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Das Leben ist für die meisten sehr verändert - Symbolbild

REGION Wie im schlechten Traum?

So geht es den Menschen in der Corona-Krise: Unsere Leser berichten

18.03.20 - Wir wollten wissen, wie es Ihnen mitten in der Coronakrise - egal, ob am Arbeitsplatz oder daheim in Quarantäne geht. Haben Sie eine Lösung für die Kinderbetreuung gefunden, fällt Ihnen schon die Decke auf den Kopf, machen Sie sich übermäßige Sorgen oder versuchen Sie, das Beste aus der Situation zu machen? Hier lesen Sie einige Antworten:

9) Hochrisikogruppe der Alten flaniert fröhlich auf dem Wochenmarkt!

"Fulda steht still. Deutschland steht still. Die ganze Welt verlangsamt sich. Strukturen werden aufgelöst. Ausgangssperren verhängt. Zahllose Maßnahmen im kleinen und großen Rahmen werden getroffen, Der Einzelhandel liegt brach. Die Gastronomie verzweifelt. Große und kleine Unternehmen, Mittelständler und einzelkämpfende Freiberufler wissen nicht, wie’s morgen weitergeht. Hunderttausende von Existenzen brechen zusammen.

Ärzte und Krankenschwestern, Verkäuferinnen und Busfahrer, Paketdienste und Zulieferer arbeiten auf Hochtouren, weit über ihrer Belastungsgrenze. Und wozu das alles? Um vorerkrankte und alte Menschen vor einer Infektion zu schützen. Um das, glücklicherweise noch funktionierende, Gesundheitssystem zu entlasten. Um Ärzte vor der Entscheidung zu bewahren: Nehme ich diesem hochbetagten Menschen die Atemmaske weg, um einen Jüngeren zu retten? Wir ächzen unter der akuten Belastung. Versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir schränken uns ein. Verzichten. Gründen facebook-Gruppen für Nachbarschaftshilfe. Wir stellen die Alten und Schwachen in den Vordergrund und bleiben so ruhig wie möglich.

Und dann stehe ich (heute Morgen!) in Fulda auf dem Wochenmarkt und traue meinen Augen nicht: Die Hochrisikogruppe der über 70jährigen flaniert gemütlich durch die Sonne, trifft sich am Markt zum Schwätzchen und steckt fröhlich lachend die Köpfe zusammen! Und wenn ich sage ‚zusammen’, dann meine ich auch ZUSAMMEN! Fröhlicher, sorgloser Alltag. Unvorstellbar!

In der Apotheke verabschiedet sich eine sehr freundliche Apothekerin mit einem: „Danke für den Abstand!“ bei mir. Was sie ansonsten erlebt, kann ich mir dabei lebhaft vorstellen. Die Ende 80-jährige Dame neben mir steht jedenfalls direkt vor der Kollegin am Tresen…

Meine dringende Bitte an alle: Wirkt auf Eure betagten Eltern und Großeltern ein! Ein: „Da habe ich schon Schlimmeres erlebt!“ mag sich auf Erlebnisse im Krieg beziehen. Aber dies hier ist anders.

Dies hier bedeutet für alle Alten, auch wenn sie sich noch so fit und rüstig fühlen:

– Haltet Abstand! Auch wenn es sich einsam anfühlt.
– Bleibt zuhause! Auch wenn Ihr Eure Lieben und andere Sozialkontakte vermisst.
– Beendet jegliche Zusammenkünfte mit Menschen, die nicht in Eurem Haushalt leben.
– Lasst andere für Euch einkaufen gehen. Obwohl Ihr noch gut zu Fuß seid.
– Nehmt die Hilfe Eurer Kinder und Kindeskinder und Nachbarn an! Auch wenn Ihr selbst noch eigenständig seid!
– Bittet um Hilfe, wenn sie Euch niemand anbietet! Auch wenn dies das erste Mal in Eurem Leben sein sollte, dass Ihr um Hilfe bittet.
– Nehmt Rücksicht auf die, die auf Euch Rücksicht nehmen!"


8) Guten Morgen liebes Osthessen-News-Team, zunächst möchte ich mich bei Ihnen allen bedanken, dass Sie uns mit den neuesten Informationen versorgen, auch ihr Aufruf an die Leser, deren Geschichten, Beobachtungen, Alltagshandlungen zu erzählen, bereitet bei mir ein Gemeinschaftsgefühl. Wir alle sitzen in einem gemeinsamen Boot.

Ich selber arbeite in einer Pflegeeinrichtung und betreibe dort sehr viel Informationsweitergabe, versuche Unsicherheiten zu nehmen und was ganz wichtig ist: Wir versuchen, neben allen Anweisungen und Vorschriften, den Alltag für unsere Bewohnerinnen und Bewohner aufrecht zu halten. So hatten wir gestern vor, Blumen im Blumenhandel zu besorgen, um die Zeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu nutzen, diese dann gemeinsam einzupflanzen und den Frühling auch somit in unser Haus zu bringen. Was wir nicht wussten, ganz viele Menschen hatten wohl den gleichen Ansatz, Frühlingsgefühle durch Blumen in ihr Haus zu bringen. Aufgrund von Menschenansammlungsvermeidung sind wir dann leider gar nicht dorthin gefahren. Ich bin sehr dankbar für unser Gemeinschaftsgefühl in der Einrichtung, zusammen sind wir stark!!! Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gesunde Zeit in diesen bewegten Zeiten."

 "Hamster unterwegs"

Foto: privat

7) "In diesem ganzen Chaos wäre es sicher auch einmal interessant, darüber zu berichten, was die ganzen Hamster anbetrifft. Sicher hat jeder Angst, er bekommt nichts mehr zu essen. Aber ist es nötig, 50 Packungen Mehl und Zucker zu kaufen? Was ist mit den Menschen, die bis spät nachmittags arbeiten? Die gehen in die Läden und bekommen weder Mehl, Zucker, Milch noch Toilettenpapier. Das wird nämlich morgens ganz früh schon eingekauft und die arbeitenden Idioten gucken in die Röhre. Was tut man mit dem ganzen Zeug? Das ist alles andere als solidarisch. Man verkauft pro Nase dreimal Desinfektionsmittel, viertel nach acht ist nix mehr da für den Rest der Bevölkerung, die an die Arbeit gehen muss und nicht einkaufen kann. Mögen die Toilettenpapierhamster soviel Durchfall bekommen, dass sie alles aufbrauchen und sich im Mehl und Zucker suhlen können."

"Wird echt schwer, für Eltern und Kinder"

6)"Hallo liebes Osthessen Team, ich bin alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Zwei davon sind schulpflichtig. Seit gestern erhalte ich E-Mails von Lehrern mit Unterlagen zum Lernen mit den Kids. Seitdem habe ich 100 Seiten gedruckt. Zudem bin ich gespannt, wie Eltern mit geringen Deutschkenntnissen diese Aufgaben erledigen werden. Als Hartz IV-Empfängerin muss ich nun zusehen, wie ich den Vorrat an Lebensmitteln und die Massen an Druckzubehör finanziell stemme. Auch die Aktivitäten wurden ja sehr begrenzt. Ein, zwei Wochen werde ich die Kidis schon beschäftigen, aber dann? Wenn wir noch nicht mal zu Verwandten fahren können, um den Kidis Abwechslung zu bieten. Ich verstehe, dass es eine Ausnahmesituation ist, jedoch wird es echt schwer für Eltern und Kinder." 

"Als Alleinerziehende alleingelassen"

5) "Guten Abend, ich habe einen dreijährigen Sohn und bin alleinerziehend. Ich bin berufstätig und habe das große Problem, da ja die Kitas geschlossen sind, meinen Arbeitsplatz anzutreten. Mein Arbeitgeber kommt mir nur mit den fünf bezahlten Urlaubstagen (laut Paragraf 616) entgegen. Ich könnte Minusstunden machen, was für mich unvorstellbar ist. Ich muss jetzt fünf Wochen ohne Betreuung rum bekommen. Da kann ich mir doch keine 100 Minusstunden ansammeln. Warum wird man denn bitte als Alleinerziehende so sehr alleine gelassen? Soll ich jetzt meinen Job aufgeben? Ich verstehe es nicht."

"Helft Euch, so gut es geht, untereinander"

4) "Hallo, also eigentlich wollte ich heute an die ganz normal an die Arbeit fahren. Ich bin Erzieherin in Niederaula in der Kita und wir haben seit heute eine Notbetreuung. Tja eigentlich, aber da ich mir auch einen grippalen Infekt eingefangen habe, darf ich diese Woche erstmal nicht arbeiten oder irgendwohin gehen. Zum Glück sind meine beiden Söhne schon etwas älter, 12 und 16 Jahre, und ja nun auch zu Hause. Mein Mann geht weiterhin an seine Arbeit. Es ist heute Tag eins und man hat das Gefühl, als ob man in einem schlechten Traum gefangen ist. Aber man darf sich nicht so gehen lassen.

Wir leben in Gittersdorf, einem kleinen Dörfchen, hier spürt man so jetzt erstmal nicht viel von alledem und da sehe ich für uns einen großen Vorteil. Man grübelt nicht ständig über die Situation nach, da man sie nicht ständig vor Augen hat. Hinzu kommt das tolle Wetter, was auch gleich eine bessere Stimmung macht. Hinsichtlich meiner beiden Schuljungs haben wir heute erstmal alle Infos erhalten wie es weitergeht. Mit dem 5-Klässler werde ich feste Zeiten für Lerneinheiten vereinbaren. Mein Großer hat Ende Mai seine Abschlussprüfung für die Realschule, sie müssen sich mithilfe der Lernbücher darauf vorbereiten und natürlich stehen wir als Eltern da auch dahinter und werden helfen, so gut wir es können. Dann hat man durch Wegfall der Hobbys auch nochmal ein wenig mehr Zeit für andere Dinge, die so im Haus und ums Haus angefallen sind. Was ja wiederum gar nicht so schlecht ist. Ich denke wir werden die Zeit hoffentlich gut überstehen, wir werden den Kopf nicht hängen lassen und das beste daraus machen. Ich wünsche allen: bleibt gesund, haltet Euch an die Vorgaben, helft Euch, so gut es geht untereinander, denn nur gemeinsam werden wir dagegen ankämpfen können."

"Sieben Wochen ohne Pessimismus"

3) "Liebes Redaktionsteam, ja, es ist eine Zeit voller Herausforderungen und sie zeigt mehr als deutlich,dass alles mit allem zusammenhängt. In der heutigen "Eventgesellschaft" verliert man oft immer mehr das Gefühl für sich selbst und es ist für viele sicher nicht leicht, so auf sich zurückgeworfen zu werden. Die Corona-Krise wird noch über eine lange Zeit hinweg andauern und die Gesellschaft verändern, aber sie bietet eben auch die Chance sich neu zu orientieren. Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Für 19 Euro nach Mallorca fliegen, "shoppen bis der Arzt kommt", Egoismus auf Kosten der Anderen oder menschliches Miteinander und echte Zuwendung? Auch für mich immer wieder eine Herausforderung, aber wie meine verstorbene Großmutter zu sagen pflegte: "Sich selbst besiegen, ist der schönste Sieg". Als Kind habe ich das immer belächelt, aber mit zunehmenden Alter wird mir dies immer bewusster. Zuversicht - sieben Wochen ohne Pessimismus lautet das Fastenmotto der evangelischen Kirche in diesem Jahr; treffender könnte es nicht sein. Solange wir die Hoffnung und Zuversicht nicht verlieren, uns an die vorgeschlagenen Hygieneregeln und Empfehlungen halten, auf uns selbst und auf unseren Nächsten achtgeben, werden wir auch diese Herausforderung meistern. Und wenn aus ICH ein WIR werden würde, dann hätten wir alle schon viel gewonnen."

Strandverbot in Andalusien

2) Hallo, eigentlich halten wir uns in Andalusien bei herrlichen 25 Grad auf, um mit Gleichgesinnten Rennrad durch diese herrliche Landschaft zu fahren. Allerdings hat uns als noch gesund einzuschätzende Personen die Einschränkungen vor Ort in dieser Härte überrascht. Zunächst hieß es Anfang März, es gebe zwar in Europa Probleme, allerdings nicht hier in Andalusien. So freuten wir uns auf fünf schöne Wochen in Andalusien. Eine Woche später hieß es dann, man müsse sich diesbezüglich doch etwas Sorgen machen, und seit Samstag ist ein Ausgangsverbot verhängt. Es war schon Tage vorher abzusehen, dass etwas in der Luft liegt, da es weder lang haltbare Lebensmittel zu erwerben gibt, noch Wasserflaschen einzukaufen waren. Nun wird man inzwischen von der örtlichen Polizei angehalten, sobald man mit seinem Sohn auf den Spielplatz gehen möchte, um zu mindestens ihm ein normales Leben vorzuleben. Schön ist es also nicht gerade, bei diesem geilen Wetter weder an den Strand gehen zu dürfen, noch die schöne Landschaft mit dem Rad erkunden zu dürfen. Da es allerdings allen Spaniern genauso ergeht, klagt man auf hohem Niveau. Zudem ist diese Region sehr abhängig vom Tourismus, so können wir nur hoffen, dass sich die Lage schnellstens wieder beruhigt. Und die Menschen wieder von Ihrer Arbeit leben können."

Geht´s noch? Schulfrei zum gemeinsamen Shoppen nutzen

1) "Guten Morgen, zu Ihrem Aufruf, Erfahrungen zum Thema Corona mitzuteilen, habe ich gestern eine Beobachtung gemacht, die mich sehr nachdenklich macht. Corona, eine unsichtbare Bedrohung, die von uns allen viel Verstand und Weitblick fordert. Weshalb Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben, scheint den Verstand einiger aber zu überfordern. Beruflich bin ich täglich in drei bis vier Einkaufscentern unterwegs.

Gestern ist mir aufgefallen, dass Kinderabteilungen (Kleidung oder Schuhe) oder Kindergeschäfte (Spielwaren) zum Teil überfüllt waren. Ganze Familien mit Opa und Oma nutzten das Schul- oder Kindergartenfrei zum Einkauf. Das ist bestimmt nicht im Sinne der Anordnung. Selbst ohne Corona sollte jeder wissen, dass der Kindersitz im Einkaufswagen der Geschäfte ein Risikobereich ist, da diese nicht täglich desinfiziert werden können.

Da die Mitbürger, die nun diese Umstände nutzen, um Familieneinkaufstag zu machen, nicht verstehen, dass Schul- und Kindergartenfrei andere Gründe hat, bleibt die Hoffnung, dass die Geschäftsinhaber die Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter einhalten. Unvernunft bringt eben immer wieder neue Verbote mit sich." +++


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