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Claudia Haarmann und Kathrin Gebhardt Nieselt lassen Spielraum für eigene Gedanken
11.03.20 - Vor 30 Jahren, an dem Tag als die Mauer fiel, trafen sich Claudia Haarmann und Kathrin Gebhardt-Niesel zum ersten Mal in Berlin auf dem Potsdamer Platz. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die die Künstlerinnen bis heute verbindet und immer intensiver wurde. Die Bad Hersfelderin macht in der regionalen Kunstszene schon lange mit Malerei und Plastik auf sich aufmerksam und ist durch vielfache Ausstellungen bekannt und anerkannt. Nach drei Jahrzehnten ist eine erste gemeinsame Ausstellung mit ihrer Berliner Freundin, die sich intensiv mit Fotografie beschäftigt, wahr geworden.
Am vergangenen Freitag eröffnete Stadträtin Birgit zum Winkel im Rahmen einer Vernissage mit dem Titel „StadtLandMensch“ die Ausstellung in der Galerie im Stift, die in ihrer Einzigartigkeit und im Zusammenspiel der beiden Kunstformen sehenswert ist. Claudia Haarmann findet ihre bevorzugten Motive in der Natur. Wasser, Strand und Dünen mit vielen liebevollen Details gehören zu ihren Lieblingsmotiven, fotografiert auf der nordfriesischen Insel Amrum. Für sie als Stadtmensch ist dieses Eiland ein Kraftquell durch die einzigartige, menschenleere Landschaft, die Ruhe und Weite. Viele ihrer Fotos wirken wie gemalt, teilweise sogar abstrakt.
Aber auch Berliner Stadtansichten finden sich in ihrer Fotokunst wieder. Der Potsdamer Platz, vor der Wende eine öde Brache, heute ein lebhafter, farbenfroher, stark frequentierter Ort, wird von Claudia Haarmann thematisiert - immer auf der Suche nach dem besonderen Augenblick. Kathrin Gebhardt-Nieselt nimmt in einigen ihrer Arbeiten Bezug auf die Fotos ihrer Freundin, greift Farben und Inhalte auf. Die Besucher der Ausstellung können sich auf typische Gebhardt-Nieselt-Skulpturen freuen.
Filigran, mit langen Gliedmaßen, teils auf rostigen Kugeln balancierend, oder auf alten Dauben, also gebogenen Holzplanken sitzend lassen sie Spielraum für die eigenen Gedanken der Betrachter. Es geht um „Innehalten“ und um „Balance“. Ein Besuch der Ausstellung lohnt tatsächlich doppelt, denn Autor Rainer Nieselt, der zur fotografischen Arbeit von Claudia Haarmann eine Einführung verfasst hat, betont: „Die Fotoarbeiten bleiben auch bei langer und immer neuer Betrachtung spannend und das Hinschauen lohnt.“ Bei dieser Ausstellung stellt sich nur eine Frage: „Warum dauerte es dreißig Jahre bis zur ersten gemeinsamen Ausstellung der Künstlerinnen?“
Die Ausstellung ist bis zum 19. April Dienstag bis Samstag von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Zum Abschluss gibt es am Sonntag, 19. April, eine Finissage ab 15 Uhr. (Gudrun Schmidl) +++