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Das HJK ist Haus der Grund- und Regelversorgung in Fulda. - Foto: Herz-Jesu-Krankenhaus

FULDA Scharfe Kritik an Bundespolitik

Coronavirus: So ist die aktuelle Lage im Herz-Jesu-Krankenhaus

29.03.20 - "Alle Mitarbeiter unseres Krankenhauses sind in Bereitschaft. Momentan herrscht eine Art Ruhe vor dem Sturm", sagt Michael Sammet, Chef im Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK) am Freitag zu OSTHESSEN|NEWS. Der Betriebswirt ist Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, zu der drei Krankenhäuser in Fulda, Hanau und Kassel gehören. "Wir haben uns frühzeitig auf die Pandemie und die rasante Ausbreitung des Coronavirus vorbereitet, um auf die möglichen extremen Herausforderungen mit einem erhöhten Patientenaufkommen in den nächsten Tagen und Wochen reagieren zu können." Stand Freitag werden im HJK zwei bestätigte Covid-19 Fälle und 13 Verdachtsfälle, deren Testergebnis noch aussteht, behandelt.

Michael Sammet ist Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe und Chef im HJK. ...

Der interne Krisenstab bespricht sich täglich und es besteht ein ständiger Austausch mit den Gesundheitsbehörden vor Ort. "Auch haben wir bereits, vor dem Beschlusses der hessischen Landesregierung, für unsere Häuser entschieden, soweit es medizinisch vertretbar war, planbare Aufnahmen, Operationen, Eingriffe und Behandlungen in unseren Krankenhäusern zu verschieben", erklärt Sammet und betont zugleich: "Oberste Priorität dabei war und ist natürlich, dass keinem Patienten gesundheitlichen Nachteile entstehen." Heißt auch: Von den 339 Betten sind aktuell nur 196 belegt, um Kapazitäten für Corona-Patienten zu schaffen. Aus Fürsorge pausieren in Fulda nun die Behandlungen in der Geriatrischen Tagesklinik und Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Im Krankenhaus selbst herrscht ein absolutes Besuchsverbot um Mitarbeiter und Patienten zu schützen.

"Ziel der umfassend getroffenen Maßnahmen ist es - soweit möglich - optimal vorbereitet zu sein und frühzeitig Kräfte und Kapazitäten in den Kliniken freizuhalten bzw. essentiellen Ressourcen zu schonen für den Bedarfsfall und ganz konkret viele Intensiv- und Beatmungsbetten, aber auch normale Krankenhausbetten mit Möglichkeiten zur Isolation für Covid-19-Patienten vorzuhalten, die eventuell bei Zuspitzung der Lage intensive ärztliche Betreuung oder Beatmungsmöglichkeiten benötigen." Und auch für personelle Unterstützung hat die Klinikleitung Sorge getragen:  "Hausintern haben wir in den Krankenhäusern Fulda und Hanau Springer-Pools an Fachkräften gebildet, um wichtige Bereiche wie die Intensivstation und Notaufnahme unterstützen zu können. Einen personellen Engpass möchten wir so gut es geht vermeiden."

Die große Frage: "Wie lange reicht das Geld?"

Auch Sammet spricht trotz "wirtschaftlich sehr solidem Haushalten der vergangenen Jahre" jetzt von einer angespannten Situation und stellt die Frage: "Wie lange reicht das Geld? Es gibt keine echte Liquiditätsspritze jetzt zu Beginn der Krise, wie sie eigentlich aufgrund der heruntergefahrenen Belegung dringend erforderlich wäre", kritisiert der Vinzenz-Chef. "Kurzfristige finanzielle Engpässe können wir noch einigermaßen gut kompensieren. Ich begrüße es außerordentlich, dass sowohl Stadt und Landkreis in Fulda dem Klinikum finanziell unter die Arme greifen. Ohne die Unterstützung der Kommunen wären länderübergreifend bereits viele Kliniken vermutlich zahlungsunfähig. Dies zeigt die desolate Situation des aktuellen Finanzierungssystems im Krankenhauswesen. Wenn sich hieran nicht kurzfristig Grundlegendes ändert, werden wir in Deutschland eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes haben."

Man müsse hierbei bedenken, dass  frei-gemeinnützige Träger, wie die Krankenhäuser der Vinzenz-Gruppe, nicht automatisch auf finanzielle Unterstützung der Kommunen setzen könnten und sehr schnell Gefahr laufen in die Insolvenz zu gehen. "Ich bin jedoch optimistisch, dass wir in einem solchen Falle auch auf Stadt und Landkreis zählen können und man die Häuser der Region hier nicht im Regen stehen lässt."

Scharfe Kritik an der Bundespolitik

"Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass die Politik in dieser Krise nicht alles erdenkliche unternimmt, um den Krankenhäusern den Rücken freizuhalten", mahnt Michael Sammet. In den Kliniken herrsche bereits jetzt ein Ausnahmezustand, wie es ihn in der Bundesrepublik noch nie gegeben hat. Ein Zwölftel des fortgeschriebenen Vorjahresbudgets eines jeden Krankenhauses pro Monat, so wie es die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft (DKG) vorgeschlagen hat, hätte den Krankenhäusern eine gewisse Basisfinanzierung und finanzielle Sicherheit in dieser schwierigen Phase gegeben, sodass die Gehälter sicher bezahlt werden können.

"Stattdessen müssen wir für die Zeit der Krise weiterhin im bestehenden starren Krankenhausfinanzierungssystem arbeiten, erhebliche Ressourcen aufwenden für die Dokumentation, für Budgetverhandlungen mit den Krankenkassen, für das Bearbeiten von Fragen durch den medizinischen Dienst etc., damit die Gelder überhaupt fließen, statt Mitarbeiter für den zu erwartenden Anstieg von COVID-19-Patienten zur Verfügung zu stellen. Dies erachte ich in dieser Situation für völlig unverantwortlich." (Christian P. Stadtfeld) +++


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