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von links: Thomas Imhof (Michael Imhof Verlag), Elisabeth Möllenhauer-Klüber (Loheland-Stiftung), Dr. Frank Verse (Museumsleiter), Franziska Becker (Volontärin), Michael Siebenbrodt (Loheland-Stiftung) - Fotos: Madlin Steinbrecher

FULDA Vernissage mit 800 Exponaten

Sonderausstellung "Loheland 100 – Gelebte Visionen für eine neue Welt"

25.09.19 - Die „Loheland Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“ wird zu ihrem 100. Geburtstag im Kontext zum Bauhaus-Jubiläum erstmals umfassend mit etwa 800 Exponaten auf circa 600 Quadratmetern in einer Ausstellung im Vonderau Museum Fulda präsentiert. Die Siedlung am Fuße der Rhön galt in der Weimarer Republik als Provokation: Hier wurden Frauen mittels einer Gymnastik-Ausbildung befähigt, selbstbestimmt zu leben. Am Dienstagnachmittag fand eine Preview zur Ausstellung statt, in der die Kuratoren Michael Siebenbrodt und Elisabeth Mollenhauer-Klüber eine kleine Führung veranstalteten.

Dr. Frank Verse (Museumsleiter) bei der Begrüßung

Michael Siebenbrodt - Loheland-Stiftung

"Der Schwerpunkt liegt auf der erfolgreichen Tätigkeit von 1919 bis 1933", sagte Michael Siebenbrodt von der Loheland-Stiftung. Diese stets durch Frauen geführte private Bildungseinrichtung setzte wie das Bauhaus auf die Einheit der künstlerischen Disziplinen und die Ausbildung aller Talente. In der Ausstellung wird das Bildungskonzept Lohelands präsentiert, das mit Gymnastik und Tanz auch darstellende und bildende Künste, Musik, Werkstätten und Gartenbau umfasste. Zahlreiche Erzeugnisse aus der Handweberei, Schneiderei, Schreinerei, Drechslerei, Töpferei und der Lederwerkstatt zeigen die hochwertige Arbeit in den Werkstätten. Für den Ausdruckstanz haben Studentinnen der Hochschule für Bildende Künste Dresden originalgetreue Tanzkostüme für die Ausstellung angefertigt. Die von Loheländerinnen komponierte Musik zu den Tänzen ist durch Studenten der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar neu eingespielt worden. "Es ist nicht so einfach, mehr als 800 verschiedene Exponate auf 600 Quadratmeter halbwegs anständig zu verteilen", betonte Siebenbrodt.

"Filmaufnahmen aus den 1920er Jahren werden erstmals der Öffentlichkeit gezeigt", erzählte Elisabeth Mollenhauer-Klüber, Kuratorin der Ausstellung. Das Archiv der Loheland-Stiftung mit seinen Sammlungen bietet Rahmenbedingungen: tausende originale Kunstwerke, Designobjekte, Werkstatt- und Alltagsgegenstände, Fotos und Dokumente, die alle Facetten Lohelands erlebbar werden lassen. Dazu gehören auch wissenschaftlich fundierte Beiträge zu verschiedenen Themen von der Körperbildung bis zum ökologischen Landbau und die Siedlung mit bedeutenden architektonischen Einzelobjekten. Das Begleitband vom Verlag Imhof zur Ausstellung stellt eine Auswahl der Exponate an Kunstwerken, Designobjekten, Werkstatt- und Alltagsgegenständen, Fotos und Dokumenten aus den umfangreichen Sammlungen dar. 

Elisabeth Möllenhauer-Klüber - Loheland-Stiftung

Thomas Imhof (Michael Imhof Verlag) bei der Vorstellung des Begleitbands zur Ausstellung ...

Zum Hintergrund

Loheland liegt in der Nähe von Fulda, feiert seine Gründung im Jahr 1919, damals als berufliche Bildungsstätte für Frauen, in der Gymnastik und Tanz ausgebildet wurde. Im Mai 1919 kauften Louise Langgard und Hedwig von Rhoden 540.000 Quadratmeter Wald und Acker am Fuße der Rhön und nannten es „Loheland“. Es gab dort keinen Strom und kein Wasser. Zu dieser Zeit zählte der Verein etwa 80 Frauen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland. Diese Frauen haben auf dem Acker ein Notwohnhaus aufgestellt und einen gymnastischen Übungsraum. Nach 1934 gab es dort bereits mehr als 20 Häuser, die heute alle unter Denkmalschutz stehen. Auf Loheland wurde fotografiert, gewebt, getischlert, getöpfert und vieles mehr. Hier sollten sich Frauen heranbilden, um ihr Leben eigenständig zu gestalten.

Zudem haben die Frauen das komplette Gelände aufgebaut, knapp 500 Schülerinnen ausgebildet und ihre Erzeugnisse weltweit vertrieben. Aufsehen erregten auch die Kostüme, die die Loheländerinnen selbst gefertigt haben – freizügige Kleider, gehäkelt aus Stroh, Papierkordeln und Lurex. Im Jahr 1971 errichtete die Gründerinnengeneration mit dem gemeinsam erarbeiteten Vermögen die Loheland-Stiftung. So sollte an diesem traditionsreichen Ort Bildung weiterhin gepflegt werden können. Heute gibt es hier eine Waldorf-Kindertagesstätte, eine Rudolf-Steiner-Schule, eine Akademie, ein Tagungshotel, Werkstätten, eine biologisch-dynamische Landwirtschaft und ein historisches Archiv. Die „Loheländerinnen“ waren über die Grenzen der ganzen Republik durch ihre expressionistischen Tänze bekannt. "Sie taten alles für die Gemeinschaft und das Gebäude und schaffte es in den Jubiläumskalender", freut sich Elisabeth Mollenhauer-Klüber. Loheland hat auch das Potenzial zum „UNESCO-Welterbe“, berichtet Mollenhauer-Klüber stolz.

Gliederung in fünf Themenkreise in vier Ausstellungssälen

1. Loheland im Netzwerk der europäischen Avantgarde – eine Chronologie
2. Das Herz Lohelands: Körperbildung, Gymnastik, Tanz, Theater, Musik
3. Loheland-Werkstätten: Kunsthandwerkliche Produktion auf Grundlage gymnastischer Schulung
4. Bildkünstlerisches Schaffen als Ausgangspunkt für kreatives Leben und Arbeiten
5. Siedlung Loheland: architektonische Positionen und Ort des biologisch-dynamischen Landbaus

Die Eröffnung findet am Donnerstag, dem 26. September 2019 um 18 Uhr statt. Die Ausstellung des Vonderau Museums in Kooperation mit dem Archiv der Loheland-Stiftung ist vom 27. September 2019 bis zum 5. Januar 2020 zu sehen. Der Besuch der Siedlung Loheland, 10 km östlich von Fulda, wird empfohlen und mit Führungen im Rahmenprogramm angeboten. Weitere Informationen und Termine finden Sie unter: http://archiv.loheland.de. (ms/pm) +++


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