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v.l.n.r.: Oberstudienrat Rolf Pauthner (Ausstellungskoordinator) , Schulleiterin Claudia-Hümmler-Hille und Journalist Berthold Dücker - Fotos: Miriam Rommel

FULDA Ausstellungseröffnung Richard-Müller-Schule

DDR-Zeitzeuge Berthold Dücker warnt vor "roten und braunen Diktatoren"

30.10.19 - „Egal, ob Extremismus von der rechten oder linken Seite kommt – wir müssen gemeinsam dagegen ankämpfen!“ Der osthessische CDU- Bundestagsabgeordnete Michael Brand zeigte sich am Dienstag empört über das Ergebnis der Thüringer Landtagswahl. Anlässlich der Ausstellungseröffnung „70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ gab er den Schülern der Richard-Müller-Schule eindrückliche Worte mit auf den Weg. „Wenn Alexander Gauland sagt, Björn Höcke sei die Mitte der Alternative für Deutschland, gilt es, endlich aufzuwachen.“  Man dürfe das Land keinen Populisten und Hetzern überlassen, müsse sich selbst für die wesentlichen Dinge einsetzen und nicht etwa nur bei einer freitäglichen Demonstration Schilder schwenken.

Schulleiterin Claudia Hümmler-Hille

Auch Schulleiterin Claudia Hümmler-Hille ging auf die Landtagswahl in Thüringen ein. „Ich bin gerade richtig geschockt.“ Minutenlang zitierte sie aus einem Gastbeitrag, erschienen in der „Zeit“ von Politikwissenschaftler Hajo Funke, mit dem Thema „Wohltemperierte Grausamkeit“: Das Programm Björn Höckes.

Neben Katharina Rossbach, Frauenbeauftragte der Stadt Fulda, sprach auch Gunter Geiger, Direktor des Bonifatiushauses, ein Grußwort, der „die Unfähigkeit des Staates“ bemängelte. „Ich hätte nicht geglaubt, dass etwas wie der Anschlag in Halle oder die Ermordung Walter Lübckes im Jahr 2019 überhaupt möglich ist. Was mich allerdings fast genauso schockiert wie die Taten selbst, ist die Tatsache, dass Hetze im Internet scheinbar salonfähig geworden ist, der Staat nichts dagegen unternimmt.“ Die Schüler bat er, Farbe zu bekennen. „Mischen Sie sich ein, wo immer es erforderlich ist.“

Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU) im Gespräch mit Berthold Dücker ...

Die Lehrerband der Richard-Müller-Schule "The Richies"

Ein maximaler Anschlag auf die Freiheit eines Jugendlichen in Deutschland, meinte der Leiter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Alexander Jehn, sei die Wegnahme des eigenen Smartphones oder Autos. Freiheit definiere sich für jeden anders. Die Thüringer Landtagswahl bezeichnete er als einen Waldbrand. „Für einen solchen benötigt es zweierlei Dinge: Ein Streichholz und dürres Holz oder Papier, das brennt. Politische Bildung hat einen Auftrag. Es geht nicht um die Streichhölzer, das sind die Brunnenvergifter, die Hetzer. Der politischen Bildung geht es um das Holz, den Wald, also um euch.“ Sein Appel an die Schüler: „Fordert die Lehrkräfte. Diskutiert, stellt Fragen. Niemand sollte sich abgehängt fühlen.“

Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU)

„Es reicht nicht mehr, sich einfach nur zu schämen -  unsere Geschichte ist mehr als nur ein Vogelschiss“, begann der Hauptredner des Morgens, Berthold Dücker, seine Ansprache. Vor 55 Jahren habe er die DDR aufgrund von Diktatoren verlassen und sei erst wieder zurückgekehrt, als „diese nach der Wende zum Teufel gejagt wurden.“ Jetzt, nach der Thüringer Landtagswahl, seien sie alle wieder da. „In der DDR gab es keine Meinungsfreiheit, wie auch sonst wenige Freiheiten. Die Nachkommen der roten Diktatoren haben erst kürzlich gezeigt, was sie von der Meinungsfreiheit halten.“ Es könne nicht sein, meinte er, dass Vorträge verhindert würden, nur weil jemand einen anderen Standpunkt verträte. Damit spielte er auf Vorfälle an der Universität Hamburg sowie in Göttingen an, als vermummte Linke und „Möchtegern-Revoluzzer“ die beiden Politiker Bernd Lucke und Thomas de Maiziere an Auftritten hinderten. „Die Linken lassen nur ihre eigene Meinung zu, alle anderen werden hart bekämpft.“

Frauenbeauftrage Katharina Rossbach

Zur AfD sagte er: „Das sind populistische Trottel, Rassismus ist keine Meinung, es ist ein Verbrechen und eine Sünde vor Gott.“ Fremdenfeindlichkeit ginge ins Mark und sei von Anfang an zu verurteilen. Weder braune noch rote Diktatur, forderte er, dürfe Macht erlangen. „In diesen Tagen sind sie wie Rattenfänger auf den Straßen unterwegs und so schamlos, wie schon lange nicht mehr. Steht auf, wehrt euch!“ forderte er die Schüler auf. Beide Parteien, AfD sowie die Linke, würden sich im Kern nur durch ihre Farben unterscheiden. Etwas, was sein Vater über die DDR zu sagen pflegte, gab der Journalist Dücker wieder: „Seit den Nationalsozialisten hat sich eigentlich nichts geändert, nur die Fahnen sind andere. Man durfte damals nicht alles sagen, genau wie heute. Man konnte damals einfach verschwinden, genau wie heute.“

Bertold Dücker, DDR-Zeitzeuge

Dr. Alexander Jehn, Leiter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung ...

Gunter Geiger, Leiter des Bonifatiushauses Fulda

Er warnte ausdrücklich vor einem gelöscht geglaubten Feuer. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, zu was Populisten im Stande sind. Die Enthemmung, die wir heute bereits erleben, muss gestoppt werden. Wir wissen doch alle, wohin das sonst führt.“ (mr) +++


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