Archiv
Bauchspeicheldrüsenkrebs: "Die Patienten stehen nicht alleine da"
13.11.19 - Anlässlich des Welt-Pankreas-Tages am 21.11.2019 hat das Klinikum Fulda am Dienstagabend zu einem Pressegespräch eingeladen, um auf die schwerwiegende Krankheit aufmerksam zu machen. In einer Expertenrunde, bestehend aus Dr. Achim Hellinger (Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Endokrine und Onkologische Chirurgie) sowie dem Arbeitskreis der Pankreatektomierten und das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Pankreaszentrum Klinikum Fulda, wurde sich intensiv über das Thema ausgetauscht.
Die Bauchspeicheldrüsenkrankheit betreffe wenige Menschen, sie gehöre aber zu den schwerwiegenden Erkrankungen. Insbesondere zystenbildende Tumore seien im Vormarsch. Es bedürfe einer dementsprechenden Diagnostik und Therapie. "90 Prozent der zystischen Tumore sind nachweisbar Vorstufen von Krebs. Die Diagnose wird häufig durch Zufall beim Ultraschall entdeckt, der Patient hat zuvor keine Beschwerden", führt Dr. Hellinger aus. Hier gilt es die Krankheit rechtzeitig zu erkennen. Die Vorstufen können geheilt werden.
Für Betroffene sei das ganze Drumherum wichtig. Es müsse sich alles wie ein Mosaik Stück für Stück zu einem ganzen Bild zusammenfügen. Jeder müsse individuell behandelt werden. Insgesamt würden viele Fachabteilungen zur Diagnose beitragen. Kenntnisse der Radiologie, des Labors, der Interventionellen Radiologie zur Gewebegewinnung und viele mehr seien dabei von Nutzen. Dr. Ulrich Brauckmann, Oberarzt für Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen, erstellt beispielsweise ein Therapiekonzept. Er kann mit dem Ultraschall nah an das Organ heran.
Wie geht es in Zukunft für den Patienten weiter? Das Zusammenspiel von Sozialdienst, Ernährungs- und Diabetesberatung und weiteren Faktoren ist entscheidend. Dr. Hellinger begrüßte den regionalen Vertreter der Selbsthilfegruppe Hennig Heilmann. Der Regionalgruppenleiter stellt eine Anlaufstelle für Betroffene dar, die auf kompetente Beratung angewiesen sind. "Ich möchte Menschen ansprechen, die unsere Hilfe benötigen", so Heilmann. Auch Friedhelm Möhlenbrock vom "AdP e.V.-Bauchspeicheldrüsenerkrankte", erster stellvertretende Vorsitzende, ist anwesend. Der Arbeitskreis kann momentan auf 1.600 Mitglieder zurückgreifen, ein Anstieg sei zu vermerken. Die Selbsthilfeorganisation unterstützt alle Patienten, bei denen ein Pankreaskarzinom oder andere Bauchspeicheldrüsenerkrankungen erkannt wurden.
Fachlicher Austausch steht für die Ärzte im Vordergrund. Christine Lochner ist für die organisatorische Funktion des Pankreaszentrums zuständig. Einmal im Jahr öffnet sich das Klinikum in Fulda und Experten kommen zusammen. Fragen wie "Was ist die Qualität unserer Arbeit und das Ergebnis?" stehen in den Diskussionsrunden im Raum. Zudem wird patientenorientiert gedacht, indem die Bewertung der Patienten gegenüber der Behandlung ausgewertet werden. Für diesen ganzen Kontext ist sie zuständig.
Auch in einer onkologischen Konferenz wird über die zugewiesenen Patienten gesprochen. In einem Team von 20 bis 30 Experten wird darüber diskutiert, welche Kriterien erfüllt werden. Soll eine Probe entnommen oder sofort operiert werden? Diese und weitere Fragen werden geklärt. Ein Protokoll macht das Ganze transparent. "Die Entscheidung liegt somit nicht bei einer einzigen Person", so Hellinger.
Warum ist es wichtig die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren? "Zunächst ist es ein hochspezieller Bereich der Medizin, wenig Wissen herrscht darüber", erklärt Hellinger. Darüber hinaus müsse mehr auf die Bedeutung der zystischen Erkrankungen aufmerksam gemacht werden, da die Betroffenenanzahl steigt. Die Bedeutung und Zertifizierung zum Pankreaszentrum ist ebenfalls entscheidend. "Die Patienten stehen nicht alleine da. Eine Selbsthilfegruppe lenkt den Patientenbehandlungsablauf nach der OP und der Diagnose." (Maria Franco) +++