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In Alsfeld stehen sieben Geschäfte in historischen Gebäuden leer. Unter anderem auch das Restaurant „Zum Pranger“ in Toplage am Marktplatz. - Fotos: Madlin Steinbrecher

ALSFELD Stadt setzt auf Förderprogramme

Alsfelder Obergasse im Kampf gegen den Leerstand

28.08.19 - Leerstand hier, Leerstand da: auch in der Alsfelder Obergasse ist das ein sichtbares Problem – viele Geschäfte stehen leer und die Schaufenster sind verwaist. Die Obergasse in der Alsfelder Altstadt zwischen Markt- und Ludwigsplatz ist circa 200 Meter lang. Doch obwohl die Altstadt viele einzigartige und inhabergeführte Läden besitzt, sind aktuell sieben Leerstände auf dieser kurzen Distanz zu verzeichnen. Doch die Frage, worin die eigentlichen Ursachen liegen, ist keine leichte. Uwe Eifert, Wirtschaftsförderer der Stadt Alsfeld erklärte im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS worin er das Problem sieht und wie den unbelebten Gassen und leeren Schaufenstern entgegengewirkt wird.

Die Obergasse verliert immer mehr die Bedeutung als Einkaufsstraße, obwohl sich Alsfeld immer mehr als Tourismusstadt definiere. „Der Leerstand in der Innenstadt hat sich genau genommen nicht vermehrt, es entstand einfach eine Ballung in der Obergasse, die sich nicht mehr in der ganzen Stadt verteilt. Dadurch fällt es mehr ins Auge“, erklärt Uwe Eifert, Wirtschaftsförderer der Stadt Alsfeld. „Damals gab es in der Mainzer Gasse einige Leerstände. Mittlerweile gibt es dort keinen mehr, doch dafür derzeit in der Obergasse“, sagte Eifert optimistisch, auch diese Leerstände bald wieder mit Leben zu füllen.

Das Restaurant „Zum Pranger“ in Toplage am Marktplatz, bietet eine wunderschöne Location, doch niemand nehme das Projekt voll und ganz in die Hand. Der deutsche Kabelnetzbetreiber Unitymedia blieb kein Jahr lang in der Alsfelder Obergasse bestehen, allerdings sei dies von Anfang an geplant. Nach 20 Jahren hatte vergangenes Jahr auch „Ledermoden Loos“ sein Geschäft altersbedingt geschlossen. Außerdem werden viele Leerstände von den Eigentümern privat genutzt und ziehen die Außenfassade nicht allzu dekorativ auf, sodass der Anschein ein eher trüber ist. Einige der Leerstände werden nicht genutzt, da das Interesse bei mehrstöckigen und renovierungsbedürftigen Gebäuden nicht so groß sei. Allerdings sei in einem Leerstand in der Obergasse schon etwas Neues geplant.

"Ballung an Leerständen in der Obergasse"

Ursachen des Leerstandes

„Das größte Problem sind die fehlenden Parkplatzmöglichkeiten direkt an der Bundesstraße, die direkt in die Stadt führen müssten“, so Wirtschaftsförderer Eifert. Allerdings solle hier bald etwas passieren, um weitere Parkmöglichkeiten anzubieten. Das nächste Problem sei die Vielfalt der Angebote in der Innenstadt. „Die Leute wollen ein breites Angebot, sie wollen möglichst viel in der Stadt bekommen können.“  Die Attraktivität hänge von der Angebotsvielfalt und einer guten Erreichbarkeit ab.

Das Belebungsprogramm der Stadt sei trotzdem in vollem Gange, versicherte Eifert. „Alsfeld ist keine allzu schöne Stadt, wenn man zum Beispiel bedingt durch Stau von der Autobahn abfährt, ohne zu wissen, dass sich in der Mitte eine wunderschöne Altstadt befindet.“ Weiter erklärt Eifert, dass die historische Altstadt kleine heimische Länden benötige, die den Kunden einladen und etwas bieten können. Große Ketten wären für eine Kleinstadt wie Alsfeld kein besonderer Reiz, denn kleine Eigenläden machen die historische Stadt zu etwas Besonderem.

Zunehmender Ladenleerstand sei unter anderem auch ein Symptom des zunehmenden Onlinehandels in Deutschland. „Wenn sich etwas ändern soll, dann muss sich erst etwas in den Köpfen der Konsumenten ändern.“ Damit bekräftigte Eifert, dass der Einzelhandel in Zeiten des bequemen Onlineshoppings wieder attraktiver gemacht und besucht werden sollte. Daher setzen die Geschäftsleute in der historischen Altstadt auf das besondere Flair, das die historische Kulisse, aber auch kleine und teils inhabergeführte Läden bieten. Dennoch benötigen auch diese Läden einen Magneten, der Kaufkraft in die Kleinstadt zieht.

Förderprogramme gegen Leerstände

Die Wirtschaftsförderung sieht den dringenden Handlungsbedarf, um einerseits die Potenziale in der Innenstadt zu untersuchen und dort andererseits sinnvolle Empfehlungen zur Aktivierung des Stadtkerns zu entwickeln. Die Stadt bemüht sich, den Leerstand so gering wie möglich zu halten – etwa mit dem Förderprogramm „Mietfreies Startquartal“. Dadurch werden den Gewerbetreibenden die ersten drei Monatsmieten erlassen. Eine Neueröffnung von Einzelunternehmern sei immer mit einem Risiko verbunden.  In den ersten Monaten seien die Mieten eine hohe Belastung und sei der Grund für das Zurückhalten vieler Interessenten. Somit möchte die Stadt den Existenzgründern den Druck nehmen, Anreize schaffen, Interesse wecken und gleichzeitig für ein vielfältiges Angebot in der Innenstadt sorgen.

Ein weiteres Förderprogramm ist seit Juli 2019 offiziell. Insgesamt erhält die Stadt Alsfeld rund 510.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung. Dieses Geld ist zur Förderung von bestehenden und neuen Betrieben in der Alsfelder Innenstadt zweckgebunden. Die Förderfähigkeit richtet sich nach den kommunalen Förderbestimmungen der Stadt und gilt im Bereich der Altstadtsanierung. Die Beratung, Antragstellung, Durchführung und Auszahlung der Förderungen an die Unternehmen erfolgen durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Alsfeld. Über die Vergabe entscheidet ein Förderausschuss aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und der Kammern. Unternehmen im Programmgebiet und die es noch werden wollen können somit bis zu 50 Prozent gefördert bekommen. „Vieles können und wollen wir von Seiten der Stadt machen, aber auch die private Seite muss etwas tun“, forderte der Wirtschaftsförderer.

Wenn jeder derzeitige Leerstand mit etwas Neuem belebt werden könnte, von Gastronomie bis besondere Eigenläden, wäre die Alsfelder Innenstadt ein großes Ziel für Jedermann. „Wir müssen uns darum kümmern, die Altstadt attraktiver zu machen.“ All dies zusammengenommen sei ein „Strauß an Möglichkeiten“ für eine attraktivere Altstadt, betonte Eifert. Ziel sei es, die Altstadt zukunftsfähig zu machen und den städtischen Raum erlebbarer zu gestalten. (Madlin Steinbrecher) +++


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