Feindes ist mein Freund.“
Michael Roth zum Glauben: „Im Zweifelsfall kann ich nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Ich mache jeden Tag Fehler, und diese werden mir am Ende verziehen.“ Dann nimmt der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt das „Friedensprojekt Europa“ – mit Blick auf Ungarn, Polen und die Türkei – unter die Lupe. Der europäische Traum sei kein Selbstläufer, sei keine Selbstverständlichkeit. „Die Demokratie scheint nicht mehr so notwendig zu sein“, gibt er den Hessentagsbesuchern mit auf den Heimweg. Blitze zucken, Donner grollt… (Stefanie Harth) +++