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Martin Luthers 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche gedenkt der Reformationstag - Symbolbild

REGION Großer Feiertag der Protestanten

"Wer bin ich hinter der Maske?" - Bischöfin Dr. Hofmann zum Reformationsfest

31.10.19 - Der Reformationstag hat für evangelischen Christen hat er eine ganz zentrale Bedeutung im Kirchenjahr, für viele andere ist heute vor allem Halloween. Warum feiern die Protestanten eigentlich den Reformationstag? Gedacht wird an den 31. Oktober 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen in Wittenberg an der Tür der Schlosskirche angeschlagen hat. Damit wollte der große Reformator vor allem gegen den damals gängigen Ablasshandel protestieren, der suggerierte, man könne sich von seinen Sünden mit Geld freikaufen. 

Diese 95 Thesen Luthers initiierten schließlich die Reformation, die Abspaltung von der katholischen Kirche und die Begründung des Protestantismus. Der Reformationstag war nach der deutschen Wiedervereinigung zunächst in fünf Bundesländern gesetzlicher Feiertag, nämlich in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Seit 2018 ist der Reformationstag auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gesetzlicher Feiertag. Zum 500. Jubiläum der Reformation 2017 war der Tag ausnahmsweise ein bundesweiter Feiertag.  

Bischöfin Dr. Beate Hofmann Foto: medio.tv/schauderna

Die frischgebackene Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann erklärt aktuell zur Bedeutung des heutigen Reformationstags:"Halloween, darin steckt für viele Menschen Spaß durch sich verkleiden und andere erschrecken. Die Frage, wer bin ich hinter der Maske oder unter der Verkleidung, steht auch im Zentrum des Tages, den die evangelische Kirche am 31.10. feiert: den Reformationstag. Mit diesem Tag verbindet sich die Frage: Wer bin ich und wo stehe ich – vor Gott, in meinem Leben in dieser Welt?

 

Der Reformationstag bietet Gelegenheit, darüber nachzudenken und sich an Gottes große Zusage zu erinnern: Du bist geliebt und angenommen, du kannst dich gern verkleiden, aber du brauchst dich nicht zu verstecken – nicht vor Gott und nicht vor dir selbst."

Vikarin Natascha Weigelt von der Bonhoeffergemeinde Fulda

Vikarin Natascha Weigelt von der Bonhoeffergemeinde Fulda hat sich ebenfalls Gedanken über den reformationstag gemacht:

"Die Reformation, bei der Martin Luther eine entscheidende Rolle spielte, liegt über 500 Jahre zurück. Warum feiern wir sie überhaupt noch?

Martin Luther blickte auf die Kirche seiner Zeit. Ihm stachen Missstände ins Auge, die er aus dem Weg räumen wollte. Ihm fiel zum Beispiel auf, dass viele Menschen den Gottesdienst nicht verstehen konnten, weil er auf Latein gefeiert wurde. Er setzte sich dafür ein, dass Deutsch die Sprache des Gottesdienstes wurde. Martin Luther wollte, dass die Menschen die Inhalte des christlichen Glaubens verstehen können.

Auch heute gibt es Missstände in der Kirche. Zum Beispiel halten viele Menschen gepredigte Inhalte für Lügen, weil sie vernünftigem Denken und wissenschaftlichen Kenntnissen nicht standhalten. Diese Menschen haben recht. Manchmal werden tatsächlich Lügen gepredigt. Wie kann dieser Missstand beseitigt werden? Gepredigt werden sollten Inhalte, die wissenschaftlich abgesichert sind und die Theologie liefert. Die Ergebnisse der theologischen Forschung zeigen uns, was wirklich geglaubt werden kann.

Zum Beispiel hält die wissenschaftliche Theologie das Unglaubliche für glaubhaft: Nämlich, dass ein Toter wieder lebendig wurde. In der Forschung wurde herausgefunden, dass es tatsächlich nach der Kreuzigung von Jesus Menschen gab, die davon erzählten, dass sie Jesus nach dessen Tod wiedergetroffen haben. Und zwar nicht in einem fiebrigen Traum, sondern auf der Straße.

Diese Menschen waren so von dem Gesehenen überzeugt, dass sie diese Überzeugung verbreiteten, so weit sie konnten. Viele von ihnen wurden mit dem Tod bedroht – dennoch hielten sie an ihrer Überzeugung fest, sodass uns die Überlieferung der Auferstehung von Jesus heute noch vorliegt. Eine Lüge hätte niemals solche Ausmaße annehmen können, weil kaum jemand bereit gewesen wäre für diese Lüge zu sterben. Dazu gehört schon viel mehr: Eine umwälzende, existenzielle Erfahrung.

Ein weiterer großer Missstand in unseren Kirchen ist, dass sich viele Menschen in Gottesdiensten fremd fühlen, weil sie nicht verstehen, was um sie herum geschieht. Es werden beispielsweise unbekannte Gesänge gesungen, die akustisch kaum verständlich sind, obwohl sie auf Deutsch sind. Auch an dieser Stelle sollte reformiert werden. Es werden Gottesdienstformen gebraucht, in die man sich auch als kirchenfremder Mensch schnell einfinden kann.

In jeder Zeit gab es Missstände in der Kirche und in jeder Zeit wird es Missstände geben. Der Reformationstag ist wichtig, weil er uns dazu auffordert, diese Missstände in den Blick zu nehmen. Er erinnert uns daran, dass Veränderungen in der Kirche nötig sind, damit der christliche Glaube verstanden werden kann. Und er erinnert uns daran, dass es kritische Menschen braucht, die diese Veränderungen anregen.

Den heutigen Reformationstag begehen viele evangelische Kirchengemeinden mit einem Gottesdienst. So bieten etwa die Kirchengemeinden im Raum Fulda, Petersberg und Künzell heute einen großen zentralen und sehr festlichen Gottesdienst um 19.00 Uhr an. Er findet statt in der Christuskirche Fulda, Lindenstraße 1, 36037 Fulda." (ci/pm) +++


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