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Die Zement- und Kalkwerke Otterbein wollen erweiterte Abbaugebiete erschließen - Fotos: Jonas Wenzel

GROßENLÜDER Mehr Abbaufläche notwendig

Zement- und Kalkwerke Otterbein wollen erweitern - Skepsis bei den Bürgern

20.11.19 - Die Zement- und Kalkwerke Otterbein nahe Großenlüder (Landkreis Fulda) wollen ihr Abbaugebiet vergrößern, um das Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten zukunftssicher zu machen. Es geht um ein cirka 6,5 Hektar großes, nord-westlich gelegenes Abbaugebiet, das auf der bereits bestehenden Tiefe des heutigen Abbaugebietes weitergeführt werden soll. Die Erweiterung ist in Richtung Müs geplant, weil sich nur dort nachweislich verwertbare Rohstoffe befinden. Die Firma Otterbein beschäftigt 120 Mitarbeiter und biete jungen Menschen in neun Ausbildungsberufen eine Perspektive für den Berufseinstieg. Das Familienunternehmen sei am Standort fest verwurzelt und engagiert.

Während einer Bürgerversammlung am Montagabend im Ortsteil Müs stellte das Unternehmen gemeinsam mit Fachexperten und der Kommune seine Pläne vor. Die Erweiterung soll bis zu 135 Meter an Müs heranreichen. Die Einwohner sehen die Vorhaben kritisch. Sie befürchten vor allem noch mehr Lärm, Staub und Belastungen auch für ihre Häuser etwa durch Sprengungen.

Bürgermeister Werner Dietrich

Bürgermeister Werner Dietrich kann beide Seiten verstehen und betont, dass es zwei Interessenslagen gibt. "Zum einen die des Unternehmens auf weitere Gewinnung der benötigten und nachgefragten guten Rohstoffe, auf Sicherung der Arbeitsplätze sowie Erhalt der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und zum anderen die der Anwohner und Müser Bürger auf Sicherheit sowie gute Lebens- und Wohnbedingungen, auf intakte Natur und Umwelt, auf Unversehrtheit der Häuser und des Grundwassers", schreibt Dietrich auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS.

Er sieht das Unternehmen in der Pflicht, die Belastungen durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. "Wir haben von heute auf morgen in Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen, dann können wir auch vertretbare Alternativen zum Sprengen suchen und anwenden. Das ist nun zentrale Aufgabe der Geschäftsführung. Der neue Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber hat in einem Presse–Interview festgestellt, dass es sich bei dem geplanten neuen Abbaugebiet um landwirtschaftlich genutzte Flächen handelt. Wenn man diese Flächen künftig als gewerbliches Abbaugebiet nutzen wolle, dann müsse ein Antrag auf Einleitung eines Zielabweichungsverfahrens  gestellt werden. Ein solcher Antrag kann jedoch nicht das Unternehmen, sondern nur die Gemeindevertretung beschließen", sagt Dietrich.

"Um dem Unternehmen sowie den Bürgern möglichst bald Gewissheit über die Entscheidung der Gemeindevertretung geben zu können sehe ich es als Bürgermeister in dieser besonderen und  bedeutsamen Frage weiterer Abbau nah die Ortsgrenze ja oder nein? für erforderlich an, dass wir auch die Müser Bürger hierzu befragen, weil sie es sind, die  vom erweiterten Abbau betroffen sind. Das ist für mich gelebte und  praktizierte Demokratie. Es geht um die Zukunft von Otterbein, um Arbeitsplätze und Rohstoffgewinnung, es geht aber auch um gutes und sicheres Leben und Wohnen in Müs. Beides ist möglich", macht der Rathauschef deutlich.

Das bereits heute durch den Regionalplan Nordhessen für die geplante Erweiterung vorgesehene Vorbehaltsgebiet für den weiteren Abbau von Kalkstein soll in einem förmlichen, öffentlichen Verfahren, an dem auch Behörden und Bürger beteiligt werden, in ein Vorranggebiet umgewandelt werden. Möglichst im Einklang von Unternehmen und Bürgern. (hhb / pm) +++


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