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- Fotos: Hendrik Urbin

14.03.09 - FULDA

Biokost, Pflicht-Praktikum, Auto-Beschränkung? "Heiße" Jugenddebatten im Schloss

"Wir leben in einer Demokratie." Diesen Satz bekommt jeder Schüler in Deutschland während seiner acht bis 13-jährigen Schullaufbahn des öfteren eingeflößt. Aber das Verständnis für Demokratie und für demokratisches Handeln bleibt häufig auf der Strecke. Nicht wegen Inkompetenz der Lehrkräfte, sondern weil es einfach nicht im Lehrplan vorgesehen ist.

Dieses Problem hat auch die gemeinnützige Hertie-Stiftung erkannt und die Ursache für das fehlende Wissen festgestellt: Es fehlt die Praxis. Aus diesem Grund findet seit 2004 jedes Jahr der Wettbewerb "Jugend debattiert" statt, in dem Schülerinnen und Schüler zu politisch aktuellen und interessanten Themen eine Meinung vertreten müssen. "Dies fördert die Ausdrucksweise und das politische Verständnis, da ein Teilnehmer sich vor der Debatte speziell mit diesem Thema auseinandersetzen muss", sagte Dr. Michael Imhof, Dezernent für Fortbildung und Schulberatung im Staatlichen Schulamt Fulda und Schulverbundkoordinator von "Jugend debattiert" des Schulverbundes Fulda, heute Morgen vor dem Regionalfinale Fuldas.

Imhof schilderte, es ginge hier sowohl um Daten und Fakten, als auch um die Entscheidung im Diskurs um Pro und Contra. Die insgesamt 16 Debattanten mussten sich auf eins von vier Themen vorbereiten. Welche Position - dafür oder dagegen - sie während der Debatte einnehmen mussten, wurde aber erst unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung ausgelost. "Die Kunst von Jugend debattiert ist es, auch entgegen der eigenen Meinung Argumente überzeugend auszuudrücken. Es geht hier nicht um das Bestehen auf der eigenen Meinung, sondern um die sinnvolle Diskussion in der Gruppe", meinte der spätere Debattensieger Sebastian Mathes aus der Heinrich-von-Bibra Schule.

Zum wiederholten Mal fand dieser Wettbewerb in Fulda statt. Nach Klassen- und Schulentscheiden trafen sich nun die 16 besten Debattanten aus dem Kreis Fulda im Stadtschloss. Vier hochklassige Debatten hörten die rund 250 Zuschauer im Marmorsaal des Stadtschlosses. Jede Debatte dauert maximal 24 Minuten. Darin enthalten sind Anfangs- und Abschlussstatement für jeden Redner und die freie Aussprache, die 12 Minuten dauert. Sowohl der Erst-, als auch der Zweitplatzierte werden zu einem Rhetorikseminar nach Wetzlar eingeladen.

Fuldas Bürgermeister Dr. Wolfgang Dippel eröffnete die Veranstaltung zunächst mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer und Angehörigen des Amoklaufs in Winnenden. Danach wünschte er den Debattanten "viel Glück und die richtigen Argumente".

Die erste Debatte mit Schülerinnen aus der Sekundarstufe eins, das heißt, zwischen der achten und zehnten Klasse, behandelte die Streitfrage "Soll der Sportunterricht in der Schule ausgeweitet werden?" Elena Stumpf (Winfriedschule) und Stefanie Rehberg (Rhönschule Gersfeld) vertraten die Pro-Seite und argumentierten für mehr Sportunterricht. Genevievé Reed (Marienschule) und Sebastian Mathes (Heinrich-von-Bibra Schule) hielten dagegen. Die vierköpfige Jury einigte sich auf eine Platzierung, während sie aber mehrfach betonte, dass jeder Teilnehmer auch Sieger sei, da er sich, um überhaupt im Stadtschloss reden zu dürfen, bereits in der Schule durchgesetzt haben musste. Die Jury einigte sich darauf, dass Sebastian Mathes die Debatte gewonnen hatte. Stefanie Rehberg wurde zweite. Genevievé Reed und Elena Stumpf belegten Platz drei und vier.

In der zweiten Runde war die Frage: "Sollen an Schulen nur noch Lebensmittel aus biologischem Anbau angeboten werden?" Mit Niklas Alich (Rabanus-Maurus- Schule) und Marius Bieneck (Konrad-Adenauer Schule) auf der Pro-, und Vincent Schwerd(Freiherr-vom-Stein Schule) sowie Ronja Pflüger (auch FvS) auf der Contra-Seite, war die bestmögliche Besetzung für dieses Thema gefunden. Lebendig und mit eigenen Erfahrungen konnten hier vor allem die Steinschüler die Jury, das Publikum und die Gegenseite überzeugen, so dass die Vergabe der ersten beiden Platzierungen nicht schwer fiel. Sowohl Ronja Pflüger, als Erste, als auch Vincent Schwerd, als Zweiter, werden zu einem Rhetorikseminar reisen. Der Schulleiter der Stein-Schule, Helmut Sämann, freute sich über den Doppelerfolg: "Jugend debattiert ist an unserer Schule hoch angesehen, deshalb freue ich mich besonders über diesen Erfolg."

Die dritte Debatte - bei der die Sekundarstufe zwei "dran" war - stellte die Frage: "Soll für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 ein verpflichtendes Sozialpraktikum eingeführt werden?". Nadine Schröter (Marienschule) und Torsten Vey (Ferdinand-Braun Schule) traten als Befürworter gegen Tim Stadtaus (Winfried Schule) und Andreas Happ (auch FBS) an. In einer schnellen und interessanten Debatte siegte Tim Stadtaus. Den zweiten Platz belegte Torsten Vey. Die Argumentation der Pro-Seite erschien für Andreas Happ so schlüssig, dass er am Ende sogar seine Position wechselte.

Die letzte Debatte der heutigen Veranstaltung wurde noch einmal sehr interessant. Zum Thema "Soll die Anzahl der Kraftfahrzeuge pro Privathaushalt gesetzlich begrenzt werden?" gab es ein Schulduell zwischen Andreas Weber und Lena Larbig (beide Rabanus- Maurus Schule) für "Pro" sowie Julia Manderscheid und René Reith (beide Freiherr- vom- Stein Schule) für "Contra". Die "hitzige Debatte", wie René Reith in seinem Abschlussstatement sagte, beeindruckte die Jury und den Moderator Klaus Becker. Hier fiel es der Jury schwer, eine Entscheidung zu treffen. Sie einigte sich jedoch am Ende, Simon Weber auf den ersten Platz zu setzen und Julia Manderscheid auf den zweiten. Auch Lena Larbig darf als Dritte an dem Seminar teilnehmen, da ein Stadtverbund in Nordhessen zu wenige Teilnehmer hat und sie dadurch nachrücken darf.

Der Bürgermeister der Stadt Fulda, Dr. Wolfgang Dippel, überreichte mit gewohntem Humor die Urkunden und freut sich schon jetzt auf den baldigen "politischen Nachwuchs". Dass einige der Debattanten eventuell eine politische Bahn einschlagen werden, ist nicht abwegig. Sebastian Mathes spielt bereits mit dem Gedanken und ist auch schon einer politischen Jugendorganisation beigetreten. (Johannes Gebhardt) +++


































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