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- Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)

FULDA Amazonassynode und Klimadebatte

Bischöfe diskutieren über Klimaschutz: "Klarer Auftrag, Schöpfung zu bewahren"

26.09.19 - Statement von Weihbischof Rolf Lohmann (Münster), Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz im Pressegespräch zum Thema "Aktuelle Fragen zur Amazonassynode und zur Klimadebatte":

Papst Franziskus hat vor wenigen Tagen anlässlich des Weltgebetstags für die Schöpfung eindringlich an uns alle appelliert: „Wir haben eine klimatische Notlage geschaffen, welche die Natur und das Leben, auch unser eigenes, stark bedroht.“ Daher müssen wir, wie er sagt, „prophetische Handlungen“ unternehmen.

Wir haben uns in der Bischofskonferenz in den letzten Monaten und Jahren immer wieder mit dem Klima- und Umweltschutz beschäftigt. Warum tun wir das? Als Christen glauben wir daran, dass Gott die Welt geschaffen und uns anvertraut hat. Daraus erwächst uns der klare Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Für den Papst ist die Schöpfung, die er das „Lebensnetz“ nennt, ein Ort der Begegnung mit Gott und untereinander.

Im letzten Jahr haben wir ganz konkret ausgearbeitet, was wir selber bei uns im kirchlichen Bereich tun können, um nachhaltiger zu werden. Dazu haben wir zehn „Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen“ vorgelegt. Wir haben als große gesellschaftliche Institution erhebliche Wirkungsmöglichkeiten, wenn wir in unseren Diözesen selbst klima- und umweltverträglich wirtschaften und durch unsere Arbeit in der Pastoral und Bildung ein verstärktes Schöpfungsbewusstsein vermitteln. Ich möchte kurz anhand einiger Schwerpunkte skizzieren, an welchen Bereichen wir arbeiten:

• Wir wollen unsere Gebäude im Zuge von Modernisierungen umweltverträglicher gestalten und auf erneuerbare Energien umstellen. In kirchlichen Einrichtungen wollen wir nachhaltig wirtschaften – das heißt, die Beschaffung an ökologischen und sozialen Kriterien ausrichten, Müll vermeiden, unsere Finanzanlagen ethisch-nachhaltig investieren. Wir wollen auch in unserer Mobilität noch umweltfreundlicher werden. Nicht überall, aber an vielen Stellen kann auf das Auto oder das Flugzeug auch verzichtet werden.

• Wir wollen darauf achten, dass Kirchenland, ob selbst bewirtschaftet oder verpachtet, einen nachhaltigen Umgang erfährt. Dadurch können wir auf Kirchenland auch zum Schutz der Artenvielfalt beitragen.

• Wir wollen im Bereich der Ernährung ein Zeichen setzen und bewusster einkaufen. Das gilt für kirchliche Einrichtungen wie etwa Tagungshäuser, aber im Übrigen auch für jeden Einzelnen von uns. Wenn wir bei tierischen Produkten auf hochwertige Ware achten, können wir auch einen Beitrag zu mehr Tierwohl und zu besseren Haltungsbedingungen leisten. Es sind inzwischen viele Informationen über die Herstellungsbedingungen tierischer Produkte verfügbar.

• Wir wollen mit unseren Finanzanlagen nachhaltig wirtschaften. Es ist ethisch geboten, dass mit Kirchengeld kein Raubbau an der Natur und keine Ausbeutung von Menschen finanziert werden.

• Nicht zuletzt wollen wir die Schöpfungsspiritualität noch bewusster in Verkündigung und Liturgie verorten, also etwa in Gottesdiensten und in der Katechese, bei der Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeiter, in katholischen Kindergärten, Schulen, Fakultäten und Bildungshäusern ein stärkeres Bewusstsein für die Schöpfung schaffen. Wir können auch auf unsere eigene Tradition zurückblicken und Elemente wie das Fasten und die Abstinenz, aber auch Gottesdienste im Freien im Hinblick auf die Schöpfungsverantwortung neu entdecken.

Das waren jetzt nur einige der Punkte, an denen gelebte Schöpfungsverantwortung konkret wird. Damit das klappt, ist es wichtig, dass unsere vielen Mitarbeiter im kirchlichen Dienst dies als Querschnittsaufgabe betrachten, die alle betrifft, und entsprechend handeln. Und spätestens in zwei Jahren legen wir einen Bericht vor, wie es um die Nachhaltigkeit in unseren Diözesen bestellt ist.

Aus aktuellem Anlass möchte ich zum Schluss erneut meine Unterstützung für die Klimademonstrationen bekräftigen. Ich finde es gut, dass in diesen Tagen junge Menschen und inzwischen auch nicht mehr ganz so junge Menschen auf die Straße gehen und sich friedlich für Klima- und Umweltschutz einsetzen. Als Kirche haben wir diese Themen bereits seit Jahrzehnten mit angetrieben. Die Klimademonstrationen haben es nun geschafft, sie in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. Dieses Engagement für die Schöpfung hat unsere Anerkennung verdient. Papst Franziskus sagt, dass wir den jungen Menschen „echte Antworten, nicht leere Worte“ schulden. Wir müssen daran weiterarbeiten, etwa indem wir Klima- und Umweltschutz stärker im Schulunterricht thematisieren. Außerdem muss es nun darum gehen, die Forderungen in Handeln der Politik und jedes Einzelnen zu übersetzen.

Dabei ist mir wichtig, dass wir dialogfähig bleiben und alle Teile der Gesellschaft im Blick behalten. Wir müssen uns die Fähigkeit zum Kompromiss bewahren und die Bedürfnisse des anderen wahrnehmen. Klimaschutz darf unsere Gesellschaft nicht spalten, sondern wir müssen uns gemeinsam dieser großen Aufgabe stellen und den gefährlichen Klimawandel bekämpfen. Und das müssen wir jetzt tun und nicht auf später warten. Später wäre zu spät. (pm) +++


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