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Die Auswirkungen des Coronavirus lassen sich auch in den verschiedenen Branchen feststellen. - Foto: Adobe Stock / Feydzhet Shabanov

REGION Das Virus ist überall spürbar

Auswirkungen auf Schulen, Kirchen, Tourismusbranche und Taxigewerbe

12.03.20 - Die Auswirkungen des Coronavirus sind mittlerweile in allen Teilen der Gesellschaft zu spüren. Ob Schulen, Kirchen, Tourismusbranche oder Taxigewerbe - SARS-CoV-2 bestimmt den Alltag. OSTHESSEN|NEWS hat sich bei Vertretern diverser Branchen und Institutionen über die aktuelle Lage informiert. 

Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda: Corona und die regionale Wirtschaft

Stefan Schunck, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda. Archivfoto: Martin Engel

"Die nachlassende Konjunktur und die Auswirkungen des Corona-Virus treffen die Wirtschaft auch in unserer Region gleichzeitig – und verstärken sich gegenseitig. Nahezu alle Branchen sind davon betroffen. Aus einer Blitzumfrage bei Unternehmen unserer Region aus der vergangenen Woche wissen wir, dass über 50 Prozent der Befragten einen Rückgang ihrer Umsätze erwarten." Konkrete Auswirkungen auf die Geschäfte würden  aktuell bereits mehr als die Hälfte verspüren: Messen und Veranstaltungen, Reiseeinschränkungen und rückläufige Nachfrage nach den Produkten und angebotenen Dienstleistungen zählen darunter.

Weiterhin erklärt Schunck: "Aufgrund der engen Produktionsverflechtungen sind in einem besonderen Maße die Automobilzulieferer betroffen, die einerseits den rückläufigen Absatz von Kraftfahrzeugen in China und anderen asiatischen Ländern spüren und zum anderen notwendige Vorprodukte nicht mehr bekommen. Ähnliches gilt auch für den Handel, der manche Waren wegen zeitweise unterbrochener Lieferketten nicht mehr anbieten kann. Da zunehmend Tagungen und Veranstaltungen storniert werden, registrieren die Tagungshotels entsprechende Einschnitte."

Auch die Tourismusbranche sei hart getroffen, wie zum Beispiel kleinere selbständige Reisebüros. Dies käme dadurch zustande, da Geschäftsreisen abgesagt und Urlaubspläne verschoben werden. Diese Buchungen würden aktuell in den Büchern der Reisebüros fehlen. Anders hingegen sehe es in Teilen des Einzelhandels aus. Hier sei zumindest kurzfristig wegen gestiegener Nachfrage nach bestimmten Produkten mit höheren Umsätzen zu rechnen. "Insgesamt dürfte sich die Corona-Krise zusammen mit der Konjunktureintrübung auch auf den regionalen Arbeitsmarkt auswirken, sei es in Form steigender Arbeitslosigkeit und auch durch zunehmende Kurzarbeit in den Betrieben", so Schunck.

Abschließend heißt es in seinem Statement: "Die angekündigten Maßnahmen – vor allem die neuen Regeln bei der Kurzarbeit und die Hilfe bei Liquiditätsschwierigkeiten – sollten so schnell und unbürokratisch wie möglich kommen, auch wenn Mitnahmeeffekte nicht auszuschließen sind."

DeHoGa-Chef Ackermann: "Schwarzes Jahr für den Tourismus"

Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands im Kreis Fulda, Stefan Ackermann ...

Die Auswirkungen des sich weiter ausbreitenden Corona-Virus machen sich auch für die Hoteliers und Restaurantbetreiber in der Region heftig bemerkbar. Stefan Ackermann, Vorsitzender der DeHoGa im Kreis Fulda, prognostiziert gar ein "schwarzes Jahr" für die gesamte Tourismusbranche. "Besonders im Tagungs- und Veranstaltungsbereich hagelt es Stornierungen, Umsatzeinbußen sind überall spürbar." Die Stimmung unter den Hoteliers und Gaststättenbetreibern sei gedrückt, besonders die kleineren und mittleren Betriebe mit dünner Personal- und Kapitaldecke müssten sich jetzt durchkämpfen. Geplante Investitionen wie Renovierungen und Modernisierungen lägen überall erstmal auf Eis. Man könne nur hoffen, dass die Banken und Sparkassen bereit seien, unbürokratische Lösungen für Liquiditätsengpässe anzubieten. Zum Glück habe auch die hessische Landesregierung schon Hilfestellung für die gebeutelte Branche signalisiert. In den Lokalen werde natürlich ganz besonderer Wert auf Hygiene gelegt und die Mitarbeiter entsprechend geschult. "Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man seinen Stammgästen nicht mehr die Hand geben darf", konstatiert Ackermann.

Anton Henning, Gastronom "Drei Linden" in Fulda-Neuenberg

Das bestätigt auch der Inhaber vom Gasthof und Hotel Drei Linden in FD-Neuenberg, Anton Henning.

Er sagt, die Gäste kämen zwar noch zum Essen und Trinken in sein Traditionslokal, aber die Übernachtungen würden abgesagt oder gar nicht erst gebucht. Für den März und April sehe es sehr schlecht aus, was erhebliche wirtschaftliche Einbußen bedeute. "Wir sind auf die Übernachtungen angewiesen - wie sollen wir sonst unsere Mitarbeiter bezahlen?", fragt sich der Gastronom.

Stadtpfarrer Stefan Buß: "Zur Zeit kein Friedensgruß"

Der Fuldaer Innenstadtpfarrer Stefan Buß Fotos: ON-Archiv

Dass die Gottesdienste wegen des Coronavirus derzeit schlechter besucht sind, kann der Fuldaer Innenstadt-Pfarrer Stefan Buß nicht bestätigen. „Die Leute haben wesentlich mehr Probleme wegen der normalen Grippe. Ich mache da auch seit drei, vier Wochen mit rum.“ Es gebe keine Anordnung des Bistums, Gottesdienste ausfallen zu lassen. Dennoch wurde jetzt ein Seniorennachmittag abgesagt, darüber hinaus das Starterwochenende der diesjährigen Firmlinge vom 20. bis zum 22. März. Auf den Friedensgruß wird zurzeit in der Kirche verzichtet. Auch desinfizieren sich die Kommunionhelfer vor der Ausgabe der Hostien die Hände. Weihwasserfässchen sind nach wie vor ausgestellt. Pfarrer Buß: „Ich will die Leute ja nicht reglementieren. Jeder muss für sich entscheiden, ob er sie nutzt oder nicht.“

Wie reagieren die Schulen in Osthessen und das Schulamt Fulda auf die Corona-Panik?

Harald Persch, stellvertretender Leiter des Schulamts Fulda:

Harald Persch (r.), stellvetretender Leiter des Schulamts Fulda Archivbild: Marius Auth

„Hier in Fulda kooperieren Stadt, Landkreis, das Gesundheitsamt und das Schulamt eng miteinander“, sagt Harald Persch, stellvertretender Leiter des Schulamts Fulda. Im Falle eines Corona-Verdachts in der Lehrer- oder Schülerschaft, entscheide das örtliche Gesundheitsamt, ob die Schule geschlossen werde oder ob der Schulalltag weiterlaufe. Für bevorstehende Abitur, so Persch, gäbe es im Falle einer Absage Notfallpläne. 

Markus Bente, Schulleiter der Wigbertschule Hünfeld: 

Markus Bente, Schulleiter der Wigbertschule Hünfeld Foto: Wigbertschule Hünfeld

Auch die Schulleiterinnen und Schulleiter in Osthessen setzen sich momentan intensiv mit der Thematik „Corona“ auseinander. „Wir als Schulleiter machen gerade nichts anderes als Krisenmanagement“, erklärt Markus Bente, Direktor der Wigbertschule in Hünfeld. Viele Fragen stehen hier im Raum. „Uns erreichen täglich viele Anrufe von besorgten Eltern und natürlich auch Fragen von Schülerinnen und Schülern zu dieser Thematik“, sagt Bente. Die Wigbertschule hat bereits gehandelt. Die jährliche Skifreizeit nach Lappach (Südtirol) wurde bereits vor zwei Wochen abgesagt. Auch die Austauschfahren in die USA, nach Frankreich und Polen wurden gecancelt. Wichtige Fragen, die Eltern und Schüler beschäftigten sind die anstehenden Praktikas der 9. Klassen, der bevorstehende Girls und Boys Day, sowie die Abiturprüfungen, die nächste Woche beginnen. „In Sachen Praktika, sowie dem Girls und Boys Day haben uns bereits viele Firmen und Unternehmen informiert, dass sie aus Sicherheitsgründen keine Praktikanten aufnehmen“, stellt Bente klar. Zum bevorstehenden Abitur sagt Bente: „Unser primäres Ziel ist es, die Abiturprüfungen geregelt durchzubekommen. Die Prüflinge sind ohnehin bereits aufgeregt genug.“ Sollte der schlimmste Fall eintreten und die Abiturprüfungen müssten verschoben werden, gäbe es Ausweichtermine, so Bente.

Andreas Stock Chef Taxi Stock GmbH: "...diese Woche hat sich die Lage drastisch verschlechtert."

Andreas Stock, Geschäftsführer Taxi Stock GmbH Foto: privat

Die Taxiunternehmen der Region leiden genauso wie die Gastronomie und Hotellerie unter den unzähligen Veranstaltungsabsagen: „Es kommt kein Mensch mehr am Bahnhof an. Das bereitet uns große Probleme. Wird die Rettmobil jetzt auch noch abgesagt, wäre das eine Katastrophe für uns. Wir wissen nicht, was wir mit unseren Mitarbeitern machen sollen. Die sind natürlich auch verunsichert. Wir haben bereits Vorkehrungen getroffen im Bezug auf Desinfektionsmittel und die Reinigung der Wagen. Viele denken an die Gastronomie und Hotellerie, wenn die keine Gäste haben, geht es uns aber genauso. Letzte Woche ging es noch, aber diese Woche hat sich die Lage drastisch verschlechtert. Die Krankenfahrten laufen natürlich weiter, aber unsere Haupteinnahmequelle sind definitiv die Kunden vom Bahnhof.“

Katja Förster vom Hessischen Apothekerverband: "Gesunde Menschen sind nicht auf Desinfektionsmittel oder Atemschutzmasken angewiesen."

Katja Förster, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Foto: Hessischer Apothekerverband

„In Apotheken ist derzeit Land unter. Seit circa vier Wochen sind Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken, sowie gegen das Corona-Virus nicht wirksame Arzneimittel zur Virenbekämpfung stark nachgefragt. Dies kommt zusätzlich zur schon erhöhten Belastung der Fachkräfte aufgrund von nicht lieferbaren Arzneimitteln hinzu. Die Apothekenteams stehen neben dem Verkauf von Medikamenten aber auch beratend zur Verfügung. Viele Menschen erkundigen sich, was sie in dieser Extremlage tun sollen. Die Apotheker versuchen hier vor allem auch zu beruhigen. Die Großhändler sind derzeit nicht in der Lage Waren zu liefern, somit sind auch den Apothekern die Hände gebunden. Vorrangig werden Institutionen wie Krankenhäuser oder Altenheime versorgt, die mit Kranken Menschen zu tun haben. Gesunde Menschen sind nicht auf Desinfektionsmittel oder Atemschutzmasken angewiesen. Die Apotheker selbst können Desinfektionsmittel herstellen. Aber auch hierfür sind die Grundstoffe am Markt nicht lieferbar.“ (ci/ mw/ mk/ fvo) +++

 


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