Betrügerisches Gewinnversprechen: "Ich traute der Sache nicht über den Weg"

31.07.19 - Das Telefon klingelt - eine fremde Stimme überbringt die Nachricht: "Sie haben bei einem Gewinnspiel 29.000 Euro gewonnen." Und um dieses Geld zu bekommen, soll eine Geldübergabe stattfinden - mit Notar, einem Geldboten und Steam-Karten im Wert von über 1.000 Euro - die der Gewinner vorher kaufen soll. Telefonbetrüger mit Masche sind derzeit in Osthessen unterwegs. Der 67-jährige Wolfgang Neumann aus Künzell sollte vergangene Woche Opfer dieses dreisten Betrugsversuchs werden. Doch zum Glück traute er dieser Sache von Anfang an nicht über den Weg.

"Jemand rief von einer Berliner Nummer aus an und hat gesagt, ich hätte bei einem Gewinnspiel teilgenommen und 29.000 Euro gewonnen", erzählt er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Genau zu dem genannten Zeitpunkt war ich aber gar nicht zuhause. Außerdem mache ich bei solchen Sachen nicht mit. Deshalb bin ich schnell hellhörig geworden." Doch das behielt er erst einmal für sich. Neumann hörte sich an, wie es laut dem Anrufer weitergehen sollte: mit einer Geldübergabe mit Notar und Geldboten. "Am nächsten Tag wollten sie mich wieder anrufen, mit weiteren Details."

Neumann nutzte die Zeit und schilderte den Vorfall der Polizei. Doch oft sind den Beamten bei solchen Betrugsmaschen die Hände gebunden - denn die Beweise fehlen. Zwar konnte Neumann die Nummer notieren, doch die meisten Telefonnummern sind gefälscht.

Anruf aus der Schweiz 

Am nächsten Tag bekam der 67-Jährige einen Anruf von einer unbekannten Nummer aus der Schweiz. Der Anrufer erklärte Neumann, dass er sich eine sogenannte Steam-Karte zulegen solle, um die Kosten für den Notar und die Geldübergabe zu tragen. "Den Zahlen- oder Buchstabencode sollte ich dann vorab per Telefon durchgeben, um einen Betrug auszuschließen." Steam-Karten sind Guthabenskarten, die man heutzutage beispielsweise in vielen Supermärkten kaufen kann. "Der Anrufer hat zu mir am Telefon gesagt, das sei so leichter, als so viel Geld in bar nachzuzählen." Neumann hätte sich dann bei den Anrufern wieder melden sollen, sobald er die Steam-Karten im Wert von 1.100 Euro besorgt hatte. Neumann suchte noch einmal den Kontakt zur Polizei - doch diese konnte auch einen Tag später dem Künzeller nicht helfen.

"Ich habe die Nummer auch nicht mehr zurückgerufen, da ich mir sicher war, dass sie sich wieder bei mir melden." Und genau so war es auch: "Eine Viertelstunde vor Ablauf der Zeit klingelte mein Telefon wieder." Neumann hatte sich bereits eine Ausrede zurechtgelegt: "Ich habe dem Anrufer gesagt, dass ich auf die Schnelle keine Steam-Karten in diesem hohen Wert auftreiben kann." Doch das war den Betrügern egal - sie wollten an ihr Geld kommen, egal wie. "Ich sollte das auftreiben, was machbar wäre und die Sicherheitsnummer dann durchgeben." Doch der 67-Jähriger rief auch dieses Mal nicht zurück. "Seitdem haben sie sich bei mir auch nicht mehr gemeldet", erzählt Neumann.

Polizei: "Je mehr Details wir wissen, desto besser"

Für den Pressesprecher Martin Schäfer vom Polizeipräsidium Osthessen ist diese Betrugsmasche keine neue. Vor allem Senioren werden Opfer solcher Betrüger und verlieren dadurch ihr erspartes Geld. Schäfer rät, jeden Betrugsversuch auch zur Anzeige zu bringen: "Je mehr Details wir wissen, desto mehr Erfolgsaussichten gibt es", erklärt er auf O|N-Nachfrage. Doch diese seien in solchen Fällen meist gering, "die Telefonnummer muss nicht stimmen, die können Betrüger auch vorgaukeln". Dennoch seien nicht alle Betrüger so clever und können eine falsche Telefonnummer vortäuschen. Deshalb sei jede Anzeige, am besten über die Online-Wache, für die Ermittler hilfreich. (Luisa Diegel) +++