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Weihnachtsboxen nennt Manfred Römpp seine Krippendarstellungen, die in eine Streichholzschachtel passen. - Fotos: Barbara Enders

BISCHOFSHEIM / RHÖN Aus 2D mach 3D!

Papierkünstler Manfred Römpp auf dem Bischofsheimer Adventsmarkt

09.12.19 - Schnell und zielstrebig schneidet die Schere in das dicke Papier, das Manfred Römpp in der linken Hand hält. In knapp einer Minute macht er aus einem einfachen roten Stück Papier ein bezauberndes kleines Kunstwerk. Die entstandene Silhouette des Hirsches wird aufgeklappt und auf den Tisch gestellt. Der pensionierte Lehrer, der aus der Nähe von Bayreuth stammt, zeigte seine kleinen Kunstwerke auf dem Bischofsheimer Adventsmarkt. Im Theatersaal des Rentamtes, der an diesen Tagen den Kreativen Platz bot, hatte er seinen Tisch aufgestellt. Die Entscheidung hierher zu kommen, war ganz kurzfristig gefallen und er hatte seine Schätze, die gut mit dem Auto zu transportieren waren, mitgebracht.

Manfred Römpp vor seinen Papierskulpturen.

Die Figuren der Antike liebt Manfred Römpp und orientiert sich beim Schneiden gerne ...

Ganze Karawanen von Kamelen hat Manfred Römpp aus Papier geschnitten und auf Stäben ...

Bis zu seinem Ruhestand arbeitete er als Hauptschullehrer und unterrichtete unter anderem auch Kunst und Werken. „Ich habe immer von den Kindern gelernt“, erklärt er, „und versuchte mit ihnen etwas zu machen, an dem sie selber auch länger Freude haben“. So entstanden damals zur Herbstzeit Krippenställe, die die Schüler dann an Weihnachten ihren Familien schenkten. Immer bezog er auch die Mädchen in die handwerklichen Arbeiten mit ein. Bei einem Ehemaligentreffen seiner Schüler bekam er später zu hören, dass viele die Krippen immer noch zuhause hätten.

Zeichnungen, die ohne Absetzen des Stiftes in einem Zug gezeichnet wurden, verzieren ...

Die Rückseite der Streichholzschachtel zeigt ein Zitat von Robert Musil: Etwas schön ...

Mit den Kindern formte er auch Figuren aus Ton. Dinosaurier, Elefanten und andere Tiere standen hier auf der Hitliste der Schüler. "Etwas schön finden, heißt ja vor allem: Es finden", so lautet das Zitat von Robert Musil. Für sich selber hatte er das Formen von Menschenfiguren entdeckt. Nicht sonderlich groß sind seine Figuren, die er in dann seinem Garten aufstellt. „Sie leben mit mir und sterben auch wieder, wenn sie dann infolge der Witterungseinflüsse einmal Risse bekommen und zerfallen“. Er formt sie gerne nach den Bildern von Picasso, sie zeigen oft Sitzende, die in einem Stuhl kauern.

Er braucht bei seinen Arbeiten die Abwechslung und auch die Weiterentwicklung, so wurden aus den Tonfiguren im frischen Zustand „Geworfene“, wie er sie bezeichnet. Die noch weichen aber fertig geformten Skulpturen wirft er absichtlich zu Boden und so werden sie nach und nach zu Würfeln. Danach formt er den Kopf an.

Eine weitere Leidenschaft ist das Erstellen einer ganzen Zeichnung, ohne den Stift dazwischen abzusetzen. Hierbei entstehen beispielsweise zarte Bilder von Liegenden, auf deren Knien Vögel sitzen. Mit solchen Bildern verzierte Streichholzschachteln bietet er unter anderem zum Verkauf an. Weitere Streichholzschachteln enthalten keine Zündhölzer, sondern viele kleine Schneide-Falt-Figürchen. In diesen Weihnachtsboxen verstecken sich ganze Krippen, die man herausnehmen und aufstellen kann.

Manfred Römpp: Ich mache das eigentlich nur für mich!

Diese Art des Kunstausdruckes fand er für sich, als er während eines Krankenhausaufenthaltes etwas Kreatives tun wollte. Sein Bruder brachte ihm Papier und Schere mit und Manfred Römpp begann zu schneiden. Die so entstandenen Figuren füllten bald sein ganzes Zimmer und weckten die Begeisterung des Oberarztes, der die zarten Kunstwerke seinen Kollegen zeigte. Dort fanden sie reißenden Absatz, Römpp verschenkte sie gerne, denn es macht ihm Freude, andere Menschen mit seiner Kunst glücklich zu machen. „Wenn ich einen Abend lang Papiere geschnitten habe und die Figuren nebeneinander in der passenden Beleuchtung stehen, macht mich das richtig zufrieden“, erklärt Manfed Römpp.

Auf dem Bischofsheimer Adventsmarkt stellte er ganze Karawanen aus Kamelen aus, die er hintereinander auf Stäben und Leisten befestigt hat. Krippendarstellungen, Bäume und mehr zogen die Augen der Besucher auf sich. Daneben standen etwas größere weiße Figuren, sie erinnern an Kunst der Antike. Römpp liebt diese Art der Darstellung, die Welt der Ägypter und Griechen und so entstehen Pharaonen und griechiche Götter, deren lange gerade Nasenrücken seiner Schneidetechnik sehr entgegen kommen. „Mit ein paar Knicken und dem Einfügen eines Auges bekommen sie Leben“, erklärte er gerne den interessierten Besuchern. Köpfe oder Flügel werden aufgesteckt, sind wandelbar und werden mit Beleuchtung aus dem richtigen Winkel zum magnetisierenden Blickfang. „Na, das alles mache ich ja eigentlich nur für mich“, stellte er wiederholt fest.

Alles Altpapier!

Und noch etwas ist ihm wichtig: „Ich verwende dabei Altpapier, das sonst im Container landen würde, das mich also nichts kostet“, erklärte der 75-jährige. „Das kann man ohne großen Aufwand machen, ist in wenigen Minuten schon fertig“, anders als Tonarbeiten, die danach noch getrocknet und gebrannt werden müssen.

Aber nach dem Bischofsheimer Adventsmarkt ist mit dem Papierschneiden vorerst Schluss, betonte er, denn jetzt müsse er wieder etwas Neues finden und entwickeln. Er hat sich erst einmal 50 Kilo Ton bestellt. Wenn man die bisherigen Werke dieses virtuosen Künstlers sieht, darf man auf das Kommende gespannt sein. (Barbara Enders) +++


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