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Günter Liebau hört mit dem Kuratorium im Museum Modern Art in Hünfeld auf - Fotos: Maria Franco

HÜNFELD Ungewisse Zukunft des Museum Modern Art

Günter und Peter Liebau sehen keine Perspektive für weitere Zusammenarbeit

03.11.19 - Günter Liebau und Sohn Peter sorgten über die Jahre hinweg für besondere künstlerische Momente in den Ausstellungen des Modern Art in Hünfeld (Kreis Fulda). Regionale wie internationale Künstler zogen sie in die Zuse-Stadt. Damit ist nun in Zukunft Schluss. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS verrät Liebau seine Beweggründe.

Die Vorgeschichte

Das Museum Modern Art Foto: Peter Liebau

Das Museum wurde nach krankheitsbedingtem Ausscheiden des Gründers Jürgen Blum im Mai 2012 geschlossen und anschließend dessen Kunstsammlung im Gebäude gelagert. Die Sammlung Jürgen Blum umfasst mehr als 3.000 Werke aus dem Bereich der Konkreten Kunst und findet bundesweit Beachtung. "Es ist jetzt etwa sieben Jahre her, seit wir für das Museum Modern Art erstmals tätig wurden. Durch den damaligen Bürgermeister, Dr. Fennel, wurde ich damit beauftragt, die Sammlung Blum zu sichten. Beim Betreten des Museums war ich zunächst erschrocken, dass die abgestellten Kunstwerke den gesamten Gebäudekomplex so dicht füllten, dass zum Teil nur noch schmale Pfade blieben. Es war schon bald klar, dass es für mich alleine nicht zu schaffen gewesen wäre, die Sammlung bis zum Frühjahr 2014 aufzuarbeiten." Gemeinsam mit seinem Sohn konnte Günter Liebau eine Teileröffnung des Museums im März und die Kompletteröffnung im September 2014 sicherstellen. Zur Schätzung der Kunstwerke aus der Sammlung Blum wurden Spezialisten vom Museumsverband hinzugezogen.

Sohn Peter konnte sein Wissen aus seinem Industriedesignstudium einbringen. Er übernahm die Verantwortung für die Betreuung sowie die Medienangelegenheiten wie Flyererstellung, Internetauftritt und die Öffentlichkeitsarbeit. Zusammen sind sie auf die großen Kunstmessen gefahren, schauten sich um, was gerade interessant auf dem Markt war und konnten einige Künstler für ihr Museum gewinnen. Anfangs galt es die Institution erstmal publik zu machen und eine gewisse Reichweite zu erlangen. Eine Wettbewerbsausstellung sollte da Hilfe leisten.

Rund 260 Künstler haben sich beworben, 50 davon wurden ausgestellt. "Das war ein unwahrscheinlicher Aufwand 50 Leute unterzubringen und das alles im Ganzen gestalterisch darzustellen", so Liebau. Anfangs konnten gute Besucherzahlen vermerkt werden. Die Kuratoren bemühten sich die Schwerpunkte variabel zu gestalten. Da Blum sein Augenmerk besonders auf die Konkrete Kunst mit ihren geometrischen Formen legte, war es umso wichtiger unterschiedliche Kunstrichtungen aufzugreifen. Somit konnten beispielsweise auch Fotorealisten im Museum Modern Art einen geeigneten Platz finden.

Gasometer mit Kunstwerken Foto: Peter Liebau

Der Zyklus "Nur für Personal" des Künstlers Stefan Bircheneder wurde im Oktober ...

Sohn Peter im Gespräch mit dem Künstler Stefan Bircheneder im Gasometer ...

"Die Idee war es, Menschen aus der Umgebung ins Museum kriegen, damit sie sehen, was hier für spannende Geschichten angeboten werden." Auch führten sie kleine Einführungen während der Ausstellungen durch, um vor allem bei abstrakten Themen den Besuchern die Idee zu erklären. Alles lief reibungslos bis die Stadt Hünfeld die Sanierung des Rathauses vornahm. Die Verwaltung zog sich in einige Räumlichkeiten des Modern Art zurück, Container wurden aufgestellt. "Die Entscheidung der Stadt haben wir akzeptiert und mitgetragen. Leider gingen die Besucherzahlen stark zurück. Das hat uns verärgert, weil wir glaubten, an einem Punkt zu sein, wo es so reibungslos weitergehen würde."

Vertragsauslauf

Die Verträge der Liebaus sind in diesem Jahr abgelaufen. Nach einer Vorbesprechung im Juli habe man noch von beiden Seiten den gemeinsamen Willen einer Fortsetzung der Zusammenarbeit bekundet und dann bei Sichtung des Vertragsentwurfs der Stiftung verwundert festgestellt, dass in allen Bereichen Zusätze eingeflossen seien, "die in keiner Weise besprochen waren und teilweise weder in der derzeitigen Raumsituation umsetzbar, noch vom Aufwand her für uns erfüllbar sind", erklärte Liebau. Zudem habe die Stiftung den Förderverein in Zukunft noch stärker in die Verantwortung nehmen wollen, obwohl dieser nachweislich unter der aktuellen Situation leide: "Wenn deutlich weniger Besucher ins Museum kommen, landet auch deutlich weniger in der Spendenbox." Das unterbreitete Gegenangebot wollte die Stiftung wiederum nicht akzeptieren: "Es ist bedauerlich, dass es zu keiner Einigung kommen konnte, aber wenn die Visionen so weit auseinandergehen, ist es wahrscheinlich die richtige Entscheidung getrennte Wege zu gehen."

Ein Blick in die Zukunft

In Zukunft kann sich Günter Liebau voll und ganz seiner Galerie widmen. ...

Wie geht es weiter für das Museum Modern Art? "Ich bin gespannt, was kommt", sagt der 72-Jährige, eine konkrete Vorstellung habe er aber noch nicht. Liebau blickt auf die Zeit als Kurator positiv zurück. Es sei interessant gewesen, mit den unterschiedlichen Künstlern in Berührung zu kommen. Auch die gestalterische Aufgabe, während einer Ausstellung ein harmonisierendes Gesamtbild entstehen zu lassen, habe ihm Spaß bereitet. Zudem sei die Verbindung zu seiner eigenen Galerie eine schöne Erfahrung gewesen. Mit dem Ende des Kuratoriums spürt er eine gewisse Entlastung: "Ich merke, dass der Druck nachgelassen hat, ich freue mich, wieder Bilder zu machen und den Fokus auf meine Galerie zu legen."

Die nächste große Ausstellung ist bereits in der Galerie Liebau in Burghaun in Aussicht. Am Freitag, den 22. November findet die nächste Vernissage statt. Aber auch auf der Finissage am 22. Dezember 2019 im Modern Art nutzen die Kuratoren die Gelegenheit, allen auf Wiedersehen zu sagen. "Das ist für uns dann der offizielle Schlussstrich." (Maria Franco) +++


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