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"Der Klimawandel wird fühlbar" - ARD-Wetterexperte Sven Plöger klärt auf
02.02.20 - Rund 820 Gäste beim Forum der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg am Freitagabend in der Schilde-Halle wissen nun aus erster Hand, warum der Klimawandel ein so wichtiges Thema der heutigen Zeit ist. Der Diplom-Meteorologe Sven Plöger begeisterte mit seinem Vortrag und machte klar, wieso jeder Einzelne gefragt und gefordert ist. Etwa 90 Minuten erklärte Plöger eindrucksvoll, informativ und zugleich unterhaltend, wie sehr sich das Wetter wandelt. Extrem-Wetterlagen sind an der Tagesordnung. "Der Klimawandel wird haptisch, er wird fühlbar", sagte Plöger. Deshalb interessieren sich die Menschen mittlerweile dafür.
Die Hitze und Dürre im Jahr 2018 rief der Wetterexperte ins Gedächtnis. Mit schockierenden Bildern untermauerte er die Folgen des Klimawandels. Die Nachwirkungen sind längst nicht beseitigt. In 1,80 Metern Tiefe ist es trotz der Regenfälle der vergangenen Wochen und Monaten noch viel zu trocken. "Wir brauchen 200 bis 700 Liter Regen pro Quadratmeter, um dies auszugleichen", sagte Plöger. Unvorstellbar. Dass der Klimawandel komme, hätten die Forscher schon vor 30, 40 Jahren exakt vorhergesagt. Damals habe es niemanden interessiert.
"Wir brauchen eine Revolution."
Plöger machte deutlich, dass "wir eine Revolution brauchen. Wir können nicht A sagen und B machen". Viele Menschen hätten Sorgen wegen des Klimawandels. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr 2019 neue Rekorde bei den Flugreisen oder Kreuzfahrten aufgestellt. Plöger sprach sich dafür aus, Inlandsflüge abzuschaffen oder deutlich zu verteuern. Kein gutes Zeugnis stellte er den Weltklimakonferenzen aus. Ein einstimmiges Ergebnis könne nicht erzielt werden. Wie solle dies bei 190 Mitgliedsstaaten gelingen?
Anschaulich erklärte der Wetterexperte die Zusammenhänge von Wetterextremen. Jetstream - also die Starkwindbänder - hätten stark abgenommen. Dadurch bewegen sich zum Beispiel Gewitterzellen nur langsam weiter. Starke Regenmengen an einem Ort seien die Folge - oder eben wochenlange Hitzeperioden, weil das Hochdruckgebiet nicht weiterzieht.
"Jeder Einzelne kann helfen."
Auch von Deutschland mit seinen vergleichsweise wenigen Einwohnern könne etwas bewegt werden. Vielleicht lassen sich andere Länder dann anstecken. "Nachmachen können die Chinesen", sagte Plöger und beschloss seinen eindrucksvollen Vortrag: "Wenn uns das gelingt, dann haben wir die Welt ein bisschen gerettet. Mit viel Applaus dankten die Gäste für den gelungenen Vortrag des beliebten Wetterexperten, der in der anschließenden Diskussionsrunde mit HZ-Redaktionsleiter Kai A. Struthoff, dem Vorstand Reinhard Faulstich und dessen künftigen Vorstandskollegen Thomas Walkenhorst unter anderem verriet, dass Wettervorhersagen über drei Tage hinaus "unseriös" seien.
Thomas Walkenhorst neues Vorstandsmitglied