„Therapie für Geist, Seele und Ohren“: Haindling mit dem besonderen Handling

02.07.19 - Das Schlosspark-Open-Air in Bad Brückenau bot nach dem fulminanten Auftakt am Samstagabend mit Pur am Sonntag ein anderes Extrem: Haindling. Die Kultband aus dem finstersten Niederbayern bescherte ihren Fans das ureigene Klangerlebnis. Vollblutmusiker, die mit ihren Blech-Blasinstrumenten auf Du und Du stehen. Musik, wie sie auch geht. Nicht für jedermanns Geschmack, aber musikalisch höchst außergewöhnlich. Das ist auch der Grund, warum es Haindling aus dem gleichnamigen Wallfahrtsort bei Geiselhöring in Niederbayern auf die Bühnen der Welt schaffte.

Hans-Jürgen Buchner ist der Kopf der Truppe. Eigentlich auch die Band in persona, denn er spielt Klavier, Klarinette, Synthesizer, Bass, Posaune, Trompete, Tenorhorn, Tuba, Saxophon, Pauke, Percussion und Xylophon. Seine Mitstreiter Michael Braun, Peter Enderlein, Reinhold Hoffmann, Michael Ruff und Wolfgang Gleixner sind aber auch Multiintrumentalisten, sodass es zwar auf der Bühne durch die dort deponierten Instrumente teilweise eng wird, aber wenn die Musiker in dieses oder jenes Horn blasen, ist das ein Wohlklang für die teilweise Konzert strapazierten Ohren der Gäste.

„Therapie für Geist, Seele und Ohren“, beschreibt Haindling sein neues Programm. Passend für das bayerische Staatsbad. Hans-Jürgen Buchner ist auch ein Entertainer, der mit bayerischem Slang durch den Konzertabend führt. Deftig, launig, kritisch spitz, aber vor allem lustig. So bemerkte er bei der Begrüßung, dass er gerne nach Bad Brückenau komme, weil da nix los sei. Bei Open-Air-Veranstaltungen würden normalerweise die Leute stehen und feiern. Für die Älteren in Brückenau habe man aber vorsichtshalber Stuhlreihen aufgestellt, aber man müsse da nicht immer sitzen bleiben, sondern könne aufstehen, wenn es durch die Musik sein muss.

Buchner grüßte speziell die „Konzertbesucher“, die wieder auf der Anhöhe vor dem Schlosshotel Fürstenhof campierten, von wo sie einen kostenfreien Hörgenuss und sogar auch Blickkontakt zur Bühne hatten. Die Haindling-Burschen verstanden es perfekt, dass man ihnen zuhörte. Ein musikalisches Aha-Erlebnis nach dem anderen. Und Hans-Jürgen Buchner konnte es sich in der Anmoderation für „Die Modelleisenbahn“ - vielleicht auch angeregt durch das historische Gebäude-Ensemble von Bayernkönig Ludwig I. – nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass jetzt in Niederbayern fast jede Gemeinde ein Gewerbegebiet oder zumindest Straßen baut. Die Bürgermeister würden quasi nach Investitionen lechzen und wenn die Bagger da sind, käme auch Ministerpräsident Söder, um zu loben.

Gebaggert wurde in Brückenau nur um die Gunst der Konzertbesucher und „König Markus“ ließ sich nicht sehen. Die, die die laue Sommernacht auf dem Grün des Schlossparks erlebten - leider waren noch einige Plätze frei – hatten einen fantastischen Abend. (Walter Dörr)